Dauertest: Sieben Eindrücke zum Ford B-Max - Gut gemacht, schlecht vernetzt
Rund sechs Monate musste sich der Ford B-Max im Alltag und abseits desselben bewähren. Als Kindergarten-Shuttle, Möbeltransporter oder Ferienfahrzeug. Dabei sind einige Vorzüge und Nachteile des Mini-Vans aufgefallen.
Platz ist in der kleinsten Hütte.
Mit einem Vier-Meter-Auto zum berühmten schwedischen Möbelhaus? Mit einem B-Max ist das weniger irrsinnig als es klingt. Denn sobald die Rückbank flachgelegt und der Beifahrersitz umgeklappt ist (Serienausstattung), zeigt sich der Ford als kleines Raumwunder. Die Familie muss man dann allerdings im Bällebecken zwischenparken. Denn bei voller Bestuhlung ist der Mini-Van nicht viel geräumiger als ein ganz normaler Kleinwagen.
Schiebetüren haben nicht nur Vorteile.
Normalerweise finden sich Schiebetüren nur an großen Vans oder Hochdachkombis. Bei Vier-Meter-Mobilen wie dem B-Max haben sie eigentlich keinen Platz. Damit sie dennoch passen, hat Ford sich einen cleveren Trick einfallen lassen: Die B-Säule hinter den Vordertüren wurde kurzerhand in die Schiebeportale integriert, so dass sie gut eine Handbreit länger sein können. Gleichzeitig wuchs der Türausschnitt, so dass der Ein- und Ausstieg vor allem in engen Parklücken sehr komfortabel ist. Allerdings sind die Portale durch die integrierten B-Säulen – diese müssen schließlich Dach und Unterboden fest verbinden – sehr schwer geworden. Vor allem von innen sind sie für Kinder nur mit Mühe zu öffnen. Apropos Kinder: Stellen sie sich ungeschickt an, können sie sich die Finger zwischen Türverkleidung und Sitzlehne einklemmen, wenn die Tür von außen geschlossen wird.
Zu dritt geht’s auch kultiviert.
Kleinwagen mit Dreizylindermotoren waren lange Zeit unruhige Rüttelkisten. Dass der B-Max auf drei Töpfen kocht, merkt man hingegen nur bei Volllast wirklich. Ansonsten gibt sich der nur einen Liter große Turbobenziner überraschend kultiviert. Im Stadtverkehr überzeugt der 74 kW/100 PS starke Dreizylinder zudem mit flottem Antritt und temperamentvollem Charakter. Richtung Tempo 100 km/h hängt der kleine Motor aber bald durch, auf der Autobahn braucht es fürs Überholen große Lücken. Auch der Effizienz tun höhere Geschwindigkeiten nicht gut, steigt der Verbrauch bei permanenter Last doch schnell in Acht-Liter-Regionen und darüber hinaus. Im Stadtverkehr ist das Downsizing-Triebwerk von den 4,9 Litern Normverbrauch häufig noch weiter entfernt. Unterm Strich ist der Ecoboost genannte Benziner aber durchaus eine Empfehlung – allerdings eher in den stärkeren, aber kaum durstigeren Varianten mit 92 kW/125 PS und 103 kW/140 PS.
Ein Van muss kein Langweiler sein.
Ford kann Fahrwerk. Diese Binsenweisheit trifft auch auf den B-Max zu. Für ein vor allem auf praktische Tugenden getrimmtes Familienauto fährt der kleine Van sehr agil, ohne dabei den Komfort zu vernachlässigen. Federn und Dämpfer sind recht ausgewogen abgestimmt, so dass es sowohl zu Touren über vernachlässigten Asphalt als auch zu geschmeidige Fahrten über kurvige Landstraßen ganz gut passt. Zumindest, wenn man Extreme vermeidet: Der kleine B-Max ist weder Sportwagen noch Langstreckensänfte. Die präzise Lenkung trägt das ihre zum Fahrspaß bei. Beim Rangieren benötigt sie allerdings zu viel Platz: Ein Wendekreis von gut elf Metern ist für einen Kleinwagen ziemlich mäßig. Eher Geschmackssache ist ein andere Punkt: Die vergleichsweise schwergängige Pedalerie sorgt zwar für ein verbindliches Fahrgefühl, kann durch den erhöhten Kraftaufwand beim Kuppeln im Stop-and-go-Verkehr aber auch nerven.
Nicht nach dem Weg fragen.
Eigentlich war es zur Jahrtausendwende eine gute Idee von Ford, viel Geld und Entwicklerschweiß in die Sprachsteuerungs-Technologie zu investieren. Denn die Bedienung im Cockpit der Kölner Modelle war lange Zeit so kompliziert, dass man gerne jemanden zum Anschreien in der Nähe hatte. Auch der B-Max fällt in diese dunkle Epoche, nutzt er doch im Wesentlichen das genauso tasten- wie irritationsreiche Bediensystem des alten Fiesta. Die fein funktionierende NSYNC-Sprachsteuerung nimmt in der Tat ein wenig von dem Frust, der beim Blick auf die Knöpfchenklaviatur der Mittelkonsole aufkocht. Unverständlich ist allerdings, warum nicht auch das Navigationsgerät auf Zuruf reagiert. Denn grade dessen friemelige manuelle Bedienung ist während der Fahrt nicht nur nervig, sondern auch gefährlich.
Neue Zeiten brauchen neue Ablagen.
„Wohin mit dem Handy?“ zählt heute zu den drängendsten Fragen des Autofahrers, nachdem er hinter dem Lenkrad Platz genommen hat. Der Ford B-Max hält als Antwort ein kleines Fach zwischen Schaltsack und Zigarettenanzünder bereit. Für ausgewachsene Smartphones wird es darin allerdings zu eng. Man könnte das Telefon alternativ in den Becherhalter zwischen den Sitzen stecken, müsste dann aber das Ladekabel umständlich durchs halbe Auto ziehen. Der USB-Port nämlich ist neben dem Zigarettenanzünder platziert. Spätestens für die nächste Generation des B-Max oder eines Nachfolgers kann man da eine im Wortsinn bessere Vernetzung des Smartphones erwarten.
Alles hat seinen Preis.
Der B-Max ist praktischer als ein Kleinwagen und handlicher als ein Kompaktauto. Preislich orientiert er sich jedoch eher zum zweiten Pol. Schon das Basismodell mit 66 kW/90 PS und wenig Ausstattung kostet 16.800 Euro. Wer den Ecoboost-Motor will, zahlt mindestens 19.900 Euro. Auch wenn Klimaanlage, Radio und Leichtmetallfelgen dann schon an Bord sind, ist das nicht eben wenig für einen Kleinwagen. Günstig fällt hingegen die Kfz-Steuer aus, pro Jahr sind es nur 28 Euro.
Ford B-Max 1.0 Ecoboost 74 kW/100 PS – Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Minivan; Länge: 4,08 Meter, Breite: 1,75 Meter (mit Außenspiegeln: 2,08 Meter), Höhe: 1,60 Meter, Radstand: 2,49 Meter, Kofferraumvolumen: 304 – 1.386 Liter
1,0-Liter-Benzinmotor, 5-Gang-Schaltgetriebe, 74 kW/100 PS, maximales Drehmoment: 170 Nm bei 1.400 U/min, 0-100 km/h: 13,2 s, Vmax: 175 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,9 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 114 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 7,0 Liter/100 Kilometer; Preis: ab 17.500 Euro (Ausstattungslinie: Trend)
Kurzcharakteristik – Ford B-Max 1.0 Ecoboost
Warum: weil das Prinzip der versteckten B-Säulen praktische Vorteile bietet und zudem noch cool aussieht
Warum nicht: weil die Schiebetüren nicht elektrisch öffnen und schließen
Was sonst: Citroen C3 Picasso, Kia Venga, Opel Meriva
Tolle Türen, großes Platzangebot: Der Ford B-Max überzeugt in der Praxis. Solange das Handy aufgeladen ist.
Quelle: Autoplenum, 2017-02-22
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