Denn sie hassen teuer: Chevrolet Cruze mit 1,6-Liter-Motor im Test
Testbericht
Santander (Spanien), 16. März 2009 - Der Cruze ist für Chevrolet das wichtigste Modell auf dem europäischen Markt. Durch die Verbindung von niedrigem Preis und vorzeigbarer Qualität soll der in Südkorea gebaute Hoffnungsträger den Fahrzeugmarkt gründlich aufmischen. Hat die 15.000-Euro-Einstiegsvariante mit 1,6-Liter-Benziner das Zeug dazu? Wir haben es herausgefunden. Außerdem musste der Wagen auch mit 1,8-Liter-Motor ran.
Massentaugliches Design
Der Cruze beerbt den Chevrolet Nubira, auch wenn die beiden Modelle eine gewisse Zeit noch parallel angeboten werden. Unter diesem Gesichtpunkt sieht der Cruze unheimlich gut aus. Schließlich werden die Wagen von der südkoreanischen GM-Tochter Daewoo produziert, deren dröges Asia-Design bisher niemanden so richtig hinterm Ofen vorlocken konnte. Der Cruze lässt dies vergessen, bricht unverblümt mit den schrägen gestalterischen Traditionen seiner Vorfahren. Mit zweigeteiltem Grill und leicht bösem Blick mischt sich der Chevy in den Verkehr, die aufsteigende Schulterlinie verspricht Dynamik und das Heck liegt stämmig über dem Asphalt. Nur das kleine Dreieck hinter den Seitenscheiben der Hecktüren ist nicht aus Glas, sondern ein Stück schwarzes Hartplastik - ich denke an den Preis des Wagens und finde das okay. Ein billiges Auto kann also gut aussehen.
Anmutige Anmutung
Die Sitze sitzen sich richtig gut. Bei vernünftig langer Beinauflage geben sie langstreckentauglichen Halt. Und Platz habe ich sowohl vorne als auch hinten. Die Kabine wirkt gut verarbeitet, harte Plastikwelten in kühlem Schlachtschiff-Grau bleiben uns optisch erspart. Natürlich ist das Plastik da, und es ist auch hart und nicht unbedingt kratzfest - aber noch nie kam dieser Werkstoff in einem günstigen Auto so gefällig daher. Und ab der zweithöchsten Ausstattungs-Stufe "LS" (17.190 Euro) webt sich Stoff über den Deckel des Handschuhfachs, was eine Qualitäts-Anmutung nach sich zieht, wie sie sonst nur ein paar Preis-Klassen höher zu finden ist.
Heckklappe: Ungelenkig Im Kofferraum des Cruze verschwinden bis zu 450 Liter Gepäck - 100 Liter mehr als ein Golf fassen kann. Allerdings liegt der Stauraum unter einer eigenwilligen Klappe. Beim Öffnen schnellt sie mit Schwung nach oben, um dann wieder runter zu sacken. Gehalten wird der Heckdeckel von zwei vorsintflutlichen, gebogenen Metallstangen, die sich beim Schließen in den Kofferraum und bei voller Beladung ins Gepäck drücken (siehe Bildergalerie). Zum ersten Mal aufgefallen war mir diese unmögliche Konstruktion Mitte der 90er Jahre bei einem US-Aufenthalt: Mein Mietwagen, ein Chevrolet Caprice Classic, nutzte besagte Technik. Damals gehörte Daewoo zwar noch nicht zu GM, aber auf dieses billige Detail wollte man wohl nicht verzichten. Dies unter Kostengesichtspunkten zu akzeptieren, fällt mir schon schwerer. Bestimmt abgestimmt Erst mal in Bewegung schafft es der neue Chevy, den guten Gesamteindruck zu halten. Das straffe Fahrwerk lockt zum Kurvenfahren, Wanken und Schaukeln kennt der Wagen nicht. Schlaglöcher rumpeln zwar akustisch, lösen aber kein Poltern aus. Dabei fällt mir auf, dass der Cruze mit 1,8-Liter-Motor noch ein wenig härter zu Werke geht, als sein kleiner 1,6er-Bruder. Auch die Lenkung sollte anscheinend bloß nicht weich sein: Direkt, ohne störendes Spiel dient sie mir als präzises Steuergerät. Zwar bleibt ein ganz leicht synthetischer Beigeschmack, aber im Licht der Kosten macht diese Lenkung richtig Spaß. Das Volant sieht wie ein kleines Opel-Insignia-Lenkrad aus: Ein erster Hinweis, dass sich der ab November 2009 verfügbare neue Astra mit dem Cruze die so genannte Delta-Plattform des Mutterkonzerns GM teilt. Insofern dürfen wir uns schon jetzt auf das Fahrwerk des neuen Opel Astra freuen. Versuche Zuerst schnappe ich mir das 1,6-Liter-Einstiegsaggregat. Chevrolet erwartet, dass 60 Prozent der Kunden zu dem Vierzylinder mit 113 PS greifen. 153 Newtonmeter Drehmoment liegen bei 4.200 U/min an. In 12,5 Sekunden spult das Aggregat auf Tempo 100, schneller als 185 km/h geht's nicht. Den Gesamtverbrauch gibt der Hersteller mit 6,8 Liter pro hundert Kilometer an - Messungen bei ausgiebigen Tests werden einen deutlich höheren Wert auswerfen. Bereits im Stadtverkehr fällt mir auf: Der Motor übt sich in einer ausgeprägten Anfahrschwäche, macht erst ab 3.000 U/min was her. In den Hügeln des Cabárceno Naturparks wird es dann schwierig - ich versuche bergauf zu beschleunigen und muss schon bei harmlos erscheinenden Steigungen in den ersten Gang zurückschalten. Dröhnend nimmt der Wagen die Kuppen, röchelt, ist atemlos. Da vorne unter der Haube beamt kein magischer Kraftplatz, das Aggregat ist einfach schnell überfordert. Aber der Cruze ist nicht untrennbar mit dem 1,6er Motor verbunden, als nächstes ist der 1,8er (19.690 Euro) dran.
Flotter - aber nur im Vergleich Der Benziner mit 1,8 Liter Hubraum leistet 141 PS, 176 Newtonmeter greifen bei 3.800 U/min die Kurbelwelle. Drehmoment höher und das auch noch bei niedrigeren Drehzahlen? Genau: Die Beschleunigung auf 100 km/h geht in 10,0 Sekunden vonstatten, Schluss ist bei 200 km/h. Das Datenblatt lügt nicht: Im Vergleich zum 1,6er löst sich der 141-PS-Cruze locker aus dem Stand, gibt spürbar mehr Reserven frei. Aber in gedämpfter Form bleibt die Anfahrschwäche erhalten. Der 1,8-Liter-Fünfventiler mit 125 PS im 13 Jahre alten Audi A4 meiner Eltern kann das gefühlt besser. In Sachen Verbrauch spricht übriges einiges für den 1,8-Liter-Cruze: Mit 6,8 Liter schluckt er auf 100 Kilometer genauso viel wie das Modell mit 1,6er Maschine. Spreizer Sowohl bei meinem 1,6er-Cruze als auch bei der 1,8er-Variante ist eine manuelle Fünfgang-Schaltung für die Einteilung der Momente zuständig. Für den 1,8er gibt es gegen 1.400 Euro Aufpreis auch eine Sechsgang-Automatik. Fünf Gänge sind für die beiden eher pomadigen Aggregate einfach zu wenig. Mit einer engen Sechsgang-Abstufung hätte sich die Arbeitsunwilligkeit etwas wegdrücken lassen - so verstärkt das Schaltwerk den Eindruck vom nicht ganz so gelungenen Antrieb. Dabei funktioniert das Einlegen der Gänge meistens ganz manierlich, ganz selten hakelt es ein wenig.
Heckklappe: Ungelenkig Im Kofferraum des Cruze verschwinden bis zu 450 Liter Gepäck - 100 Liter mehr als ein Golf fassen kann. Allerdings liegt der Stauraum unter einer eigenwilligen Klappe. Beim Öffnen schnellt sie mit Schwung nach oben, um dann wieder runter zu sacken. Gehalten wird der Heckdeckel von zwei vorsintflutlichen, gebogenen Metallstangen, die sich beim Schließen in den Kofferraum und bei voller Beladung ins Gepäck drücken (siehe Bildergalerie). Zum ersten Mal aufgefallen war mir diese unmögliche Konstruktion Mitte der 90er Jahre bei einem US-Aufenthalt: Mein Mietwagen, ein Chevrolet Caprice Classic, nutzte besagte Technik. Damals gehörte Daewoo zwar noch nicht zu GM, aber auf dieses billige Detail wollte man wohl nicht verzichten. Dies unter Kostengesichtspunkten zu akzeptieren, fällt mir schon schwerer. Bestimmt abgestimmt Erst mal in Bewegung schafft es der neue Chevy, den guten Gesamteindruck zu halten. Das straffe Fahrwerk lockt zum Kurvenfahren, Wanken und Schaukeln kennt der Wagen nicht. Schlaglöcher rumpeln zwar akustisch, lösen aber kein Poltern aus. Dabei fällt mir auf, dass der Cruze mit 1,8-Liter-Motor noch ein wenig härter zu Werke geht, als sein kleiner 1,6er-Bruder. Auch die Lenkung sollte anscheinend bloß nicht weich sein: Direkt, ohne störendes Spiel dient sie mir als präzises Steuergerät. Zwar bleibt ein ganz leicht synthetischer Beigeschmack, aber im Licht der Kosten macht diese Lenkung richtig Spaß. Das Volant sieht wie ein kleines Opel-Insignia-Lenkrad aus: Ein erster Hinweis, dass sich der ab November 2009 verfügbare neue Astra mit dem Cruze die so genannte Delta-Plattform des Mutterkonzerns GM teilt. Insofern dürfen wir uns schon jetzt auf das Fahrwerk des neuen Opel Astra freuen. Versuche Zuerst schnappe ich mir das 1,6-Liter-Einstiegsaggregat. Chevrolet erwartet, dass 60 Prozent der Kunden zu dem Vierzylinder mit 113 PS greifen. 153 Newtonmeter Drehmoment liegen bei 4.200 U/min an. In 12,5 Sekunden spult das Aggregat auf Tempo 100, schneller als 185 km/h geht's nicht. Den Gesamtverbrauch gibt der Hersteller mit 6,8 Liter pro hundert Kilometer an - Messungen bei ausgiebigen Tests werden einen deutlich höheren Wert auswerfen. Bereits im Stadtverkehr fällt mir auf: Der Motor übt sich in einer ausgeprägten Anfahrschwäche, macht erst ab 3.000 U/min was her. In den Hügeln des Cabárceno Naturparks wird es dann schwierig - ich versuche bergauf zu beschleunigen und muss schon bei harmlos erscheinenden Steigungen in den ersten Gang zurückschalten. Dröhnend nimmt der Wagen die Kuppen, röchelt, ist atemlos. Da vorne unter der Haube beamt kein magischer Kraftplatz, das Aggregat ist einfach schnell überfordert. Aber der Cruze ist nicht untrennbar mit dem 1,6er Motor verbunden, als nächstes ist der 1,8er (19.690 Euro) dran.
Flotter - aber nur im Vergleich Der Benziner mit 1,8 Liter Hubraum leistet 141 PS, 176 Newtonmeter greifen bei 3.800 U/min die Kurbelwelle. Drehmoment höher und das auch noch bei niedrigeren Drehzahlen? Genau: Die Beschleunigung auf 100 km/h geht in 10,0 Sekunden vonstatten, Schluss ist bei 200 km/h. Das Datenblatt lügt nicht: Im Vergleich zum 1,6er löst sich der 141-PS-Cruze locker aus dem Stand, gibt spürbar mehr Reserven frei. Aber in gedämpfter Form bleibt die Anfahrschwäche erhalten. Der 1,8-Liter-Fünfventiler mit 125 PS im 13 Jahre alten Audi A4 meiner Eltern kann das gefühlt besser. In Sachen Verbrauch spricht übriges einiges für den 1,8-Liter-Cruze: Mit 6,8 Liter schluckt er auf 100 Kilometer genauso viel wie das Modell mit 1,6er Maschine. Spreizer Sowohl bei meinem 1,6er-Cruze als auch bei der 1,8er-Variante ist eine manuelle Fünfgang-Schaltung für die Einteilung der Momente zuständig. Für den 1,8er gibt es gegen 1.400 Euro Aufpreis auch eine Sechsgang-Automatik. Fünf Gänge sind für die beiden eher pomadigen Aggregate einfach zu wenig. Mit einer engen Sechsgang-Abstufung hätte sich die Arbeitsunwilligkeit etwas wegdrücken lassen - so verstärkt das Schaltwerk den Eindruck vom nicht ganz so gelungenen Antrieb. Dabei funktioniert das Einlegen der Gänge meistens ganz manierlich, ganz selten hakelt es ein wenig.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Ottomotor |
Hubraum: | 1.598 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 83 kW (113 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 153 Nm bei 4.200 UPM |
Preis
Neupreis: 14.990 € (Stand: März 2009)Fazit
Karosserie, Innenraum, Fahrwerk und Fahrverhalten: wow. Was Chevrolet da für 14.999 Euro auf die Räder stellt, ist in dieser Preisklasse wirklich neu. Bis jetzt dachte ich, dass dieser Qualitätseindruck, dieses ansprechende Außen- und Innendesign sowie solche agilen Fahrwerke für günstige Autos verboten sind - auch diese Gewissheit zerfällt nun.Abzug gibt es bei aller Sympathie für erschwingliche Neuwagen in Sachen Antrieb: Der 1,6-Liter-Motor hat unten rum echte Probleme ("er bemühte sich stets, das Klassenziel zu erreichen."), was von der manuellen Fünfgang-Schaltung noch verstärkt wird. Der 1,8-Liter-Benziner macht seinen Job deutlich besser, jedoch ohne endgültig zu überzeugen.
Die umfangreiche Serienausstattung, zu der sich auch Sicherheitsfeatures wie ESP und sechs Airbags gesellen, macht hingegen wieder Freude.
Testwertung
Quelle: auto-news, 2009-03-16
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