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Testbericht

18. Juli 2011
Potsdam, 18. Juli 2011 - Weniger als 130 müssen es sein, 95 sind es geworden: Nissan bekommt mit dem Micra DIG-S Zuwachs bei seinen abgasärmsten Fahrzeugen, den so genannten Pure-Drive-Modellen. Der Kleinwagen ist aber nicht nur ein weiteres Mitglied im Nissan-Club der Fahrzeuge, die weniger als 130g/km CO2 ausstoßen. Mit 95 Gramm pustet der Micra DIG-S im Vergleich zu seinen Nissan-Kollegen sogar am wenigsten Kohlenstoffdioxid in die Luft. DIG-S steht für "Direct Injection Gasoline - Supercharged" - es handelt sich also um einen Benziner mit Direkteinspritzung und Kompressor.

Kompressor ersetzt vierten Zylinder Bislang stand für den Micra nur ein 80 PS starker Benziner zur Verfügung. Der neue DIG-S baut auf dem 1,2-Liter-Aggregat auf und leistet 98 PS. Beide Motoren sind nahe Verwandte des Vierzylinders aus den Baureihen Note, Juke und Qashqai - allerdings mit nur drei Zylindern. Um die fehlende vierte Kraft aufzuwiegen, hat Nissan den DIG-S mit einem Kompressor und einer Direkteinspritzung aufgemotzt. Das Ergebnis ist eine Leistungssteigerung von 18 PS und ein erhöhtes maximales Drehmoment von 110 auf 142 Newtonmeter. Laut dem japanischen Hersteller vereint der neue Motor Leistung und Laufkultur eines Benziners mit der Genügsamkeit eines Diesels. Wir haben den neuen Micra DIG-S getestet und konnten vergleichsweise auch die 80-PS-Motorisierung fahren.

Motorleistung ist in der Stadt gleich Beim DIG-S-Motor verdichtet der Kompressor die angesaugte Luft bei niedrigen Drehzahlen. Die dadurch gewonnene Durchzugskraft ist beim Cityflitzer im Vergleich zu seinem 80-PS-Bruder aber nur außerorts zu spüren. Bei Überholvorgängen auf Landstraßen ist die zusätzliche Power hilfreich. Bei langsamer Fahrt in der Stadt ist jedoch kein Unterschied festzustellen. Der Kompressor wird bei niedrigen Geschwindigkeiten abgeschaltet, um den Verbrauch zu reduzieren. Der DIG-S beschleunigt gleichmäßig in 11,3 Sekunden von null auf Tempo 100. Ab 130 km/h geht ihm etwas die Puste aus. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 180 km/h.

Dreizylinder behält die Ruhe Um den Vibrationen und Unwuchten eines Dreizylinders entgegenzuwirken, hat Nissan auf der Kurbelwellenscheibe ein versetztes Gegengewicht angebracht. Die dadurch entstehenden ovalen Bewegungen neutralisieren die vertikalen Vibrationen der Kolben. Und das mit großem Erfolg: Die beiden Dreizylinder-Motoren sind kaum zu hören. Im Vergleich zu einem konventionellen Vierzylinder der gleichen Leistungsklasse konnte Nissan zusätzlich die interne Reibung der Dreizylinder um 30 Prozent verringern. Dazu beigetragen haben kreisrunde Bohrungen für die Kolben, eine Beschichtung aus diamantähnlichem Karbon für die Kolbenringe sowie eine Ölpumpe mit variablem Hub.

Miller-Verbrennungszyklus steigert Effizienz Um die versprochenen 95 Gramm CO2 pro Kilometer einzuhalten, hat Nissan neben der Direkteinspritzung und der Abschaltung des Kompressors bei langsamer Fahrt noch weitere Maßnahmen vorgenommen. Serienmäßig ist der Micra DIG-S mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet. Ein weiterer Baustein zur effizienteren Nutzung des Kraftstoffes liegt in der Anwendung des Miller-Verbrennungszyklus. Die Einlassventile bleiben hier länger geöffnet als bei konventionellen Viertakt-Motoren. Dadurch werden Pumpverluste reduziert und die Temperatur des Gemisches aus Kraftstoff und Luft wird gesenkt. Das Verdichtungsverhältnis haben die Nissan-Ingenieure beim DIG-S-Aggregat zudem auf 13:1 angehoben. Wie bei der 80-PS-Motorisierung tragen auch beim neuen Motor eine variable Ventilsteuerung und eine elektronisch gesteuerte Abgasrückführung zusätzlich zur Verbrauchsreduzierung bei.

Bremsenergie wird der Batterie zugeführt Die Effizienzsteigerung beruht nicht nur auf den Modifikationen am Motor. Auch bei den Hilfsaggregaten hat sich der Hersteller etwas überlegt: So wird zum Beispiel die Lichtmaschine nicht permanent über einen Keilriemen vom Motor angetrieben. Vielmehr wird über die regenerative Lichtmaschine des DIG-S-Triebwerks beim Bremsen Energie zurückgewonnen und der Batterie zugeführt.

Verbrauch steigt mit der Ausstattung Das Ergebnis der Effizienzsteigerung beim DIG-S ist nicht nur der niedrige CO2-Ausstoß von 95 g/km, sondern auch ein durchschnittlicher Verbrauch laut Nissan von 4,1 Liter auf 100 Kilometer. Diese Werte beziehen sich allerdings nur auf die Basisversion Visia in Verbindung mit Fünfgang-Schaltgetriebe. Die beiden höheren und damit auch schwereren Ausstattungsvarianten - Acenta und Tekna - gibt der Hersteller mit 4,3 Liter an. Der CO2-Wert liegt hier bei 99 Gramm pro Kilometer. Der kleinere 80-PS-Bruder verbraucht laut Nissan durchschnittlich 5,0 Liter auf 100 Kilometer. Wir haben den Micra DIG-S mit Tekna-Ausstattungsniveau getestet und kamen bei unserer Fahrt durch Potsdam, über die umliegenden Landstraßen und ein kurzes Autobahnstück auf einen Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer von 5,4 Liter - 1,1 Liter mehr als vom Hersteller angegeben. Als Verbrauchswert für die Stadt gibt Nissan 5,2 Liter an. Wir konnten von unserer Anzeige 5,9 Liter ablesen.

Handschaltung oder CVT-Automatik? Der Nissan Micra ist serienmäßig mit einer Fünfgang-Schaltung ausgerüstet. Diese hakelt allerdings etwas. Vor allem der fünfte Gang lässt sich nicht ganz flüssig einlegen. Zudem hätten wir uns noch einen sechsten Gang gewünscht. Als Alternative steht ein automatisiertes CVT-Getriebe zur Wahl. Der Verbrauch steigt mit der Automatik allerdings um 0,5 auf 5,9 Liter, die CO2-Emission beträgt jetzt 115 Gramm. Das reicht aber immer noch für die Mitgliedschaft im Pure-Drive-Club.

CO2-Spitzenposition nur gegen Aufpreis Die Einstiegsversion des stets fünftürigen Micra DIG-S gibt es ab 12.340 Euro. Das sind 1.600 Euro mehr als die 80-PS-Variante kostet. Dafür sind aber eine Klimaanlage und ein CD-Radio serienmäßig, die beim schwächeren Motor mit zusätzlichen 1.500 Euro zu Buche schlagen. Die genauen Preise für die Ausstattungsdetails will Nissan in Kürze bekannt geben. Im Vergleich dazu kostet ein fünftüriger VW Polo mit einem 85-PS-Benziner 16.000 Euro. Der Wolfsburger verbraucht laut Hersteller 5,9 Liter im Schnitt und stößt 139 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Ab dem 24. September 2011 steht der in Indien hergestellte Micra bei den Händlern.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor
Hubraum:1.198
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:3
Leistung:72 kW (98 PS) bei UPM
Drehmoment:142 Nm bei 4.400 UPM
Preis
Neupreis: 12.340 € (Stand: Juli 2011)
Fazit
Der neue Nissan Micra DIG-S konnte uns mit seinem laufruhigen Motor überzeugen. Auch die Genügsamkeit schlägt sich positiv auf den Geldbeutel nieder. Der Aufpreis von 1.600 Euro gegenüber der 80-PS-Variante ist in Bezug auf die Mehrausstattung gerechtfertigt. Die 18 PS mehr Power sind im Stadtverkehr aber nicht zu spüren. Zum richtigen Spritsparen bei höheren Geschwindigkeiten fehlt uns zudem der sechste Gang.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2011-07-18

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