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Testbericht

Sebastian Viehmann / Stefan Grundhoff, 12. September 2010
Familien lieben Crossover. Die Väter träumen hinter dem Steuer von einem Hauch Rodeo und die Frauen genießen die hohe Sitzposition und das praktische Platzangebot. Das bieten Ford Kuga und Mazda CX-7 beide. Langweilig ist keiner.

Der Mazda CX-7 ist neben dem gerade abgelösten BMW X3 der sportlichste SUV in der Mittelklasse. Weder optisch noch technisch ein Langweiler, dazu individuell geschnitten und gut motorisiert – kein Wunder, dass der 4,70 Meter lange CX-7 längst eine feste Größe im Modellprogramm der Zoom-Zoom-Japaner geworden ist. Nachdem der kleine Bruder des großen Mazda CX-9 lange Zeit nur als 260 PS starker Power-Benziner zu bekommen war und sich so um verdiente Verkaufszahlen in Europa brachte, hat sich mit dem nachgezogenen Dieselmodell das Blatt gewendet. Schade, dass Mazda nur den halben Schritt gemacht hat. So ist der 173 PS starke Selbstzünder nach wie vor nur mit Handschaltung zu bekommen. Das kostet zahlreiche Interessenten, die ein automatisiertes Getriebe favorisieren. Den Spurt schafft der CX-7 in zu schwachen elf Sekunden.

Einen ähnlichen Lapsus erlaubt sich Ford beim 4,45 Meter langen Kuga nicht. Der Kuga kam spät – viel zu spät, als die meisten Konkurrenten längst erfolgreich familienfreundliche SUV in der Mittelklasse positioniert hatten. Mit dem Kuga kam aus dem Hause Ford ein Crossover mit fahrdynamischen Qualitäten. Doch trotz ordentlichem Preis hinkt der gute Kuga nicht nur in Deutschland abgeschlagen dem Platzhirschen VW Tiguan hinterher. Auch bei ihm hat der Kunde die Möglichkeit, sich für einen PS-starken Benziner zu erwärmen. Doch das dieselgeneigte Europa-Klientel hat den 2.0 TDCi mit 120 KW / 163 PS mittlerweile zum Lieblingsprodukt auserkoren. Der Motor passt vorbildlich in den Kuga, insbesondere in Verbindung mit dem optionalen Doppelkupplungsgetriebe, das man beim Mazda schmerzlich vermisst. Der Ford schafft den Imagespurt auf Tempo 100 in zehn Sekunden.

Beide Konkurrenten werden im Normalbetrieb vorrangig über die Vorderachse angetrieben. Die Leistung wird nur dann effektvoll nach hinten transferiert, wenn vorne die nötige Haftung fehlt. In Sachen Motorleistung liegen die beiden Konkurrenten nahezu gleichauf. Der Mazda CX-7 2.2 CD leistet 127 KW / 173 PS und 400 Nm maximales Drehmoment. Der Ford Kuga muss mit 120 KW / 163 PS und 340 Nm Drehmoment bei 2.000 U/min auskommen. So oder so reicht das für solides Vorankommen und ordentlichen Durchzug. Im Gesamtpaket macht der Vierzylinder-Diesel des CX-7 den besseren, weil kräftigeren Eindruck. Er läuft etwas rauer als der Motor des Kuga, zieht jedoch bereits von unten heraus besser durch. Der Kuga ärgert seinen Piloten mit einem allzu spürbaren Turboloch. Bevor die Zwangsbeatmung des Vierzylinder-Commonrail-Diesels greift, passiert nicht viel. Erst bei knapp 2.000 Touren geht nennenswert die Kölner Post ab.

Beim Durchschnittsverbrauch sind die Unterschiede kaum spürbar. Der Kuga benötigt auf 100 Kilometern mit 8,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern exakt zwei Liter mehr als von Ford versprochen. Derweil begnügt sich der Mazda CX-7 in der Realität mit 8,5 Litern und liegt damit deutlich näher am avisierten Normdurst von 7,5 Litern Diesel per 100 Kilometern. Beide Fahrzeuge bieten weder eine Start-Stopp-Automatik, noch entkoppelbare Nebenaggregate oder ein regeneratives Bremssystem. Der Mazda ist mit einem Adblue-System zur Harnstoff-Einspritzung ausgestattet, das die Schadstoffklasse Euro5 ermöglicht.

Bei der Höchstgeschwindigkeit hat der knapp 1,8 Tonnen schwere Mazda knapp die Nase vorn. Er knackt mit 201 km/h knapp die 200er-Marke während der Ford bei 195 km/h die Arbeit einstellt. In Sachen Fahrverhalten liegen Ford und Mazda auf gleicher Höhe. Der Ford geht bei flotter Gangart souveräner mit dem hohen Fahrzeugschwerpunkt um und lässt weniger Wankbewegungen zu. Darüber hinaus lenkt der Kuga präziser als der CX-7 ein. Beide Konkurrenten sind keine Spielverderber und bereiten trotz familiären Qualitäten nennenswerten Fahrspaß. Einen gehörigen Anteil daran hat hüben wie drüben die straff sportliche Fahrwerksabstimmung.

Das Platzangebot von Kuga und CX-7 liegt klassenbedingt auf ähnlichem Niveau. Vorne geht es bei Mazda und Ford bequem und geräumig zu. Auch im Fond können jeweils zwei Insassen bequem sitzen. Hier stört die konturlose Rückbank des Mazda, auf der Insassen munter hin und her rutschen. Die Kopfstützen sind deutlich zu niedrig und eine sinnvolle Sitzheizung ist im Fond nicht einmal gegen Aufpreis verfügbar. Cockpit und Anzeige sind dagegen deutlich sehenswerter und sportlicher als beim Ford Kuga. Jedoch ist das Navigationssystem in Funktion und Darstellung deutlich hinter dem Wettbewerb zurück und der Bildschirm allzu winzig. Das Cockpit des Kuga ist deutlich aufgeräumter und liebloser als im Mazda. Hier nervt der zusätzliche Bediensatellit des Radios und das das ebenfalls wenig zeitgemäße Navigationssystem. Der Sitzkomfort im Kuga ist besonders auf der Rückbank größer als beim CX-7. Der Laderaum des Ford Kuga schluckt 410 bis 1.405 Liter. Im Heck des CX-7 geht es mit 455 bis 1.348 Litern ebenfalls nicht überdimensional, aber allemal geräumig genug zu. Beide Heckklappen lassen sich ausschließlich manuell bedienen.

Der Ford Kuga mit Dieselmotor ist in der wenig sinnvollen Kombination aus 140-PS-Diesel und Frontantrieb ab 27.000 Euro zu haben, die 163 PS-Version steht ab 30.000 Euro in der Liste und ist sinnvollerweise obligatorisch mit Allradantrieb ausgerüstet. Ford offeriert den Kuga in den zwei Ausstattungslinien Trend und Titanium. Das Trend-Modell hat unter anderem ESP, die zweigeteilte Heckklappe, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Nebelscheinwerfer und Lederlenkrad an Bord. Beim Modell Titanium stehen zusätzlich Tempomat, Zweizonen-Klimaautomatik, Stoff-/Lederpolsterung, Licht- und Regensensor sowie 17-Zoll-Räder parat. Als Titanium kostet der Ford Kuga 2.0 TDCi mit Powershift-Getriebe mindestens 34.000 Euro. Ledersitze, Xenonlicht und Navigationssystem kosten selbst beim Topmodell nochmals extra. Der Basispreis für den Mazda CX-7 liegt bei 29.990 Euro. Deutlich mehr bietet sich der komplett ausgestattete CX-7 2.2 CD Exclusive für 35.390 Euro an. Dann sind unter anderem beheizbare und elektrische Ledersitze, Xenonlicht und Klimaautomatik serienmäßig. Das winzige Navigationssystem kostet 720 Euro extra.

Unter dem Strich gewinnt der Mazda CX-7 2.2 CD diesen Vergleichstest denkbar knapp. Letztlich gibt der bessere, weil kraftvollere Motor und das etwas günstigere Preisniveau den Ausschlag. Der CX-7 erlaubt sich genau genommen nur zwei Schwächen: das fehlende Automatikgetriebe und das entbehrliche Navigationssystem, das mit schwacher Bedienung und winzigem Bildschirm nervt. Der Ford Kuga ist ebenso ausgewogen und nicht nur durch das Doppelkupplungs-Getriebe komfortabler. Doch selbst beim Topmodell Titanium müssen Kunden sinnvolle Extras teuer bezahlen.

Quelle: Autoplenum, 2010-09-12

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