Fahrbericht: Seat Ibiza 1.6 16V - Der kleine Emociónator
Testbericht
Emotionen will Seat mit seinen Autos wecken. Der bisherige Ibiza dagegen kam eher rundlich und wenig spannend daher. Mit dem neuen wollen die Spanier ihr Versprechen nun einlösen. Und haben es - fast - geschafft.
Die Seat-Oberen, bislang nicht gerade von Verkaufserfolgen verwöhnt, sparen nicht mit Superlativen: "Wir haben den Ibiza neu erfunden", schwärmt etwa Firmenboss Erich Schmitt. Von einem "Quantensprung" spricht Seats Marketing-Chef Jörn Hinrichs. Und wieder Schmitt ist es, der mit dem Ibiza "eine neue Ära in der Firmengeschichte eingeläutet" sieht. Große Worte für ein kleines Auto. Aber nach den ersten Fahreindrücken durchaus angemessen - wenn auch vielleicht ein wenig gedämpfter. Der neue Ibiza ist nicht nur weit weg vom bisherigen Nesthäkchen der Spanier - er bringt auch eine ganze Reihe von Innovationen mit sich, die in die Zukunft gerichtet sind. Schon das Äußere hat wenig gemein mit dem eher rundlich biederen und trotz aller Werbeversprechen nur mit einer mäßigen Prise "emoción" gewürzten bisherigen Ibiza. Der Neue kommt mit einem selbstbewusst gewachsenen Kühlergrill daher, mit sportlicher Frontschürze, schmalen, bissig dreinschauenden Frontscheinwerfern und einer dynamischen Seitenlinie, die mit schwungvollen Sicken strukturiert ist - spannend und alles andere als langweilig. "Arrow Design" nennen das die Seat-Entwickler.
Der obere Falz, der über Hecktür, Kotflügel und Tankdeckel bis zur Heckleuchte führt, zeigt auch deutlich, was sich bei Seat noch geändert hat: die Qualität. Um so einen Knick über drei Teile laufen zu lassen, muss man schon äußerst exakt arbeiten, um die engen Spaltmaße durchhalten zu können. Überhaupt macht der neue Ibiza einen sehr hochwertigen Eindruck - nicht nur außen. Mit einer gehörigen Portion Stolz zum Beispiel präsentierte Jörn Hinrichs bei der Ibiza-Präsentation zwei Geräuschkurven. Die eine, ziemlich zerfledderte, zeigte das Klacken, das im alten Ibiza beim Umlegen eines Schalters entstand, die zweite, eng gebündelte, wie sich der gleiche Schalter im neuen Ibiza anhört. Bis ins kleinste Detail, so die Botschaft, haben wir an der Qualität geackert. Wer in den Ibiza einsteigt, hat weder von den Materialien noch von ihrer Verarbeitung oder ihrer Haptik her den Eindruck, in einem Auto zu sitzen, das im Segment zwischen 12.000 und 17.000 Euro angesiedelt ist. Und die zweifarbige Optik des sauber und übersichtlich gestalteten Cockpits sorgt für eine ordentliche Portion Frische.
Mit etwas Glück für die künftigen Autokäufer auch anderer Marken setzt Seat mit einem kleinen, runden Plastikdeckel oben auf dem Armaturenbrett sogar eine kleine Revolution in Gang. Unter dem Deckel befindet sich für 50 Euro Aufpreis nämlich eine fest installierte Halterung für ein mobiles Navi. Die Spanier stellen ihre Kunden damit nicht mehr vor die Wahl, entweder ab Werk ein sau-teures fest eingebautes Navigationsgerät zu ordern (das nach zwei Jahren zwar veraltet aber kaum mehr austauschbar ist) oder sich mit Saugnäpfen und wackeligen Schwanenhälsen für tragbare Navis herum zu ärgern. Einfach ein preiswertes TomTom-Navi kaufen und in die Halterung einrasten - fertig is´. Vorgesehen ist künftig auch, entsprechende Klemmadapter für andere Navi-Marken anzubieten. Wie bei der Weiterentwicklung von Modellreihen heute üblich, hat auch der Ibiza an Länge zugelegt. Mit 4,052 Metern reißt er zum ersten Mal die Vier-Meter-Marke - der alte lag mit 3,98 Metern noch knapp darunter. Der größte Teil dieses Zuwachses steckt im Kofferraum. Der ist mit 292 Litern Fassungsvermögen nicht nur 25 Liter üppiger als beim Vorgänger, sondern nun auch einer der größten im Segment. Der VW Polo etwa kommt ebenso wie der Peugeot 207 auf 270 Liter, der Opel Corsa auf 285 und der Ford Fiesta auf 268 Liter. Richtig Platz für die Passagiere ist dagegen nur vorne - dort kommt auch für Größere kein Gefühl von Kleinwagen-Enge auf. Hinten sieht es doch schon etwas anders aus. Wirklich Kopffreiheit hat nur, wer unter 1,80 misst. Und lange Beine sollte man auch besser zuhause lassen - schnell wird es eng um die Knie herum. Und wenn die - gut geformten und straffen - Vordersitze ganz nach hinten geschoben sind, wird schon das Reinsteigen zum Reinfädeln.
Wie wichtig dem Mutterkonzern Volkswagen seine spanische Tochter ist, das zeigt sich auch daran, dass der neue Ibiza heute schon mit der neuen technischen Plattform des künftigen VW Polo unterwegs ist. Den wird es erst im nächsten Jahr geben. Entsprechend fährt sich der neue Ibiza denn auch deutlich solider und besser als der alte. Sauber zirkelt er selbst bei flottem Tempo um die Kurven, dass es eine Freude ist. Bis der Wagen ein Ausbrechen andeutet, muss man es schon übel treiben - und selbst dann fängt das ESP viel vom ungesunden Überschwang ab. Die Federung ist straff genug, das Kurvenräubern Spaß macht und bequem genug, dass man auch auf Schlechten Straßen wenig Stöße auf die Wirbelsäule abbekommt. Die Lenkung ist präzise und gibt eine gute Rückmeldung von der Straße. Und die Schaltung flutscht knackig und ohne Hakeln durch die Kulisse. So groß der Fortschritt bei Karosse, Fahrwerk, Qualität und den pfiffigen Details ist: Bei den Motoren ist vorerst alles gleich geblieben. Die Diesel arbeiten nach dem Pumpe-Düse-Prinzip, das bei VW selbst vom Common-Rail abgelöst ist und sind entsprechend rau und brummelig. Selbst der aus dem Vorgänger übernommene 1,6-Liter-Benziner, der unter anderem auch den Polo antreibt, machte in dem so flott daherkommenden neuen Ibiza einen recht behäbigen Eindruck.
77 kW/105 PS schafft das Aggregat und ein maximales Drehmoment von 153 Nm. Entsprechend bleiben die gemessenen Fahrwerte zum Vorgänger nahezu gleich: 10,5 Sekunden braucht er von 0 auf 100 km/h - eine Zehntelsekunde weniger. Und die Höchstgeschwindigkeit liegt nun bei 187 statt bei zuvor 193 km/h. Immerhin hat Seat es dank einer Gewichtsersparnis von rund 50 Kilogramm geschafft, den Verbrauch des Benziners von 6,9 auf 6,6 Liter auf 100 km/h zu senken. Für den Alltag reicht die gebremste Kraft auch allemal - sie passt nur nicht mehr so recht zur neuen Spritzigkeit. In Deutschland soll der Ibiza ab Juni zu kaufen sein, in Spanien hat der Verkauf gerade begonnen. Netterweise bietet Seat mit dem neuen Ibiza zwar ein deutlich besseres Auto - aber nicht auch zu deutlich höheren Preisen. Das Basismodell mit 1,2-Liter Motor und 70 PS kostet mit einem Grundpreis von 12.190 Euro sogar 300 Euro weniger als sein gleich motorisierter Vorgänger - bei besserer Serienausstattung. Der 1,6-Liter-Ibiza mit 105 PS wird mit 15.760 Euro ab der Stylance-Ausstattung angeboten werden. Kein Zweifel: Mit dem neuen Ibiza ist Seat auf einem guten Weg, sein Werbeversprechen auch bei den Kleinwagen einzulösen.
Die Seat-Oberen, bislang nicht gerade von Verkaufserfolgen verwöhnt, sparen nicht mit Superlativen: "Wir haben den Ibiza neu erfunden", schwärmt etwa Firmenboss Erich Schmitt. Von einem "Quantensprung" spricht Seats Marketing-Chef Jörn Hinrichs. Und wieder Schmitt ist es, der mit dem Ibiza "eine neue Ära in der Firmengeschichte eingeläutet" sieht. Große Worte für ein kleines Auto. Aber nach den ersten Fahreindrücken durchaus angemessen - wenn auch vielleicht ein wenig gedämpfter. Der neue Ibiza ist nicht nur weit weg vom bisherigen Nesthäkchen der Spanier - er bringt auch eine ganze Reihe von Innovationen mit sich, die in die Zukunft gerichtet sind. Schon das Äußere hat wenig gemein mit dem eher rundlich biederen und trotz aller Werbeversprechen nur mit einer mäßigen Prise "emoción" gewürzten bisherigen Ibiza. Der Neue kommt mit einem selbstbewusst gewachsenen Kühlergrill daher, mit sportlicher Frontschürze, schmalen, bissig dreinschauenden Frontscheinwerfern und einer dynamischen Seitenlinie, die mit schwungvollen Sicken strukturiert ist - spannend und alles andere als langweilig. "Arrow Design" nennen das die Seat-Entwickler.
Der obere Falz, der über Hecktür, Kotflügel und Tankdeckel bis zur Heckleuchte führt, zeigt auch deutlich, was sich bei Seat noch geändert hat: die Qualität. Um so einen Knick über drei Teile laufen zu lassen, muss man schon äußerst exakt arbeiten, um die engen Spaltmaße durchhalten zu können. Überhaupt macht der neue Ibiza einen sehr hochwertigen Eindruck - nicht nur außen. Mit einer gehörigen Portion Stolz zum Beispiel präsentierte Jörn Hinrichs bei der Ibiza-Präsentation zwei Geräuschkurven. Die eine, ziemlich zerfledderte, zeigte das Klacken, das im alten Ibiza beim Umlegen eines Schalters entstand, die zweite, eng gebündelte, wie sich der gleiche Schalter im neuen Ibiza anhört. Bis ins kleinste Detail, so die Botschaft, haben wir an der Qualität geackert. Wer in den Ibiza einsteigt, hat weder von den Materialien noch von ihrer Verarbeitung oder ihrer Haptik her den Eindruck, in einem Auto zu sitzen, das im Segment zwischen 12.000 und 17.000 Euro angesiedelt ist. Und die zweifarbige Optik des sauber und übersichtlich gestalteten Cockpits sorgt für eine ordentliche Portion Frische.
Mit etwas Glück für die künftigen Autokäufer auch anderer Marken setzt Seat mit einem kleinen, runden Plastikdeckel oben auf dem Armaturenbrett sogar eine kleine Revolution in Gang. Unter dem Deckel befindet sich für 50 Euro Aufpreis nämlich eine fest installierte Halterung für ein mobiles Navi. Die Spanier stellen ihre Kunden damit nicht mehr vor die Wahl, entweder ab Werk ein sau-teures fest eingebautes Navigationsgerät zu ordern (das nach zwei Jahren zwar veraltet aber kaum mehr austauschbar ist) oder sich mit Saugnäpfen und wackeligen Schwanenhälsen für tragbare Navis herum zu ärgern. Einfach ein preiswertes TomTom-Navi kaufen und in die Halterung einrasten - fertig is´. Vorgesehen ist künftig auch, entsprechende Klemmadapter für andere Navi-Marken anzubieten. Wie bei der Weiterentwicklung von Modellreihen heute üblich, hat auch der Ibiza an Länge zugelegt. Mit 4,052 Metern reißt er zum ersten Mal die Vier-Meter-Marke - der alte lag mit 3,98 Metern noch knapp darunter. Der größte Teil dieses Zuwachses steckt im Kofferraum. Der ist mit 292 Litern Fassungsvermögen nicht nur 25 Liter üppiger als beim Vorgänger, sondern nun auch einer der größten im Segment. Der VW Polo etwa kommt ebenso wie der Peugeot 207 auf 270 Liter, der Opel Corsa auf 285 und der Ford Fiesta auf 268 Liter. Richtig Platz für die Passagiere ist dagegen nur vorne - dort kommt auch für Größere kein Gefühl von Kleinwagen-Enge auf. Hinten sieht es doch schon etwas anders aus. Wirklich Kopffreiheit hat nur, wer unter 1,80 misst. Und lange Beine sollte man auch besser zuhause lassen - schnell wird es eng um die Knie herum. Und wenn die - gut geformten und straffen - Vordersitze ganz nach hinten geschoben sind, wird schon das Reinsteigen zum Reinfädeln.
Wie wichtig dem Mutterkonzern Volkswagen seine spanische Tochter ist, das zeigt sich auch daran, dass der neue Ibiza heute schon mit der neuen technischen Plattform des künftigen VW Polo unterwegs ist. Den wird es erst im nächsten Jahr geben. Entsprechend fährt sich der neue Ibiza denn auch deutlich solider und besser als der alte. Sauber zirkelt er selbst bei flottem Tempo um die Kurven, dass es eine Freude ist. Bis der Wagen ein Ausbrechen andeutet, muss man es schon übel treiben - und selbst dann fängt das ESP viel vom ungesunden Überschwang ab. Die Federung ist straff genug, das Kurvenräubern Spaß macht und bequem genug, dass man auch auf Schlechten Straßen wenig Stöße auf die Wirbelsäule abbekommt. Die Lenkung ist präzise und gibt eine gute Rückmeldung von der Straße. Und die Schaltung flutscht knackig und ohne Hakeln durch die Kulisse. So groß der Fortschritt bei Karosse, Fahrwerk, Qualität und den pfiffigen Details ist: Bei den Motoren ist vorerst alles gleich geblieben. Die Diesel arbeiten nach dem Pumpe-Düse-Prinzip, das bei VW selbst vom Common-Rail abgelöst ist und sind entsprechend rau und brummelig. Selbst der aus dem Vorgänger übernommene 1,6-Liter-Benziner, der unter anderem auch den Polo antreibt, machte in dem so flott daherkommenden neuen Ibiza einen recht behäbigen Eindruck.
77 kW/105 PS schafft das Aggregat und ein maximales Drehmoment von 153 Nm. Entsprechend bleiben die gemessenen Fahrwerte zum Vorgänger nahezu gleich: 10,5 Sekunden braucht er von 0 auf 100 km/h - eine Zehntelsekunde weniger. Und die Höchstgeschwindigkeit liegt nun bei 187 statt bei zuvor 193 km/h. Immerhin hat Seat es dank einer Gewichtsersparnis von rund 50 Kilogramm geschafft, den Verbrauch des Benziners von 6,9 auf 6,6 Liter auf 100 km/h zu senken. Für den Alltag reicht die gebremste Kraft auch allemal - sie passt nur nicht mehr so recht zur neuen Spritzigkeit. In Deutschland soll der Ibiza ab Juni zu kaufen sein, in Spanien hat der Verkauf gerade begonnen. Netterweise bietet Seat mit dem neuen Ibiza zwar ein deutlich besseres Auto - aber nicht auch zu deutlich höheren Preisen. Das Basismodell mit 1,2-Liter Motor und 70 PS kostet mit einem Grundpreis von 12.190 Euro sogar 300 Euro weniger als sein gleich motorisierter Vorgänger - bei besserer Serienausstattung. Der 1,6-Liter-Ibiza mit 105 PS wird mit 15.760 Euro ab der Stylance-Ausstattung angeboten werden. Kein Zweifel: Mit dem neuen Ibiza ist Seat auf einem guten Weg, sein Werbeversprechen auch bei den Kleinwagen einzulösen.
Quelle: Autoplenum, 2008-05-10
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