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Testbericht

6. Juli 2014
Kopenhagen, 7. Juli 2014
Eingefleischte Mini-Fans rümpfen über den Countryman meist die Nase. Denn mit dem Subkompakt-SUV hat sich die Marke weit von der Go-Kart-Charakteristik des "richtigen" Mini entfernt. Aber auch die Optik ist bei weitem nicht so cool wie beim kleinen Verwandten. Der Popularität hat das keinen Abbruch getan. Nun erhält der Land(s)mann wie sein dreitüriger Verwandter Paceman ein sehr dezentes Facelift - für uns der Anlass für einen Test.

Lifting statt Neuauflage
Der Countryman ist seit 2010 auf dem Markt und hat sich damit nach dem üblichen Terminschema ein Facelift verdient. Der 2013 nachgeschobene Paceman wird bei dieser Gelegenheit gleich miterledigt. Soweit, so gut, doch ist die neue Generation des Mini bereits auf dem Markt. Warum stellt man dann die zwei Modelle nicht gleich auf die neue Basis? Müssen wir noch weitere vier Jahre auf die wirklich neuen Modelle warten? So lange nicht, heißt es bei Mini, es werden wohl eher zwei Jahre sein. Erstmal erhalten Countryman und Paceman also minimale optische Änderungen innen und außen sowie leicht modifizierte Motoren, die nun sämtlich die Euro-6-Norm erfüllen und sparsamer sind.

Sechs PS mehr für den Cooper S
Der Countryman besitzt als Cooper S nun 190 statt 184 PS. In der gefahrenen Version All4 mit Allradantrieb beschleunigt das Auto nun in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 215 km/h - eine geringfügige Verbesserung. In der Fahrpraxis fühlt man sich mit dem 1,6-Liter-Benziner gut motorisiert, der Wagen weckt aber keine Emotionen und animiert nicht zu sportlichem Fahren. Das liegt auch am etwas enttäuschenden Sound, der eigentlich nur laut und tief ist, aber niemals grollend.

Über ein Liter weniger Verbrauch
Zu den deutlichsten Verbesserungen gehört der Verbrauch, der beim Cooper S von 7,7 auf nur noch 6,4 Liter je 100 Kilometer sank. Anders als sonst oft verbrauchten wir auf unserer Ausfahrt auch nicht wesentlich mehr: 7,4 Liter meldete der Bordcomputer nach unserer Landstraßen-Ausfahrt. Zum Sparerfolg tragen eine verbesserte Aerodynamik am Unterboden, reibungsärmere Radlager und leichtere 17-Zoll-Felgen bei.

Gemütliches Fahrwerk
Das Fahrwerk ist für das gemütliche Cruisen gemacht. Es wirkt nur bei ganz schlechtem Fahrbahnbelag hart und ist wesentlich komfortabler als beim "richtigen" Mini. Go-Kart-Feeling wie bei diesem darf man freilich nicht erwarten, wie sich beim simulierten Pylonenwedeln sehr deutlich zeigt. Mit dem optionalen Sport-Button kann man die Lenkung direkter stellen, der Einfluss auf die Gasannahme ist kaum spürbar. Die beim neuen Mini angebotenen "Driving Modes" fehlen. Das Gleiche gilt für einstellbare Dämpfer und weitere Goodies wie Head-up-Display oder Abstandstempomat. Der neue Countryman ist eben kein wirklich neues Auto wie der kleine Mini.

Ärgerlich: Fast keine Sperre für den Rückwärtsgang
Der Cooper S Countryman erhielt am Grill eine Chrom-Querlamelle und ein rotes S. Innen wurden nur ein paar Chromdetails ergänzt, und das Zifferblatt des Rundinstruments vor dem Fahrer ist nun grau statt weiß - nun ja. Die meisten Materialien genügen dem Premiumanspruch von Mini, ein paar Elemente wie zum Beispiel die Handbremse bestehen aber aus billigem Hartplastik. Die Schaltung fällt durch ein knorpeliges Gefühl auf, das aber kein Nachteil ist. Sehr ärgerlich ist nach wie vor, dass man beim Anfahren leicht mal den Rückwärtsgang statt des ersten Gangs erwischt - wenn man nämlich den Hebel mit zu viel Kraft nach links drückt. Das kann an der Ampel böse enden: Bemerkt man den Fehler nicht und gibt Gas, fährt man den Hintermann an.
 
Gute Rundumsicht, aber kleine Außenspiegel
Die beim Cooper S serienmäßigen Sportsitze lassen am Rücken zu viel Spielraum nach links und rechts. In schnell gefahrenen Kurven hängt man doch recht schräg im Sitz. Die Rundumsicht ist jedoch gut, die dünnen Säulen sind kaum im Weg. Wenig erfreulich ist aber der nach wie vor zu tief angeordnete Außenspiegel auf der Beifahrerseite. So werden etwa 15 Prozent der ohnehin kleinen Spiegelfläche durch die Bordwand verdeckt.

Verschiebbare Rückbank mit viel Beinfreiheit
Die Beinfreiheit im Fond hängt von der Position der Rücksitze ab, denn diese lassen sich in Längsrichtung verschieben. In der hinteren Position ist die gebotene Beinfreiheit für ein nur 4,11 Meter langes Auto hervorragend, und auch über dem Kopf bleibt genug Raum. Der Cooper S Countryman ist stets ein Fünfsitzer. In den Kofferraum passen 350 bis 1.170 Liter. Damit liegt das Auto auf dem Niveau eines Nissan Juke, in einen Skoda Yeti passt jedoch weitaus mehr. Ein optionaler Einlegeboden egalisiert die Ladeschwelle und sorgt für einen leidlich ebenen Ladeboden nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen.

Keine Premium-Konkurrenten
Der Preis für den Cooper S Countryman All4 liegt nun bei 28.450 Euro, der entsprechende Fronttriebler ist für 26.700 Euro zu bekommen. Die Ausstattung dürfte für viele Käufer ausreichen, auch Klimaanlage, CD-Radio und 17-Zoll-Aluräder gehören dazu. Ein direkter Wettbewerber ist schwer auszumachen. Kleine SUVs gibt es in rauen Mengen, aber keine Premium-Fahrzeuge und meist deutlich schwächer. Am nächsten kommen dem Testauto der Nissan Juke mit dem 190 PS starken 1.6 DIG-T, den es allerdings nur als Fronttriebler gibt, und der Skoda Yeti 1.8 TSI 4x4, der jedoch nur 160 PS vorweisen kann. Beide sind ein paar tausend Euro günstiger.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Turbobenziner mit Direkteinspritzung, vollvariable Ventilsteuerung (Valvetronic)
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:140 kW (190 PS) bei UPM
Drehmoment:240 *) Nm bei 1.600 UPM
Preis
Neupreis: 28.450 €
Fazit
So cool wie ein richtiger Mini ist ein Countryman natürlich nicht. Das einzigartige Fahrgefühl fehlt genauso wie die schicke Optik. Dafür ist der Countryman komfortabler, bietet mehr Platz für Insassen und Gepäck. Schade nur, dass man noch lange nicht von den Vorzügen der neuen Mini-Generation profitiert. Gerade die flotten Dreizylinder könnten dem Land(s)mann mehr Pepp verleihen. Auch moderne Elektronikhelfer, wie man sie gerade von einem Premium-Auto erwartet, fehlen. Für den Durchschnittskäufer und seinen Alltag relevanter sind Minuspunkte wie die fast fehlende Rückwärtsgang-Sperre und der hohe Preis. Hier bezahlt man die jugendliche Mini-Aura mit, auch wenn der Countryman eigentlich eine ganz andere Art von Fahrzeug darstellt. + stark gesunkener Verbrauch, komfortables Fahrwerk, viel Platz im Fond - ungenügende Sperrung des Rückwärtsgangs, wenig Kofferraum, hoher Preis
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2014-07-06

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