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Testbericht

Stefan Grundhoff, 4. Juni 2013
Kaum ein Hersteller hat sich im Van-Segment derart breit gemacht wie Ford. Galaxy, S-Max und die beiden C-Maxe kennen die meisten Familienväter. Doch besonders der kleine B-Max ist mehr als ein Geheimtipp.

Der Ford B-Max punktet mit seinem gefälligen Äußeren und Schiebetüren, die die Karosserie ohne eine B-Säule auskommen lassen. Ein- oder Aussteigen kein Problem und sogar Kindersitze oder Gepäck lässt sich leicht in den Fond wuchten. Schade, dass Ford nur halbe Sachen gemacht hat, denn die Schiebetüren sind zwar leichtgängig zu öffnen, lassen sich aber nur per Hand bedienen und hinten gibt es eine wenig ausgetüftelte Lösung für die Kabelführung der elektrischen Verbraucher. Elektrische Schiebetüren und eine ebensolche Heckklappe wie bei größeren Van hätten dem Ford B-Max weitere Pluspunkte beim Kundennutzen gebracht. Wer will bei SUV, Crossover oder Van die Heckklappe oder praktische Schiebetüren heute noch elektrisch bedienen? Niemand.

So schmuck sich der nur 4,08 Meter lange Einstiegsvan von Ford von außen auch präsentiert; im Innern darf man angesichts der überschaubaren Dimensionen keine Raumwunder erwarten. Vorne sitzt es sich angenehm und im klassenüblichen Standard. Die Sitzverstellung? Mäßig. Im Fond zu dritt? Keine Chance und selbst zu zweit sollten in Reihe zwei nur Personen bis 1,70 Platz nehmen, denn sonst wird es schlicht zu eng. Ist der Ford B-Max 1.0 daher ein ideales Auto für die junge Familie mit zwei Kindern? Leider nicht, denn es passt zwar im durch das Panoramadach lichtdurchfluteten Innenraum, aber der 318 Liter kleine Kofferraum lässt einen bei aller B-Max-Variabilität niemals zu viert in das verlängerte Wochenende reisen. Doch zu dritt funktioniert das Ganze prima. Einfach ein Drittel der Rückbank umlegen und los geht es im familiären Trio Richtung Österreich, an die Ostsee oder Adria. Wer die gesamte Rückbank umklappt, kann immerhin 1.386 Liter für Ladetätigkeiten jeglicher Art nutzen.

Der Fahrer muss sich derweil mit dem alles andere als überzeugenden Armaturenbrett auseinandersetzen. Hier hechelt Ford der Konkurrenz deutlich hinterher. Die überfrachtete Mittelkonsole mit ihren empfindlichen schwarzen Kunststoffoberflächen gibt einem auch nach Wochen noch Rätsel auf. Die Bedienung vieler Fahrzeugfunktionen über Lenkradtasten, Sprache und Taster auf der Mittelkonsole ist alles andere als einfach. Nicht besser sind die Instrumente und der viel zu kleine Multifunktionsbildschirm in der Mitte der Armaturentafel.

Deutlich besser schlägt sich das angenehm ausgewogene Fahrwerk, mit dem man auch bei flotter Gangart so richtig seinen Spaß haben kann. Der nicht zu weich abgestimmte Ford B-Max mit seinem Leergewicht von 1,3 Tonnen überzeugt mit seiner direkten Lenkung, geringen Wankbewegungen und ordentlich zupackenden Bremsen. Eine gute Besetzung ist der kleine Dreizylinder mit gerade einmal einem Liter Hubraum. Dank Turboaufladung werden ihm in der kleineren Version 74 kW / 100 PS und 170 Nm bei 1.400 U/min entlockt. Weniger Leistung sollte es für den kleinen Ford-Van jedoch auf gar keinen Fall sein. Der drehfreudige Turbo-Direkteinspritzer sorgt für 175 km/h Spitze und 0 auf Tempo 100 in trägen 13,2 Sekunden. Abgesehen vom röhrigen Motorgeräusch geht der Dreizylinder flott zur Sache und reicht absolut aus, um die Kleinfamilie zum lokalen Ziel ihrer Wünsche zu bringen. Eine Schwachstelle am Ford B-Max ist jedoch das betagte Fünfgang-Getriebe, das nicht zu dem kleinen Hightech-Triebwerk passen will. Gerade auf der Autobahn oder im schnellen Galopp auf der Landstraße ist der Motor schlicht zu laut und das Drehzahlniveau zu hoch. Bitte daher dringend einen sechsten Gang und alternativ gleich noch ein Doppelkupplungs-Getriebe nachlegen, das aktuell nur für den alten Saugmotor mit 105 PS im Programm dahinsiecht. Denn hier patzt der Kölner. Es wird bei den modernen Triebwerken allein manuell geschaltet. So hatte der Ford B-Max 1.0 im Praxistest keine Chance den Normverbrauch von 4,9 Litern zu erreichen, sondern genehmigte sich durchschnittlich 6,4 Liter. Zu viel für einen kleinen Van.

Der Grundpreis für den nur sehr mäßig ausgestatteten Ford B-Max 1.0 Trend liegt bei 17.350 Euro. Deutlich besser ist man in der Ausstattungsvariante Titanium unterwegs, die diesen 19.350 Euro teuer macht; jedoch nette Details wie eine Klimaautomatik, Licht- / Regensensor bietet. Zudem sollte man sich für praktische Extras wie das schlüssellose Zugangssystem (260 Euro), die heizbare Frontscheibe mit Citystopp (350 Euro), Einparkhilfe vorne und hinten sowie Rückfahrkamera (zusammen 725 Euro) und das mäßig überzeugende Navigationssystem im Paket für 1.630 Euro entscheiden. Dass Ford direkt auf seiner Website im vorauseilenden Kundengehorsam einen Barzahler-Bonus von 2.875 Euro anbietet, überrascht. So ist der Ford B-Max 1.0 Titanium in Metalliclack mit Alufelgen unter dem Strich gerade einmal 20.625 Euro teuer und nachverhandelt werden kann beim Händler seines Vertrauens obendrein. Nicht nur eine elektrische Bedienung für Schiebetüren oder Heckklappe bleibt außen vor. Auch eine Schiebedach und Xenonlicht fehlen in der kurzen Aufpreisliste.

Quelle: Autoplenum, 2013-06-04

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