Neuer Skoda Superb Combi mit Top-Diesel im Test: Fahrbericht mit technischen Daten und Preisen zur Markteinführung
Testbericht
München, 30. Juni 2015 - Mit Stufenhecklimousinen lässt sich bei deutschen Firmenwagenkunden in der Regel kein Blumenstrauß gewinnen. Deutschland ist und bleibt eine Kombi-Nation und das gilt besonders für die von Flottenmanagern verwaltete Mittelklasse. So verwundert es kaum, dass auch der Skoda Superb - nur ein Fünftel geht zu privaten Haltern - in Deutschland zu über 90 Prozent als Kombi-Derivat geordert wird. Da lacht das Vertreter-Herz, denn jetzt wurde der Skoda Superb Combi in die zweite Generation geschickt. Ob es der Neue schafft, auch uns ein Lächeln abzugewinnen? Wir haben - okay, und jetzt kommen die bekannten Phrasen - den böhmischen Riesen, das tschechische Raumwunder oder auch den osteuropäischen Lademeister getestet. Nüchtern gestaltet, aber groß Das Gute ist, so abgedroschen manch eine Redewendung auch klingen mag, in allen steckt die Wahrheit - oder zumindest ein bisschen davon: Die Fahrzeugbasis der nüchtern gestalteten Außenhaut ist der modulare Querbaukasten (MQB) von VW. Er hat bei der zweiten Superb-Combi-Generation gewaltige Ausmaße angenommen. Das neue Flaggschiff von Skoda ist 4,86 Meter lang, 1,86 Meter breit und 1,48 Meter hoch. Damit rangiert der Superb Combi größentechnisch deutlich über der Klassenkonkurrenz von BMW (Länge 3er Touring: 4,63 Meter), Mercedes (Länge C-Klasse T-Modell: 4,70 Meter) oder Audi (Länge A4 Avant: 4,70 Meter). Und so wildert der Tscheche dann doch verdächtig Nahe am eigentlichen Kundenjagdgebiet der oberen Mittelklasse. Freiheit für alleDas der Superb eher 5er, E-Klasse, A6 und Co. Konkurrenz macht, wird auch bei der Raumaufteilung im Innenraum deutlich: Man sollte sich ab und zu laut vorsagen: "Ich sitze wirklich in einem Mittelklasse-Fahrzeug", denn die Bein-, Ellenbogen- und Kopffreiheiten sind auf allen Plätzen enorm. Als knapp 1,90 Meter große Person im Fond die Beine übereinander schlagen? Kein Problem! Wirklich! Dem Radstand von 2,84 Meter sei Dank. Der konzerninterne Gegner, der VW Passat, hat einen fünf Zentimeter geringeren Achszwischenraum. Dramatisch, wie man die Differenz merkt, denn in einem Wolfsburger-Mittelklässler müssen die Beine im Fond nebeneinander ausharren.
Gepäckraumvergleiche im Segment Aber nicht nur der Passagierbereich ist mehr als großzügig dimensioniert. Der Kofferraum des Kombis fasst zwischen 660 und 1.950 Liter Gepäck. Dazu kommt eine Laderaumlänge von bis zu 3,10 Meter (wenn man den Beifahrersitz nach vorne umklappt). Man könnte Bierzeltgarnituren transportieren, oder Särge, oder natürlich auch bis zu fünf Personen plus jede Menge Gepäck. Und jetzt noch ein Vergleich: in einem Mercedes C-Klasse T-Modell lassen sich 480, in einem Audi A4 Avant 490 und in einem BMW 3er Touring 495 Liter verstauen. Einzig der VW Passat Variant kommt mit 650 Liter in die Nähe des Skoda. Der Testwagen ist des Außendienstlers-Traum Genug der Datenvergleiche, wie fährt sich denn nun das Platzwunder-Topmodell von Deutschlands beliebtester Importmarke? Um das herauszufinden, krallen wir uns die Antriebskonfiguration, die auch jeden Außendienstler himmelhoch jauchzen lassen würde: den Zweiliter-Turbodiesel-Vierzylinder mit 190 PS und bis zu 400 Newtonmeter Drehmoment, der bereits im Passat und im A4 für Vortrieb sorgt. Kombiniert wird der Selbstzünder mit einem Sechsgang-DSG und einem permanenten Allradantrieb. Solide für die Autobahn Der Motor kann vor allem im mittleren Drehzahlbereich zwischen 2.000 und 4.000 Umdrehungen pro Minute überzeugen. Darunter fehlt dem Aggregat ein wenig die erwartete Power und darüber geht ihm etwas zu schnell die Puste aus. Das Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sechs Fahrstufen passt prima zu dem Diesel. Einen siebten Gang muss man nicht wirklich vermissen und der Testverbrauch von 6,7 Liter auf 100 Kilometer kann sich sehen lassen. 7,7 Sekunden vergehen für den Sprint von null auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 228 km/h.
Auf der Landstraße weniger agil Diese Fahrdaten lassen uns grundsolide auf der Autobahn unterwegs sein. Bei flotter Gangart auf der Landstraße merkt man dem Superb Combi allerdings seinen längeren Radstand und sein Gewicht von über 1,6 Tonnen an. Die echte Mittelklassen-Konkurrenz lässt sich hier deutlich agiler bewegen (auch ohne Allradantrieb). Das Fahrverhalten des Testobjekts erinnert vom Anbrems-, Einlenk- und Federverhalten her viel mehr an die obere Mittelklasse als an die kleineren Klassen-Verwandten. Dafür sorgt zu großen Teilen auch das adaptive Fahrwerk. Es ist eigentlich in allen anwählbaren Modi (selbst im Sport-Modus) auf Komfort ausgelegt. Für ein sportliches Fahrverhalten reagiert es nicht direkt und präzise genug. Das Gleiche trifft auch auf die elektrische Servolenkung zu, die nur mit sehr sanften Rückstellkräften gegenlenkt. Vier Benziner und drei Diesel Trotzdem kann man es Motoren-technisch unter der Superb-Haube ordentlich krachen lassen: Wer dies will (oder dank eines netten Flottenmanagers kann), sollte den Zweiliter-Turbobenziner mit 280 PS ordern. Das Aggregat schafft es, die dynamischen Schwächen des Fahrzeugs auszugleichen und sorgt dadurch für viel Fahr- und anschließend für wenig Tankspaß (knapp zehn Liter im Test). Insgesamt stehen noch fünf weitere Antriebe zur Wahl: auf Benziner-Seite eine 1,4-Liter-Maschine mit 125 PS oder 150 PS und automatischer Zylinderabschaltung sowie eine weitere Zweiliter-Variante mit 220 Pferden. Die Selbstzünder-Riege wird durch ein zusätzliches 1,6-Liter-Aggregat mit 120 und einen zweiten Zweiliter-Diesel mit 150 PS komplett. Wer darüber hinaus lieber selbst schaltet, hat die Möglichkeit, alle Motorisierungen (bis auf den 280-PS-Ableger) mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe zu versehen. Basispreis und Serienausstattungen in höheren Linien Los geht's bei 25.590 Euro für den 125 PS starken 1,4-Liter-Benziner mit Sechsgang-Getriebe. Eine manuelle Klimaanlage ist hier bereits serienmäßig. Das gefahrene Diesel-Topmodell in der höchsten Ausstattungslinie Laurin & Klement schlägt mit 43.050 Euro zu Buche. Unter anderem die Lederausstattung, das adaptive Fahrwerk, eine Zweizonen-Klimaautomatik, elektrisch einstellbare Vordersitze oder 18-Zoll-Leichtmetallfelgen sind dann ohne Aufpreis mit an Bord. Die City-Notbremsfunktion und der Berganfahrassistent sind serienmäßig. Als Option lässt sich aus dem Skoda aber ein konkurrenzfähiger Technik-Tempel mit allen erdenklichen Helferlein machen (Toter-Winkel-Warner, Spurhalteassistent, Abstandstempomat, Stauassistent und automatischer Parkassistent). Auch das Infotainment-System mit Internet-Hotspot, Mirror-Link und Apple CarPlay ist auf dem aktuellen Stand der Zeit. Markteinführung ist der 26. September 2015.
Und der Passat Variant? Wir sollten erwähnen, dass ein Passat Variant mit demselben Antriebsstrang und vergleichbarer Ausstattung rund 2.500 Euro teurer ist. Darüber hinaus fehlen dem VW die Skoda-typischen "Simply Clever"-Lösungen wie die Regenschirme in den vorderen Türen, der Eiskratzer im Tankdeckel oder zahlreiche Ablagen und Halterungen für Flaschen und elektronische Geräte. Ist der Skoda Superb Combi damit der bessere Vertreter-Volkswagen im gut kalkulierten Flotten-Einmaleins geworden? Pauschalisieren würden wir das natürlich nie, aber ja, ist er. Vor allem wegen dem abhebenden Markenzeichen des tschechischen Phrasen-Meisters, dem Platzangebot.
Technische Daten
Antrieb: | Allrad |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Doppelkupplungsgetriebe |
Motor Bauart: | Diesel-Reihenmotor |
Hubraum: | 1.968 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 140 kW (190 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 400 Nm bei 1.750 - 3.250 UPM |
Preis
Neupreis: 37.290 € (Stand: Juni 2015)Fazit
Für einen Mittelklasse-Preis bietet der neue Skoda Superb Combi unerreichbar viel Platz und ein tolles Raumgefühl wie in einer höheren Fahrzeugklasse. Assistenten und Infotainment sind auf dem Stand der Zeit und ein Dieselaggregat bleibt, genau wie das Sechsgang-DSG, die bessere Wahl für den großen Tschechen. Allrad ist keine Pflichtoption, aber für ein verbessertes Fahrverhalten auf der Landstraße empfehlenswert. Wirklich agil ist er nicht, dafür aber ausgesprochen komfortabel. Das adaptive Fahrwerk bleibt es sogar bis in den Sport-Modus hinein. Genau wie die Lenkung, die sich etwas zu leichtgängig steuern lässt. Der direkte Konzern-Konkurrent, der VW Passat Variant, bietet nicht nur weniger Raum auf gleicher MQB-Basis, sondern ist im Schnitt rund 2.500 Euro teurer als sein osteuropäischer Bruder.+ wertige Anmutung im Innenraum, günstiger Preis, perfekte Raumausnutzung im Passagierbereich, großer Kofferraum, sparsamer Diesel- wenig agil, nüchternes Design, leichtgängige LenkungTestwertung
Quelle: auto-news, 2015-06-29
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