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Testbericht

7. Oktober 2009
Haar, 2. Oktober 2009 - Woran denken Sie beim Wort "Nemo”? Junge Menschen assoziieren damit unweigerlich den lustigen Clownsfisch aus dem Zeichentrickfilm "Findet Nemo", während andere den von Jules Verne beschriebenen Kapitän Nemo kennen werden. Nun kommt noch eine Bedeutung dazu: Citroën nennt seinen kleinsten Familientransporter Nemo. Seit kurzem ist unter dem Namen "Multispace" eine vollverglaste Pkw-Variante auf dem Markt, die wir mit dem 68-PS-Diesel getestet haben. Ungewöhnliche Optik Bereits auf den ersten Blick sticht der Nemo aus dem automobilen Einheitsbrei hervor: Neben der Höhe von 1,73 Meter sorgt dafür vor allem die rundliche und wuchtige Frontpartie mit großem Stoßfänger. Kritiker sehen in ihr einen vorstehenden Unterkiefer, wir finden die Optik durchaus sympathisch. Das Kennzeichen der Multispace-Variante ist die Rundumverglasung, wobei die hinteren Passagiere die Fenster nur ausstellen können. Negativ kommt hinzu, dass das hinterste Seitenfenster recht klein ausfällt und dadurch die Sicht nach hinten einschränkt. Als sehr praktisch erweisen sich die serienmäßigen beiden hinteren Schiebetüren. Sie sind zwar recht schmal, trotzdem wird der Nemo dadurch richtig praktisch. Sie erleichtern den Zugang für die hinteren Mitfahrer, deren Fußraum ausreichend bemessen ist. Viel Platz auf wenig Raum Trotz einer auf dem Papier relativ bescheiden wirkenden Länge von 3,96 Meter bietet der Nemo im Innenraum enorm viel Platz. Die Kopffreiheit lässt keine Wünsche offen, die Sitzposition ist angenehm hoch. Allerdings stört auf dem Fahrerplatz die massive Unterkante des Armaturenbretts, welche sich störend im Fußraum bemerkbar macht. Leider ist der Verstellbereich der Sitze insbesondere in der Höhe zu kurz ausgefallen, die Gurtposition lässt sich überhaupt nicht verstellen. Ein weiteres Manko ist die an sich praktische Armlehne für den Fahrersitz, die aber zu niedrig angebracht ist. Die knubbelartige Frontpartie kann man als Nemo-Pilot nur schwierig abschätzen, wohl auch deswegen bestehen große Teile des vorderen Stoßfängers aus unlackiertem Kunststoff. Hinter der großen Heckklappe verbirgt sich ein gut nutzbarer Kofferraum mit ansehnlichen 356 bis 2.500 Liter Volumen.

Einfach, aber übersichtlich Das Cockpit des Nemo empfängt uns mit schlichten Kunststoffen und einer einfachen Verarbeitungsqualität. So wirkt beispielsweise der Mix der Türverkleidungen aus lackiertem Blech und grauem Kunststoff billig. Allerdings: Genau das will der kleine Citroën auch sein, preiswert nämlich. Die Bedienungselemente lassen keine Fragen offen, die Instrumente sind gut ablesbar, allerdings fehlt dem Drehzahlmesser ein roter Bereich. Sehr griffgünstig sind die Regler für Radio und Heizung angebracht, gut hat uns zudem der hochgesetzte Schalthebel gefallen. Die Fünfgang-Schaltung als solche ist präzise, einzig beim Einlegen des fünften Gangs hakelt es. Reisen statt Rasen Die Gänge müssen häufiger gewechselt werden, denn naturgemäß reißt der kleine 68-PS-Diesel im Nemo keine Bäume aus, zumal der Multispace bereits leer knapp 1,3 Tonnen wiegt. Hier gilt die Devise "Reisen statt Rasen", denn zum gemütlichen Mitschwimmen in der Ebene reicht die Kraft allemal. Bei Tempo 120 ist die Laufkultur akzeptabel, darüber wird es in Verbindung mit zunehmenden Windgeräuschen deutlich lauter. Die Kombination aus dem präsenten, aber nicht aufdringlichen Laufgeräusch weckt passend zum Namen Nemo das Gefühl, Kapitän zu sein. Zum flotteren Vorankommen und besonders an Steigungen muss aber öfter in einen niedrigeren Gang gewechselt werden. Bis Tempo 100 vergehen stolze 18,7 Sekunden. Sehen lassen kann sich der Verbrauch: Das Werk gibt 4,5 Liter auf 100 Kilometer an, wir lagen im Durchschnitt bei 5,7 Liter. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Beim Kaltstart begrüßt der Franzose seinen Besitzer gerne lautstark nagelnd mit einer Rußwolke, denn einen Partikelfilter gibt es nicht für Geld und gute Worte. Gleiches gilt für ein ESP, was unverständlich ist, denn beim Schwestermodell Fiat Qubo ist der Schleuderschutz zu haben. Indes gefällt das Fahrwerk mit gutem Abrollkomfort und hält, auch bedingt durch die geringe Motorkraft, keine bösen Überraschungen bereit. Günstiger Familienfreund Die große Stunde des Citroën schlägt beim Preis. Für den Diesel-Nemo werden 14.490 Euro aufgerufen, der alternativ angebotene Benziner mit 73 PS kostet sogar nur 12.990 Euro. Zur Serienausstattung gehören unter anderem elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Front- und Seitenairbags, elektrische Fensterheber vorne und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung. Empfehlenswert ist das Audio-Klima-Paket, bestehend aus manueller Klimaanlage und CD-Radio für 1.390 Euro und das Paket mit Einparkhilfe hinten und Dachreling für 590 Euro. Die vergleichbare Konkurrenz stammt aus Frankreich und Italien: Renault bietet den Modus Expression mit 65-PS-Diesel für 14.100 Euro.Hinzu kommen die Nemo-Verwandten Peugeot Bipper Tepee und Fiat Qubo.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung
Hubraum:1.399
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:50 kW (68 PS) bei UPM
Drehmoment:160 Nm bei 1.750 UPM
Preis
Neupreis: 14.490 €
Fazit
Das Konzept des Citroën Nemo weiß zu gefallen: Kaum ein anderes Fahrzeug bietet auf so geringer Grundfläche so viel Raum. Hinzu kommt, dass der Preis stimmt. Dafür nimmt man auch gerne den schlappen Diesel in Kauf. Inakzeptabel sind jedoch die Abwesenheit von ESP und Partikelfilter, die es zumindestens gegen Aufpreis geben sollte. Somit beschleicht uns das Gefühl, dass an der falschen Stelle gespart wird. Diese Patzer verhindern letztlich eine bessere Gesamtnote für den Nemo.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2009-10-07

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