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Testbericht

17. Juni 2011
Nürburgring, 17. Juni 2011 - Von außen präsentiert sich der GTI nur dezent verändert. Innen erwarten uns bequeme Sportsitze mit Karomuster und als Schaltknauf der legendäre Golfball. Das Auto beschleunigt gut, doch die Lenkung hat recht viel Spiel und wir müssen uns mit vier Gängen begnügen. Nein, die Rede ist nicht vom neuen Golf GTI Edition 35. Sondern von dessen Urahn, wie er ab 1976 gebaut wurde. 110 PS bei einem Gewicht von weniger als 900 Kilogramm sorgten vor 35 Jahren für Fahrspaß - und tun es heute noch. Trotzdem liegen Welten zwischen dem ersten GTI und der jüngsten Ausgabe. Leistungsmäßig zwischen GTI und R Seit dem 20. Jubiläum feiert Volkswagen alle fünf Jahre den Geburtstag des Golf GTI mit einem leistungsstärkeren Sondermodell. Das neueste trägt den Namenszusatz "Edition 35" und wird ganz bescheiden als der stärkste GTI, den es je gab, angepriesen. Auf 235 PS bringt es der kompakte Sportler. Damit liegt der Edition 35 zwischen dem herkömmlichen GTI (210 PS) und dem Golf R (270 PS). Vom Letztgenannten bekommt der Jubiläums-Golf auch den Motor - in einer abgespeckten Version. Das Zweiliter-Aggregat mit Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung stammt ursprünglich von der Tochter Audi und befeuert dort den S3. Auch bei 200 noch ausreichend Puste Doch auch dem Golf steht das Vierzylinder-Aggregat gut zu Gesicht. Garniert von einem kernigen Röhren, spurtet der GTI Edition 35 in 6,6 Sekunden von null auf Tempo 100, drei Zehntel schneller als der normale GTI. Gleichzeitig steigt die Höchstgeschwindigkeit beim Handschalter um sieben km/h auf jetzt 247 Stundenkilometer. Doch das sind eher Werte für die Statistik. Viel aussagekräftiger ist das Fahrerlebnis. Aus dem Stand startet das Fahrzeug kraftvoll durch, beschleunigt zügig - und hört damit gar nicht mehr auf. Im Nu sind 160, 180, 200 Sachen erreicht und dem Auto geht die Puste immer noch nicht aus.

Knackige oder sanfte Gangwechsel Ob man sich für die knackige, gut abgestufte Sechsgang-Schaltgetriebe oder das sanfte, zügige Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DSG entscheidet, dürfte Geschmackssache sein. Ehrliche Handarbeit oder nahezu perfekte automatische Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechnung - beide Varianten machen auf ihre Weise Spaß. Weniger Spaß macht hingegen der Verbrauch: 8,1 Liter (DSG 8,0 Liter) gibt der Hersteller an, doch bei sportlicher Fahrweise schluckt der GTI Edition 35 auch schnell elf Liter. Den bringt nichts aus der Bahn Das serienmäßige Sportfahrwerk zeigt auf den kurvigen Straßen in der Eifel, was es kann: Der Editions-GTI liegt perfekt auf der Straße, Biegungen nimmt er wie im Handstreich. Selbst bei hohem Tempo bringt man den Wagen nur selten in den Grenzbereich, in dem das ESP eingreifen müsste. Dafür mitverantwortlich ist die elektronische Differenzialsperre XDS an der Vorderachse. Immer, wenn das vordere kurveninnere Rad Haftung zu verlieren droht, wird es gezielt abgebremst. So kann das für Fronttriebler typische Untersteuern in schnell gefahrenen Kurven ausgeglichen werden. Mithilfe der adaptiven Fahrwerksregelung DCC (kostet 965 Euro extra) lassen sich auf Knopfdruck Dämpfer und Lenkung verhärten. Doch auch, wer gerne gemütlich unterwegs ist, kommt auf seine Kosten: Ein ordentlicher Restkomfort bleibt immer gewahrt, zusätzlich bietet das DCC einen eigenen Comfort-Modus. Nur dezente Unterschiede Bei den Jubiläumsmodellen zum 20., 25. und 30. Geburtstag des Golf GTI hatten die Wolfsburger jeweils individuelle gestaltete Felgen spendiert. Diese Tradition wird beim Edition 35 fortgesetzt. Serienmäßig rollt das Auto auf silbernen oder grauen 18-Zoll-Rädern in neuem Design. Alternativ sind für 600 Euro schwarze Fünf-Speichen-Räder in 19 Zoll erhältlich. Darüber hinaus muss man schon genau hinschauen, um den Sonder-GTI als solchen auszumachen. Vorne gibt es eine modifizierte Schürze mit zusätzlichen Luftleitflächen außen und einem schwarz gehaltenen Frontspoiler. Ebenfalls in Schwarz gehalten sind die Außenspiegelkappen. Weitere Erkennungsmerkmale sind Schwellerverbreitungen in Wagenfarbe und "35"-Schriftzüge auf den vorderen Kotflügeln.

Erinnerungen an den Ur-GTI Innen gibt es zwei liebevolle Reminiszenzen an den Ur-GTI: Die karierten Sitzbezüge "Jacky" und der Schaltknauf im Golfball-Design - beim Schaltgetriebe nur im vorderen Bereich angedeutet, beim DSG-Hebel deutlich ausgeprägter. Die eigens entwickelten Sportsitze mit "35"-Logo bieten eine tolle Passform, das unten abgeflachte Lederlenkrad liegt gut in der Hand. Darüber hinaus wird das Golf-bewährte übersichtliche Cockpit durch rote Ziernähte und Chrom-Applikationen veredelt. Viel dabei für viel Geld Auch wenn VW den Golf GTI Edition 35 als Sondermodell einstuft: Sparen ist angesichts eines Grundpreises von 30.425 Euro für den Dreitürer eher vor dem Kauf angesagt. Die 3.150 Euro Aufpreis gegenüber dem normalen GTI beinhalten neben dem Leistungsplus und den Editions-Merkmalen auch Xenon-Scheinwerfer. Immerhin: Dank der umfangreichen Serienausstattung fällt die Liste der zubuchbaren Extras angenehm kurz aus. Sputen müssen sich GTI-Fans übrigens nicht: Die Auflage des neuesten Geburtstags-GTI ist weder limitiert noch zeitlich begrenzt.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Ottomotor mit Direkteinspritzung und Turbolader
Hubraum:1.984
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:173 kW (235 PS) bei UPM
Drehmoment:300 Nm bei 2.200 bis 5.500 UPM
Preis
Neupreis: 30.425 € (Stand: Juni 2011)
Fazit
Noch etwas stärker, noch etwas individueller: Der Golf GTI Edition 35 wird die GTI-Fans erfreuen. Doch nicht nur die. Die 235-PS-Variante bietet Fahrvergnügen pur. Dem kraftvollen Antrieb geht (fast) nie die Puste aus, Fahrwerk und Lenkung lassen den Geburtstags-GTI perfekt über den Asphalt zirkeln. Resultat sind sportwagen-typische Fahrwerte - und ein entsprechender Durst. Großes Plus: Wie jeder GTI ist auch der Edition 35 ein voll alltagstauglicher Kompaktwagen.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: auto-news, 2011-06-17

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