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Testbericht

Marcel Sommer, 21. Oktober 2011
Lancia präsentiert mit großem Selbstbewusstsein die neuen Modelle Thema und Voyager. Der Thema soll 5er BMW, Audi A6 und Mercedes E-Klasse angreifen. Ein schwieriges Unterfangen.

„Die Welt braucht einen Lancia“, ist derzeit aus der schönen italienischen Stadt Turin zu hören. Saad Chehab, der Chef der großen Lancia-Chrysler-Allianz, präsentiert in diesen Tagen die neuen Fahrzeuge der italienischen Marke. Der Lancia Thema und der Lancia Voyager sollen den hohen Ansprüchen von Businesskunden genügen. Beide wirken dabei wie alte Bekannte in neuen Kleidern einer neuen Marke. Genauer gesagt wie zwei ausgewachsene Amerikaner, die gegen ihren Willen in schlecht verarbeitete Anzüge von der Stange gepresst wurden. Der Vorwurf, dass lediglich das Etikett geändert wurde, trifft allerdings nicht zu.

Die Investitionen in Höhe von über einer Milliarde Dollar allein für den unmittelbaren Nachfolger des Chrysler 300, dem Thema, sollen ihm schon auf den ersten Blick anzumerken sein. Freunden der Konkurrenz drängt sich schnell der Gedanke auf, dass der Designer der überarbeiteten Front- und Heckpartie nun zu den Superreichen dieser Welt gehört, denn mehr fällt nicht wirklich auf. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Die, ebenso wie der Voyager, im kanadischen Ontario produzierte Limousine ist durchaus an mehr als nur den beiden Karosserieenden überarbeitet worden. Im Innenraum finden sich Wurzelholzapplikationen und ein überaus ansprechendes Cockpit wieder. Auch das große, optional erhältliche, Glasschiebedach, die Verarbeitung der Ledersitze und eine ausgezeichnete Geräuschdämmung machen das was sie sollen, den Fahrkomfort steigern. Zudem wurden das Fahrwerk und die Dämpfung des zwei Tonnen schweren Thema optimiert und ein Achtganggetriebe aus dem Hause ZF verbaut.

Wer jedoch etwas genauer hinschaut, wird schnell auf den harten Turiner Boden zurückgeholt. Plastikverkleidungen, die sich schon beim Anschauen von der C-Säule lösen. Spaltmaße, die mit dem bloßen Auge als nicht übereinstimmend enttarnt werden. Plötzlich piepende und blinkende Airbag- Anzeigen sowie und eine Umluftfunktion, die sich schlicht weg weigert, den vorwegfahrenden stinkenden LKW zumindest geruchstechnisch vom Innenraum fernzuhalten. Der Platz im Fond, des ab 41.400 Euro zu habenden Lancia Thema, ist leider auch nicht gerade fernreisetauglich – zumindest für Personen jenseits von 1,80 Meter Größe. Ganz im Gegensatz zu den beiden Frontplätzen. Hier kann bequem gesessen und gereist werden. Die Straßen sollten dabei nicht allzu kurvenreich sein, da, genau wie beim Vorgänger, die Sitze zwar über eine angenehme Beinauflage aber nicht über ausreichenden Seitenhalt verfügen. Premium ist da wahrlich etwas anderes. Alles scheint wie ein gut durchdachter Angriff beim Fußball zu sein. Super bis zum Strafraum aber dann trotzdem vorbei.

Motorenseitig sieht es ähnlich aus. Der 5,07 Meter lange Thema fährt ab dem 12. November mit zwei Diesel- und einer Benzinvariante vor. Wobei sich die Dieselmotoren lediglich in einer veränderten Software voneinander unterscheiden. Beide beziehen ihre Kraft aus einem Dreiliter-V6-Motor und verbrauchen 7,2 Liter auf hundert Kilometern. Die kleinere Version kommt mit 140 kW/190 PS, die größere mit 176 kW/239 PS auf den Markt. Der eigentliche Stolz der Allianz ist der 3,6 Liter-V6-Benziner mit 210 kW/286 PS und einer modernen Achtgangautomatik. Er soll knapp über zehn Liter auf hundert Kilometern verbrauchen. Potenzielle Käufer müssen auf ihn allerdings etwas länger warten, da das erste Schiff aus Kanada nur Selbstzünder geladen hat. Ähnliches gilt für eine noch folgende Achtgangautomatik für die Dieselmotoren. Bis diese den Weg ins Fahrzeug gefunden und dann den anschließenden Seeweg über den Atlantik zurückgelegt haben werden, müssen Thema-Käufer mit einer veralteten und zweitweise recht schaltfaulen Fünfgang-Automatik vorlieb nehmen.

Quelle: Autoplenum, 2011-10-21

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