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Testbericht

Jürgen Wolff, 18. Januar 2008
In deutschen Landen war Fiats Familien-Kutsche nie der große Renner - keine 800 Croma wurden dieses Jahr bisher zugelassen. Mit einem überwiegend äußerlichen Facelift haben ihn die Italiener nun aufgewertet.

Gerade mal 772 Erstzulassungen verzeichnet die Statistik dieses Jahr bis einschließlich Oktober für den Croma. Das schafft der neue Publikumsliebling der Italiener, der Fiat 500 schon jetzt pro Monat. 2006 kam der Croma insgesamt auf 2861 Zulassungen. Schade drum - denn eigentlich ist der Familienraumer aus Turin auch jetzt schon kein schlechtes Auto. Nur halt ziemlich unauffällig. Und von den eigenen Marketing-Experten weitgehend vergessen.

Jetzt versuchen es die Italiener mit einem neuen Anlauf. Fiat-Chef Lorenzo Sistino sieht den Croma selbstbewusst im Segment der Station Wagon, als Mischung aus Limousine und Kombi. Als Zielgruppe hat er vor allem "atypische Familien" ausgemacht - bei uns besser bekannt unter dem Begriff der "Patchwork-Familie". Mal ist man zu zweit mit Mountainbike unterwegs, mal mit zwei Kids auf dem Weg zur Schule, mal mit vieren ins Wochenende. Immer aber mit viel Stauraum und reichlich Bewegungsfreiheit. "Dafür haben wir hinten ein Wohnzimmer geschaffen", sagt Sistino.

Vor allem an der äußeren Hülle haben die Designer ihr Lastenheft durchaus lustvoll abgearbeitet. Anders als der Vorgänger, der von Giorgetto Giugiaro gezeichnet wurde, stammt die Karosserie des neuen aus dem hauseigenen Centro Stile von Fiat selbst. Und ist deutlich schicker und dynamischer ausgefallen. Vorne wurden die Scheinwerfer in Tropfenform gezogen, die Lufteinlässe vergrößert und die Motorhaube ausgeprägter konturiert - alles erinnert nun etwas an den Grande Punto. Die Radkästen sind breiter ausgestellt. Hinten gibt es aktualisierte Rückleuchten und neu geformte Stoßfänger. "3,3 Quadratmeter an Glasflächen" hat der neue Croma nun, rechnet Fiat Technik-Chef Harald J. Wester vor: "Das sorgt für die beste Sicht unter allen Mitbewerbern."

Technische Veränderungen dagegen sind eher rar gesät und eher unter der äußeren Hülle zu finden. Adaptives Kurvenlicht zum Beispiel. Optisch noch weniger bemerkbar aber dafür beim Fahren sehr wohl zu merken: Vor allem an der Vorderachse haben die Techniker eine deutlich bessere Abstimmung von Federung und Dämpfung hinbekommen. Das bislang gelegentlich störende Poltern tritt nicht mehr auf. Und auch die Lenkung macht einen präziseren und ruhigeren Eindruck. ESP gehört zur Serie. Und eine Berganfahr-Elektronik, "Hillholder" genannt.

Innen fühlt man sich schnell wohl. Neu sind das Lenkrad und die erweiterte Ausstattung an Instrumenten und Schaltern. Die Materialien selbst wirken edel und wertig. Platz ist reichlich - sowohl vorne wie hinten. Der Kofferraum lässt sich von 500 Liter auf bis zu 1610 Liter vergrößern. Eine Familienkutsche eben. Der Raum über den Köpfen der Insassen ist geradezu üppig. Die Sitze lassen sich im neuen Croma tiefer stellen als im alten - was vor allem für größere Fahrer eine angenehmere Sitzposition ermöglicht.

Bei der Motorisierung hat sich nichts geändert: Unter der Haube arbeiten einmal die bekannten Benziner mit 1,8 Litern Hubraum und 103 kW/140 PS sowie 2,2 Litern Hubraum und unwesentlich kraftvolleren 108 kW/147 PS. Dazu kommen die Multijet-Diesel mit 1,9 Litern Hubraum (88 kW/120 PS als 8-Ventiler, 110 kW/150 PS als 16-Ventiler) und 2,4 Litern (147 kW/200 PS). Vor allem der 150-PS-Diesel ist eine gute Wahl.

Wenn der neue Croma ab Dezember bei den deutschen Händlern steht, dann dürfen sich die Kunden nicht nur über eine Fünfjahresgarantie freuen, sondern auch über ein Rückgaberecht von drei Monaten. Wer seinen Croma in den ersten 90 Tagen zurück gibt, dem werden lediglich 50 Cent für jeden bis dahin gefahrenen Kilometer berechnet. Was der Familien-Wagon selbst kosten soll, darüber schweigt sich Fiat noch aus - nur so viel verspricht Lorenzo Sistino schon jetzt: Er werde nicht teurer als bisher - 22.850 Euro.

Ob das hierzulande für mehr Zulassungen reicht, bleibt abzuwarten.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-18

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