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Testbericht

Sebastian Viehmann, 21. August 2008
Cabrio fahren ist geil. Und elektrisch wird es noch geiler. Wir sind die beiden coolsten Stromer gefahren, mit denen man derzeit unter der Sonne unterwegs sein kann: Das Smart ed Cabrio und den Tesla Roadster.

Eins vorweg: Dieser Vergleich wird unfair. Der eine ist brav und vernünftig, der andere stark und rebellisch. Der eine ist ein Stadtfahrzeug für die umweltbewusste City der Zukunft, der andere ein Sportwagen für die oberen Zehntausend. Doch Smart ed Cabrio und Tesla Roadster bilden zwei Pole einer neuen Generation von Elektroautos. Unsichere Plastikkisten mit Schneckentempo und spartanische Dreiräder für Träger des erhobenen Öko-Zeigefingers sind Auslaufmodelle. Die Stromer von heute sind schnell, weitgehend alltagstauglich und mit zeitgemäßer Sicherheitstechnik ausgerüstet.

Zuerst geht es nach London. 100 Elektro-Smarts sind dort unterwegs, um sich bei Behörden und Unternehmen in der Praxis zu bewähren. Für den Eigenbedarf hat sich Smart eine Handvoll Cabrios zum Stromer umrüsten lassen. Abgesehen von der Batterieanzeige im Cockpit und dem Stromanschluss an der Seite sieht man kaum einen Unterschied zum normalen Smart – allerdings beruht der Smart ed noch auf dem alten Modell. Für zwei Passagiere gibt es trotzdem reichlich Platz. Der Kofferraum bleibt ebenso erhalten wie die kleine Schublade für die abnehmbaren Dachelemente. Die Sandwich-Bauweise des Smart ist ideal für einen Elektroantrieb. Die Batterien reichen für ungefähr 115 Kilometer und sind im Unterboden untergebracht, der 41 PS starke Motor sitzt unter dem Kofferraum.

Wir machen einen Sprung nach Hamburg: Beim Tesla Roadster, den wir dort durch die Stadt pilotieren, sitzen die Energieriegel hinter den Sitzen. 6.831 zusammengeschaltete Lithium-Ionen-Akkus schicken ihre Power an den 248 PS starken Drei-Phasen-Asynchronmotor über der Hinterachse und sollen den Tesla laut Hersteller 365 Kilometer weit bringen. Die Karosserie basiert auf dem Lotus Elise - und dem muss man Tribut zollen. Der Einstieg ins enge Cockpit ist noch halbwegs elegant zu bewältigen - den Ausstieg sollte man besser üben, bevor man sich lässig vor dem Straßencafé aus den Sitzen schält und Porsche-Fahrer mit dem Satz "Meiner dreht bis 13.000 Touren" vor Neid erblassen lässt.

Das Cockpit hat alles, was man braucht und auch der Wahlhebel mit den drei Stufen N, D und R wirkt angenehm vertraut. Die Verarbeitung zeigt noch Mängel. Doch Tesla betont, dass es sich um Vorserienmodelle handelt. In den USA wird der Wagen bereits verkauft, die Europa-Versionen kommen erst im Mai 2009. Für Deutschland soll es zunächst 250 Exemplare geben.

Der Smart ed ist in London schon heute flott unterwegs und beschleunigt auf den ersten Metern besser als sein Benziner-Pendant. Das unruhige Gehoppel der Smart-Automatik ist sofort vergessen, wenn man die kontinuierliche, völlig ruckfreie Beschleunigung des kleinen Stromers genießt. Mit offenem Verdeck erhöht sich der Genuss. Außer einem leisen Surren hört man nur den Sound des Windes. Bei 100 km/h ist Schluss und die Beschleunigung wird ab 50 km/h etwas zäh - aber für die City reicht die Leistung allemal.

Der Tesla ist freilich ein anderes Kaliber. Man dreht den Zündschlüssel und wartet, bis ein Gong ertönt. Völlig lautlos liegen ab sofort sämtliche 400 Newtonmeter Drehmoment an. Beim Tritt aufs Gaspedal vergeht einem Hören und Sehen: Wie von einem Gummiband gezogen prescht der Tesla voran und erreicht mit seiner 1-Gang-Automatik ohne jede Unterbrechung in 3,9 Sekunden Tempo 100. Trotz der geballten Power gibt es nicht einmal einen Hauch von Traktionsverlust. Der Tesla-Kick macht süchtig. Es ist wie früher mit der Carrera-Bahn, als man am Weihnachtsabend mit dem Satz "Nur noch zehn Runden, Papa" die Schlafenszeit hinauszögerte.

Sportwagen-Enthusiasten werden vielleicht den Spaß am Schalten vermissen, den Motorensound und das Gefühl der mechanischen Kraftentfaltung. Doch Tesla-Fahren liefert kein besseres oder schlechteres Feeling als Porsche-Fahren – nur ein völlig anderes. Weil das 450 Kilogramm schwere Batteriepaket bei der Arbeit, ein 1,2 Tonnen-Auto extrem zu beschleunigen, auch extrem belastet wird, ist es flüssigkeitsgekühlt. Abgesehen von der etwas schwergängigen Lenkung fährt sich der Tesla prima und jagt mit seinem straffen Fahrwerk und dank der günstigen Gewichtsverteilung (63% auf der Hinterachse) knackig durch die Kurven.

Für den Tesla muss man fast 118.000 Euro auf den Tisch legen. Der Londoner Elektro-Smart wird bislang nur für umgerechnet 470 Euro im Monat verleast und nicht an Privatleute verkauft. Ob das bei der neuen ed-Generation ab 2010 anders wird, ist noch offen. Genau wie der Tesla hat der Smart neben dem Preis ein Hauptproblem: Es dauert noch zu lange, bis verbrauchte Batterien wieder voll aufgeladen sind. Der Tesla hängt an einer normalen Steckdose bis zu 16 Stunden, an einem Starkstrom-Anschluss immerhin noch 3,5 Stunden. Der Smart braucht an einer normalen Steckdose 8 Stunden. Klar ist bei beiden: So sieht die Zukunft aus.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2008-08-21

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