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Testbericht

25. April 2011
Wenn – wie im Falle eines Renault Clio – sieben Motorisierungen zur Wahl stehen, die bis zum Leistungsangebot von 94 kW/128 PS oder gar – beim Clio Sport – zu 201 PS führen, muss es Gründe geben, als Testwagen ausgerechnet die Basisversion mit dem 1.2-Liter zu wählen, bei der das „Fahrgeschäft“ mit vergleichsweise bescheidenen 55 kW/75 PS betrieben wird. Einfache Antwort: Heutige Zeiten sind eben so, dass sich der eine oder andere fragt, ob nicht durchaus auch ein kleineres, zurückhaltend motorisiertes Auto die unverzichtbare persönliche Mobilität sichert. Nahe liegt jedenfalls die Vermutung, dass derjenige, der sich für einen Clio 1.2 Campus entscheidet, öfter ein Überzeugungstäter ist, der ganz bewusst nicht mehr Auto haben will, auch wenn er sich vielleicht ein größeres leisten könnte. Seit Mitte 2009 macht die jüngste Modellgeneration des Clio ihren Weg. Als „Stammhalter“ trat der kompakte Renault vor elf Jahren erstmals an und wurde binnen Kurzem zum europäischen Bestseller. Bekanntlich ist die Konkurrenz in dieser Größenordnung außerordentlich vielgestaltig. Und beim Auspreisen präsentierter Einstiegsversionen wird quasi um die Wette gegeizt. Renault weiß, dass sich vor allem Frauen für einen Clio entscheiden. In Deutschland stellen sie 54 Prozent der Käufer. Da man Frauen nachsagt, ihr Auto zuerst mit den Augen zu wählen, dürfen sich die Designer des Clio auf die Schulter klopfen. Gut gemacht! Offenbar kommen Konzept und kompakte Erscheinung aber nicht nur bei der holden Weiblichkeit an. Der Clio-Anteil am B-Segment erreichte schon stolze 7,24 Prozent! Technisch basiert der Begehrte, verwandt mit Renault Modus und Nissan Micra, auf einer zusammen mit Allianzpartner Nissan entwickelten Plattform; Kennzeichen B. Den Clio gibt es in drei Karosserievarianten (Drei- und Fünftürer plus Kombi Grandtour) und vier Ausstattungen. Als Einstiegsversion wirbt der dreitürige Clio Campus Authentique (Testwagen) mit einem günstigen Preis bei recht ordentlicher Grundausstattung. Das Auto wirkt kompakt, obgleich es immerhin gut vier Meter lang ist. Vor allem dank seiner großzügigen Fensterflächen lässt es durchaus Raumgefühl ohne unmittelbar spürbaren Enge-Abschlag aufkommen. Viel Glas erlaubt zudem erfreuliche Rundumsicht. Von außen ist nicht unbedingt zu vermuten, dass das Gehäuse den Insassen recht ordentliche Bewegungsfreiheit einräumt. Die lichte Höhe über allen Plätzen finden selbst Großgewachsene akzeptabel. Bei den drei Plätzen auf der Fondbank wurde wohl von vornherein davon ausgegangen, dass sie allgemein zuerst Kindern vorbehalten bleiben werden. Denn trotz des auf 2,57 Meter gestreckten Radstands fällt die Kniefreiheit hinten Sitzender knapp aus, wenn es sich Fahrer und Beifahrer bequem machen. Bescheidenheit ist auch beim Ladevolumen des Gepäckabteils angesagt: 288 Liter. Werden die Lehnen der Fondsitzbank umgeklappt, bieten sich aber fast 700 Liter Stauvolumen oder – bis zum Dach – 1.038 Liter an. Von einem preisgünstigen Clio 1.2 75 Campus Authentique erwartet niemand, dass er sich mit üppiger Ausstattung hervortut. Immerhin: Selbstverständlichkeiten auch bei ihm: vier Airbags (inklusive zwei Seitenairbags), elektrische Fensterheber vorn, höhenverstellbarer Fahrersitz, ebensolches Lenkrad, Zentralverriegelung mit Funk-Fernbedienung; Radiovorrüstung und Dachantenne. Wer ein paar Hunderter drauflegen will und kann, investiert möglicherweise ins Klima. Infrage kommen könnte gegebenenfalls das „Fairway-Paket“ mit Klima- und Audioanlage, das einen Preisvorteil von 410 Euro gegenüber einzeln georderter Aufwertung verschafft. Niemand wird von 75 PS und einem maximalen Drehmoment von 107 Newtonmetern blitzartige Vorwärtsbewegung erwarten. Der Vierzylinder im Clio gibt sich jedoch drehfreudig, sodass die erzielbare Fahrdynamik durchaus zufriedenstellt, wenn der Motor vor dem Hochschalten auf höhere Drehzahlen gebracht wird. Bei gewöhnlich eher gelassener Fortbewegung hält sich der Motor mit Eigengeräuschen zurück. Das Triebwerk schnurrt zufrieden, um bei zunehmend höherer Fahrgeschwindigkeit mit aufkommenden Windgeräuschen (die B-Säulen sind offenbar schuld!) in Wettstreit um die Vorherrschaft zu treten. Seine Höchstleistung erreicht der Vierzylinder bei 5.500 U/min, das maximale Drehmoment erst bei 4.250 U/min. Zum Sprint von null auf Tempo 100 werden laut Renault 13,4 Sekunden benötigt. Nahe 170 km/h verweigert der Motor weitere Anstrengungen. Kommen ihm spürbares Gefälle und kräftiger Rückenwind zu Hilfe, wächst der 75-PS-Clio aber auch schon mal über sich hinaus, treibt die Nadel des Tachometers auf die 180 und die des Drehzahlmessers nähert sich der 6.000! Eine rote Markierung, die vor zu hohen Touren warnt, gibt es nicht. Rennambitionen will ein Clio 1.2 beim Fahrer nicht wecken. Dafür belohnt er motorische Zurückhaltung mit einem Durchschnittsverbrauch (des Benziners!) von 5,8 l/100 km (135 g CO2/km). Zur Verfügung stehen fünf Gänge, die das Schalten hoch und runter willig mitmachen. Im „großen“ Gang genügen für 50 km/h 1.500 Kurbelwellenumdrehungen. Das hilft sparen. Fahrwerke kleinerer, kompakterer Autos haben es schwer, trotz des ungünstigen Verhältnisses zwischen Leergewicht und Gesamtgewicht Fahrbahnstößen in jedem Fall mit einer ausgewogenen Federung und Dämpfung zu begegnen. Solche Aufgabe erledigt der Clio aber recht ordentlich. Fahrkomfort, den man durchaus so nennen darf, bleibt auch dann erhalten, wenn Fahrbahnen kaum mehr verdienen, so bezeichnet zu werden. Dieses Kunststück bringt kein außergewöhnliches, aber eine solides Fahrwerk fertig: Ein Fahrschemel, der auch Vibrationen davon abhält, bis ins Auto vorzudringen, nimmt die McPherson-Vorderachskonstruktion mit Querstabilisator auf, hinten führen Längslenker eine Verbundlenkerachse. Auch hier gibt ein Querstabilisator Unterstützung. Stoßdämpfer und Schraubenfedern sind so angeordnet, dass sie wenig Platz beanspruchen. Das kommt der Gestalt und dem Volumen des Gepäckraums zugute. Er ist wendig, der Clio. Zu verdanken hat er das auch der serienmäßigen elektrischen Servolenkung, die beim Rangieren (Wendekreis: 10,30 m) hilfreiche Unterstützung gibt. Bei hohem Fahrtempo hält sich sie sich zurück, um den Geradauslauf zu fördern. Übermut oder Fehleinschätzungen des Fahrers, die zu instabilem Fahrzustand führen könnten, begegnet natürlich auch beim Clio in der Basisversion das elektronische Stabilitätsprogramm. Integriert sind bei dessen neuester Generation Antriebschlupfregelung und Untersteuerungskontrolle. Anteil daran, dass ein Clio auf kurzer Distanz zum Stehen gebracht werden kann, haben elektronische Bremskraftverteilung, Bremsassistent und nicht zuletzt auch große Bremsscheiben; vorn innenbelüftet. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel) Daten Renault Clio 1.2 16V 75: Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,03 x 1,72 x 1,49 Motor (Bauart, Hubraum): Vierzylinder, SOHC, 1.149 ccm Max. Leistung: 55 kW/75 PS Max. Drehmoment: 107 Nm Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert) 5,8 l/100 km CO2-Emission: 135 g/km Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 13,4 s Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.062 kg/1.580 kg (Fünftürer) Gepäckraumvolumen: 288 bis 1038 Liter Grundpreis: 9.990 Euro                                                          

Quelle: auto-reporter.net, 2011-04-25

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