Renault Clio R.S. im Test: Die Rückkehr des Turbos
Testbericht
Haar, 4. September 2013 - Viele Renault-Fans bekommen feuchte Augen, wenn sie an den Renault 5 Turbo denken: Anfang der 1980er-Jahre sorgte dieser 160-PS-Flitzer nicht nur wegen seiner mächtig breiten Backen, sondern auch mit Beschleunigungswerten fast auf Porsche-Niveau für Aufsehen. Vom Renault-5-Nachfolger Clio gab es seit 1992 ebenfalls stets PS-starke Sportversionen. Sie verzichteten aber allesamt auf einen Turbolader, setzten vielmehr auf hochdrehende Saugmotoren. Mit der jüngsten Auflage des Clio R.S. kommt in dem kleinen Franzosen nun erstmals wieder ein aufgeladenes Aggregat zum Einsatz. Womit sich der Kreis zum R5 Turbo schließt. Weniger Hubraum und Leistung Dem gängigen Trend "weniger Hubraum, mehr Leistung", dem aktuell beinahe alle Hersteller folgen, hat Renault in diesem Fall widerstanden. Genau genommen hat der Clio R.S. nämlich sogar weniger Power als der Vorgänger, auch wenn es sich dabei nur um eine einzige und damit zu vernachlässigende Pferdestärke handelt. 200 PS und 240 Newtonmeter Drehmoment holt der aufgeladene Vierzylinder aus 1,6 Liter Hubraum, eine Generation früher waren es 201 PS und 215 Newtonmeter aus 2,0 Liter Hubraum. Und so präsentiert sich der neue Sport-Clio vom Start weg und schon bei niedrigen Drehzahlen äußerst agil. Einziges Problem: Unter Volllast bekommen die angetriebenen Vorderräder die Leistung nicht immer ganz sauber auf die Straße. Trotz elektronischem Sperrdifferenzial sind leichte Traktionsprobleme die Folge. Abgesehen davon macht der Clio R.S. aber so viel Spaß, wie man das von den Sportvarianten aus dem Hause Renault gewohnt ist. Große SchaltwippenWer die in der Regel doch sehr weiche Fahrwerksabstimmung und die Lenkungen mit vergleichsweise wenig Rückmeldung aus den anderen Modellen der Franzosen kennt, ist immer wieder erstaunt, wie kompromisslos die R.S.-Fahrzeuge diesbezüglich zu Werke gehen. Besonders gut gefällt beim Clio die Lenkung, die so direkt agiert wie bei kaum einem Kleinwagen. Das dicke Ledervolant mit roter Zwölf-Uhr-Markierung liegt toll in der Hand und hilft dabei, das Auto exakt durch Kurven zu zirkeln. Neu sind die großen Schaltwippen, die prominent hinter dem Lenkrad sitzen und eher an einen Maserati als an einen Renault denken lassen. Die Schaltwippen gehören zum Doppelkupplungsgetriebe EDC (Efficient Dual Clutch), das anfangs unsere Erwartungen nur bedingt erfüllt. Im Normal-Modus wechselt es die sechs Gänge zwar sanft, aber längst nicht so zügig, wie das die DSG-Getriebe aus dem Volkswagen-Konzern bewerkstelligen.
Antrieb: | Frontantrieb |
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Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Doppelkupplungsgetriebe |
Motor Bauart: | Reihen-Ottomotor mit Benzindirekteinspritzung und Turboaufladung |
Hubraum: | 1.618 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 147 kW (200 PS) bei 6.000 UPM |
Drehmoment: | 240 Nm bei 1.750 UPM |
Mit der Neuauflage ist der Renault Clio R.S. ein Stück erwachsener, aber auch vernünftiger geworden. Manchmal würde man sich etwas mehr von der Ungehobeltheit des Vorgängers zurückwünschen - etwa den nach Drehzahlen gierenden Saugmotor oder die manuelle Sechsgang-Schaltung. Insgesamt macht der neue Sport-Clio aber natürlich vieles besser als die vorige Generation. Schnellere Fahrwerte, weniger Verbrauch, mehr Komfort durch jetzt fünf Türen und ein Doppelkupplungsgetriebe, das komfortabel, aber auch zackig die Gänge wechseln kann. Der VW Polo GTI wirkt insgesamt harmonischer, doch genau das wollen viele Fans einer Sportversion ja gar nicht. + direkte Lenkung, Sportsitze mit viel Seitenhalt, gute Kurvenlage, kurze Schaltzeiten im Race-Modus - für den Alltag etwas zu straff, unübersichtlich beim Abbiegen, Gepäckraum mit hoher Ladeschwelle