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Testbericht

Sebastian Viehmann, 11. April 2008
Skoda hat seine Reiselimousine gerade etwas aufgehübscht und die Ausstattung aufgewertet. Der neue Superb bietet sehr viel mehr Auto, als die eher brave Optik vermuten läßt – und das zu mehr als fairen Preisen.

Wenn es um Verkaufszahlen geht, zeigen ?koda-Manager dieser Tage ein breites Grinsen. Während der Mutterkonzern VW gerade europaweite Einspar-Orgien ankündigte, hat Tochter ?koda gut lachen. 2007 werde man deutlich mehr als eine halbe Millionen Autos verkaufen, zeigen sich die Tschechen zuversichtlich. Das Zugpferd Octavia galoppiert bei den Zulassungszahlen kräftig voran, der neue Minivan Roomster ist gut angelaufen. Mit dem Superb wildert ?koda erfolgreich im Luxus-Segment. Für das Modelljahr 2007 wurde der Wagen überarbeitet – und dürfte bei der Konkurrenz von Audi, BMW oder Mercedes immer öfter für nervöse Blicke in den Rückspiegel sorgen.

Die kosmetischen Änderungen beim Superb sind überschaubar: Ein leicht veränderter Kühlergrill, Heckleuchten in C-Form wie bei den anderen Mitgliedern der ?koda-Familie sowie Außenspiegel mit integrierten Blinkleuchten. Besonders innen wurde der Wagen durch die Modellpflege aufgewertet. Die ausgezeichnete Verarbeitung ist geblieben, die Materialien und Kunststoffe sind ansprechender geworden und fassen sich angenehm an. Die Sitze bieten guten Seitenhalt, ein durchdachtes Ablagen-Konzept liefert reichlich Stauraum für Krimskrams.

Erst an Kleinigkeiten merkt der verwöhnte Fahrer, dass zur Oberklasse-Konkurrenz noch etwas Spielraum ist. Etwa dann, wenn man vergeblich nach einem Knopf sucht, der das Sonnenrollo im Heckfenster betätigt – wie man es von BMW oder Lexus gewohnt ist. Im Superb muss man beim Rollo noch Hand anlegen. Aber immerhin – vor ein paar Jahren noch hätte man in einem Skoda nach so einem Knopf erst gar nicht gesucht. Auf den Lederpolstern (Serie ab "Elegance"-Ausstattung) sitzt es sich vorn wie hinten ausgesprochen bequem. Sehr große Passagiere könnten im Fond wegen der abfallenden Dachlinie leichte Probleme mit der Kopffreiheit bekommen. Ansonsten stimmt der Wohlfühl-Faktor.

Ein besonderes Extra: Für 835 Euro Aufpreis gibt es den "Footboard"-Beifahrersitz. Dann kann man aus der zweiten Reihe durch eine Öffnung in der Lehne die Füße auf den Beifahrersitz legen und sich bequem ausstrecken. Ein weiterer Gimmick ist die Regenschirmablage in der linken Fond-Tür – den Schirm liefert ?koda übrigens gleich mit.

Etwas mager ist mit 462 Litern das Gepäckabteil. Im Vergleich: Der 5er BMW schluckt 520 Liter, 540 sind es bei der Mercedes E-Klasse, 546 Liter beim Audi A6 und satte 565 Liter beim VW Passat. Klappt man im Superb die Rücksitzlehnen um, klettert das Fassungsvermögen aber auf 945 Liter. Die Bedienung des Tschechen ist unproblematisch – einsteigen, alle Knöpfe auf Anhieb finden, losfahren. Die klaren Linien der Karosserie sorgen auch im City-Getümmel und beim Einparken für gute Übersicht. Die Federung ist ziemlich straff abgestimmt, bei Bodenwellen kommt so der ein oder andere Hopser zu den Passagieren durch. Der Superb glänzt aber mit einer satten Straßenlage, in schnellen Kurven freut man sich über das neutrale Fahrverhalten und die direkte Lenkung, die einen guten Kontakt zum Asphalt vermittelt. ESP gibt es in allen Modellen serienmäßig, ebenso eine elektronische Differenzialsperre, Fahrer- und Beifahrerairbag, Seitenairbags vorn sowie Kopfairbags.

Die Motorenpalette enthält drei Benziner (115, 150 und 193 PS) sowie drei Dieselmotoren (105, 140 und 163 PS). Der 2.0 TDI mit 140 PS bringt serienmäßig einen Partikelfilter mit und erscheint uns als der beste Kompromiss aus Leistung, Verbrauch und Preis. In Sachen Laufruhe, Drehmoment und Kraftentfaltung kann er allerdings nicht ganz mit den vergleichbaren Dieselaggregaten von BMW oder Mercedes mithalten. So ist denn auch das laute und brummige Diesel-Geräusch das einzige, was den Reisespaß im Superb ein bisschen trübt. Genügend Vortrieb bietet die Maschine allemal - wenn man auch beim Dahingleiten im fünften oder sechsten Gang den Drehzahlkeller öfters durch Herunterschalten verlassen muss, um neue Kraft zu schöpfen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 215 Km/h, für die Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h braucht der Superb knapp 10 Sekunden. Den Durchschnittsverbrauch gibt Skoda mit 6,3 Litern an. Mehr Diesel-Power bietet der 2.5 V6 TDI mit 163 PS und Fünfgang-Automatikgetriebe. Im Vergleich zur Sechsgangschaltung steigt dann der Verbrauch um einen Liter auf 7,8 Liter, außerdem gibt es für den großen Diesel keinen Partikelfilter. Etwas unbequem ist die Bedienung des Tempomaten. Jede Geschwindigkeitsänderung verlangt kräftiges Drücken auf die Bedientasten am Lenkrad. Hier bieten BMW oder Mercedes mit ihren Bedienhebeln am Volant angenehmere Lösungen.

Beim Preis-Leistungsverhältnis macht vor allem die deutsche Konkurrenz lange Gesichter. Einen Superb 2.0 TDI gibt es in der einfachen "Classic"-Ausstattung schon für 24.990 Euro, mit dem besseren "Comfort"-Paket für 26.390 Euro und in der reichhaltigen "Elegance"-Ausstattung für 32.090 Euro. Dann sind unter anderem an Bord: Bi-Xenonscheinwerfer mit Reinigungsanlage, Nebelscheinwerfer, Regensensor, Parksensoren hinten, elektrische Fensterheber rundum, Tempomat, Klimatronic (allerdings ohne getrennte Regelung für Fahrer und Beifahrer), Skisack, Lederausstattung inklusive Sitzheizung vorn und hinten sowie ein Radio-Navigationssystem. Ein vollwertiges DVD-Navi mit Farbbildschirm gibt es für nur 700 Euro Aufpreis. Metallic-Lack kostet noch einmal 440 Euro extra.

Bei solchen Ausstattungspaketen müssen die meisten Konkurrenten die Waffen strecken – in der Regel kosten selbst deren spärlich bekleidete Basismodelle einige Tausender mehr als der ?koda. Der teuerste Superb ist der 2.5 V6 TDI in der Top-Ausstattung "Laurin & Klement" für 37.290 Euro. Aber eigentlich bietet schon das "Elegance"-Paket alles, was man an Annehmlichkeiten und Reisutensilien braucht.

Quelle: Autoplenum, 2008-04-11

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