Fahrbericht: Mercedes SLR Roadster - Nach oben offen
Testbericht
In solchen Höhen wird die Luft für Fahrer und Auto wahrhaft dünn. Der Mercedes SLR, automobiler Sportwagentraum für die Bestgestellten, bekommt einen sonnigen Bruder. Ohne Dach und 332 km/h schnell.
Weckt ein solcher Sport-Roadster dieses Will-ich-haben-Gefühl? Der SLR macht aus diesem Anspruch keinen Hehl: Er ist ein Formel-1-Rennwagen für die Straße. Einer, wie es keinen anderen gibt. Wer den Renner mit der Stupsnase strippen lässt und Metall- wie Leichtbaukomponenten entfernt, sieht Rennsporttechnik pur. Mit einem gewöhnlichen Sportcoupé hat der im britischen Woking bei McLaren produzierte Zweisitzer nicht mehr als Lenkrad und Automatik gemeinsam. Was auf die Coupéversion zutrifft, kann auch der SLR Roadster für sich in Anspruch nehmen. Er ist - der Dachkonstruktion geschuldet - gerade mal 60 Kilogramm schwerer und steht dem geschlossenen Modell fahrdynamisch in nichts nach. Und: Der Suchtfaktor ist ohne die Kopfbedeckung noch größer. Schließlich dringt das Grollen des mächtigen Kompressors noch ungefilterter an die Ohren des Piloten - das Wort "Fahrer" mag man gar nicht in den Mund nehmen. Wer da nicht süchtig wird, dem ist kaum mehr zu helfen.
Wieso das 4,66 Meter lange Cabriolet so spät auf den Markt kommt, wird wohl für immer ein Geheimnis zwischen McLaren und Mercedes-Benz bleiben. Schließlich war die erste SLR-Studie von 1999 auch ein Roadster - und zudem noch einer, der dem realen neuen Modell zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Kunden für den flachen Sonnenanbeter stehen bereits Schlange die Bestellungen für das Coupé wurden zumindest aktuell gestoppt, um der immensen Nachfrage nach dem offenen Verführer Herr zu werden. Denn die Produktion findet in einer kleinen McLaren-Manufaktur statt, in der die beiden Versionen von Hand geschaffen werden. Da ist der aktuelle Output von bis zu 500 Einheiten pro Jahr schon gigantisch. Durch die aufwändige Bauweise aus Stahl, Aluminium und Kohlefaser dauert der Bau eines der rund 1,8 Tonnen schweren Modelle mehrere Wochen. Sonderwünsche nicht eingeschlossen.
So viel Manufaktur- und Ingenieursgeist hat seinen Preis - und über den spricht man im erlauchten Dreieck zwischen Dubai, Los Angeles und München nur äußerst ungern. Auch wenn die 500er-Marke nicht ganz gefallen ist, muss man doch zweimal hinhören: Mit über 493.000 Euro ist der Roadster nochmals rund 60.000 Euro teurer als der "Standard"-SLR. Das sollte man als Otto-Normal-Fahrer mit einem Passat, 5er BMW oder VW Golf erst einmal bei einem kühlen Getränk sacken lassen. Für 500.000 Euro bekommt man in den sehenswerten Ecken von Hamburg, Frankfurt oder Berlin bereits eine nette Wohnung.
Der SLR sieht mit offenem oder geschlossenem Cabriodach gleichermaßen hinreißend aus. Doch gerade hier gibt es einen dicken Luxus-Lapsus, für den sich nach Mercedes-Angaben aber kein Kunde interessiert: Das Dach lässt sich nur teilelektrisch öffnen und kann zudem nur im Stand bedient werden. Cabrios der 30.000- oder 50.000-Euro-Liga würden in der Luft zerrissen, wenn man zum Ver- und Entriegeln noch Hand anlegen und mehr als einen Knopf drücken müsste. Auch wenn der extravagante Kunde dies nicht monieren mag: Es passt ebenso wenig zu einem Fahrzeug dieser Klasse wie das Fehlen einen zeitgemäßen DVD-Navigationsgerätes mit Bildschirmanzeige. Purismus ist nicht immer das höchste der Gefühle.
Anders herum ist es aber auch ein Beweis dafür, dass dem SLR-Kunden so ziemlich alle normativen Bezugspunkte schnurz sind. Die grandiosen Fahrleistungen, das kaum zu überbietende Formel 1-Gefühl und das bei aller Leistung nahezu narrensichere Fahrverhalten dieses 626-PS-Renners lassen einen die kargen Kritikpunkte - und ein paar Sekunden auch den astronomischen Preis - vergessen. Man denkt nur an die Beschleunigung von 0 auf 100 in atemberaubenden 3,8 Sekunden, an die 332 km/h Spitze und die neue 19-Zoll-Bremsanlage, die bisher nur in der Sonderedition SLR 722 erhältlich war. Angesichts der immensen Wutausbrüche unter der nicht enden wollenden Motorhaube ist eine der größten Überraschungen der Verbrauch. Mercedes verspricht 14,5 Liter Super auf 100 Kilometer - dass ist nicht mehr als die meisten Coupés in der 300- bis 400-PS-Liga auch brauchen. Doch Mercedes legt Wert darauf, dass Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h nicht allein dem Wunschdenken entspringen. Das optisch leicht melierte Stoffdach wurde so verstärkt, dass es sich beim Vollgasvergnügen auf der Döttinger Höhe oder der A81 nicht ausbläst und die Aerodynamik stört.
Das maximale Kofferraumvolumen von 204 Litern ist für einen solchen Rennwagen durchaus beachtlich. Dass die Zuladung nur 155 Kilogramm beträgt und bei vielen Doppelbesatzungen das Gewicht schon ohne Kofferset überschritten wird, ist ein unschöner Nebeneffekt. Doch in den allermeisten Fällen sitzt in einem SLR ohnehin nur einer der Fahrer. Und der genießt. Der Karbonschalensitz wird präzise auf ihn angepasst, Lenkrad und Sitzposition passen perfekt und außer beim Anbremsen im Renntempo kommt keiner auf die Idee, in die exzellent abgestimmten Gangwechsel der Fünfgang-Automatik einzugreifen. Das kann man von einem 500.000-Euro-Traum aber auch verlangen.
Weckt ein solcher Sport-Roadster dieses Will-ich-haben-Gefühl? Der SLR macht aus diesem Anspruch keinen Hehl: Er ist ein Formel-1-Rennwagen für die Straße. Einer, wie es keinen anderen gibt. Wer den Renner mit der Stupsnase strippen lässt und Metall- wie Leichtbaukomponenten entfernt, sieht Rennsporttechnik pur. Mit einem gewöhnlichen Sportcoupé hat der im britischen Woking bei McLaren produzierte Zweisitzer nicht mehr als Lenkrad und Automatik gemeinsam. Was auf die Coupéversion zutrifft, kann auch der SLR Roadster für sich in Anspruch nehmen. Er ist - der Dachkonstruktion geschuldet - gerade mal 60 Kilogramm schwerer und steht dem geschlossenen Modell fahrdynamisch in nichts nach. Und: Der Suchtfaktor ist ohne die Kopfbedeckung noch größer. Schließlich dringt das Grollen des mächtigen Kompressors noch ungefilterter an die Ohren des Piloten - das Wort "Fahrer" mag man gar nicht in den Mund nehmen. Wer da nicht süchtig wird, dem ist kaum mehr zu helfen.
Wieso das 4,66 Meter lange Cabriolet so spät auf den Markt kommt, wird wohl für immer ein Geheimnis zwischen McLaren und Mercedes-Benz bleiben. Schließlich war die erste SLR-Studie von 1999 auch ein Roadster - und zudem noch einer, der dem realen neuen Modell zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Kunden für den flachen Sonnenanbeter stehen bereits Schlange die Bestellungen für das Coupé wurden zumindest aktuell gestoppt, um der immensen Nachfrage nach dem offenen Verführer Herr zu werden. Denn die Produktion findet in einer kleinen McLaren-Manufaktur statt, in der die beiden Versionen von Hand geschaffen werden. Da ist der aktuelle Output von bis zu 500 Einheiten pro Jahr schon gigantisch. Durch die aufwändige Bauweise aus Stahl, Aluminium und Kohlefaser dauert der Bau eines der rund 1,8 Tonnen schweren Modelle mehrere Wochen. Sonderwünsche nicht eingeschlossen.
So viel Manufaktur- und Ingenieursgeist hat seinen Preis - und über den spricht man im erlauchten Dreieck zwischen Dubai, Los Angeles und München nur äußerst ungern. Auch wenn die 500er-Marke nicht ganz gefallen ist, muss man doch zweimal hinhören: Mit über 493.000 Euro ist der Roadster nochmals rund 60.000 Euro teurer als der "Standard"-SLR. Das sollte man als Otto-Normal-Fahrer mit einem Passat, 5er BMW oder VW Golf erst einmal bei einem kühlen Getränk sacken lassen. Für 500.000 Euro bekommt man in den sehenswerten Ecken von Hamburg, Frankfurt oder Berlin bereits eine nette Wohnung.
Der SLR sieht mit offenem oder geschlossenem Cabriodach gleichermaßen hinreißend aus. Doch gerade hier gibt es einen dicken Luxus-Lapsus, für den sich nach Mercedes-Angaben aber kein Kunde interessiert: Das Dach lässt sich nur teilelektrisch öffnen und kann zudem nur im Stand bedient werden. Cabrios der 30.000- oder 50.000-Euro-Liga würden in der Luft zerrissen, wenn man zum Ver- und Entriegeln noch Hand anlegen und mehr als einen Knopf drücken müsste. Auch wenn der extravagante Kunde dies nicht monieren mag: Es passt ebenso wenig zu einem Fahrzeug dieser Klasse wie das Fehlen einen zeitgemäßen DVD-Navigationsgerätes mit Bildschirmanzeige. Purismus ist nicht immer das höchste der Gefühle.
Anders herum ist es aber auch ein Beweis dafür, dass dem SLR-Kunden so ziemlich alle normativen Bezugspunkte schnurz sind. Die grandiosen Fahrleistungen, das kaum zu überbietende Formel 1-Gefühl und das bei aller Leistung nahezu narrensichere Fahrverhalten dieses 626-PS-Renners lassen einen die kargen Kritikpunkte - und ein paar Sekunden auch den astronomischen Preis - vergessen. Man denkt nur an die Beschleunigung von 0 auf 100 in atemberaubenden 3,8 Sekunden, an die 332 km/h Spitze und die neue 19-Zoll-Bremsanlage, die bisher nur in der Sonderedition SLR 722 erhältlich war. Angesichts der immensen Wutausbrüche unter der nicht enden wollenden Motorhaube ist eine der größten Überraschungen der Verbrauch. Mercedes verspricht 14,5 Liter Super auf 100 Kilometer - dass ist nicht mehr als die meisten Coupés in der 300- bis 400-PS-Liga auch brauchen. Doch Mercedes legt Wert darauf, dass Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h nicht allein dem Wunschdenken entspringen. Das optisch leicht melierte Stoffdach wurde so verstärkt, dass es sich beim Vollgasvergnügen auf der Döttinger Höhe oder der A81 nicht ausbläst und die Aerodynamik stört.
Das maximale Kofferraumvolumen von 204 Litern ist für einen solchen Rennwagen durchaus beachtlich. Dass die Zuladung nur 155 Kilogramm beträgt und bei vielen Doppelbesatzungen das Gewicht schon ohne Kofferset überschritten wird, ist ein unschöner Nebeneffekt. Doch in den allermeisten Fällen sitzt in einem SLR ohnehin nur einer der Fahrer. Und der genießt. Der Karbonschalensitz wird präzise auf ihn angepasst, Lenkrad und Sitzposition passen perfekt und außer beim Anbremsen im Renntempo kommt keiner auf die Idee, in die exzellent abgestimmten Gangwechsel der Fünfgang-Automatik einzugreifen. Das kann man von einem 500.000-Euro-Traum aber auch verlangen.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-28
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