Für Schöngeister: Die Fahrmaschine Bentley Continental GT im Test
Testbericht
Meran (Tirol), 29. Dezember 2006 Bentley Continental GT schon der Name klingt ... nach elegant geschwungenen Formen, nach erlesenen Hölzern, nach edlem Leder. Und so ist das große Bentley Coupé nicht einfach nur ein Auto, es ist ein Erlebnis. Und zwar für alle Sinne. Wir haben es erfahren.
Erbanlagen vom VW Phaeton Böse Zungen behaupten, der Continental GT sei ein VW Phaeton Coupé. Denn erstens gehört Bentley seit 1998 zu Volkswagen (während Schwester Rolls-Royce damals an BMW) und zweitens teilt sich der Continental GT Komponenten der Phaeton-Allradplattform und des Zwölfzylinder-Motors mit der (leider) von vielen ungeliebten Wolfsburger Luxuslimousine.
Geradezu ein Schnäppchen Doch was solls? Der Bentley ist ein eigenständiges, wunderschönes Auto und er ist technisch beinahe perfekt. Darüber hinaus ist er gerade deshalb, weil Bentley sich aus dem VW-Regal bedienen kann, für ein von Hand gefertigtes Auto relativ preiswert. Denn im Vergleich zu einem Aston Martin Vanquish für 236.460 Euro oder einem Ferrari 612 Scaglietti F1 für 218.000 Euro sind die 171.000 Euro, die Bentley für den GT aufruft, geradezu ein Schnäppchen. Nicht umsonst sind seine Verkaufszahlen stark angewachsen und die Lieferzeiten lang.
Lange Haube, wuchtiger Grill Eines der schönsten Autos der Welt ist der Bentley Continental Flying Spur S II aus dem Jahr 1961. Ein Bild davon hängt zu Hause in meinem Arbeitszimmer. Das Fahrzeug gehörte der Champagner-Firma Veuve Cliquot und ist in dem Orange der Flaschenetiketten lackiert. Anklänge an diese Epoche finden sich auch am aktuellen Continental GT: Die lange Motorhaube mit dem wuchtigen Grill ist genauso eine Reminiszenz an vergangene Zeiten wie die sanft abfallende Heckpartie oder die mächtigen 19-Zoll-Räder. Und deshalb kann er einfach nur so dastehen, der Bentley, und mich durch seinen Anblick begeistern.
Großer Anklang allerorten Begeisterung schafft das Coupé aber auch bei Anderen. Selten haben Autofahrer und Passanten dermaßen die Köpfe verdreht und selten wollten Freunde, Bekannte und Unbekannte ein paar Runden mitfahren kaum erwehren konnte ich mich der Anträge. Und obwohl Fahren das Schönste an diesem englischen Sportwagen ist, reicht es auch erst mal, drin zu sitzen. Auch innen ist das große Coupé nämlich ein Traum.
Traum in Holz und Leder Allein das sattelbraune Leder und das sanft glänzende Walnussholz sind ein Genuss. Nicht nur fürs Auge sondern auch für die Nase. Auf den großen Sesseln sitzt es sich während mehrstündiger Fahrten bequem. Sie sind angenehm straff, aber nicht zu hart. Fast schon dekadent ist die eingebaute Massagefunktion oder wie sollte man es sonst einordnen, wenn man mit Tempo 200 über die deutsche Autobahn gleitet und sich den Rücken bearbeiten lässt. Auch auf der Rücksitzbank finden zwei Personen Platz, aber allzu groß sollten sie nicht sein.
560 PS schieben an Die Bedienelemente geben keine Rätsel auf, wer schon mal VW Phaeton gefahren ist, erkennt das eine oder andere Detail wieder. Wir finden das gut warum das Rad neu erfinden, wenn es schön rund ist? Und so lassen wir die zwölf Zylinder unseres Twinturbomotors an und erwecken 560 PS zum Leben. Das grummelt zunächst schön wohlig im Untergrund und bleibt immer sehr dezent, kaum hörbar. Außer man gibt Vollgas. So bei 160 Sachen zum Beispiel auf der Autobahn. Dann wummert die Maschine richtig ungehörig vielleicht etwas zu laut und etwas zu dumpf. Aber Vollgas fährt man eigentlich selten, denn mit Halb- oder gar Viertelgas gehört man wegen der 650 Newtonmeter Drehmoment, die bei sensationell niedrigen 1.600 Touren bereitstehen, ohnehin schon zu den schnellsten im Lande.
In 4,8 Sekunden auf 100 Von null auf 100 ist man in kurzen 4,8 Sekunden. Die Sechsgang-Automatik schaltet stets sanft und perfekt ein Griff an die Paddles hinter dem Lenkrad bietet sich allenfalls zum Runterschalten vor der Ampel oder einer Kurve an. Da Schönste an dem vor Kraft strotzenden Aggregat sind aber Laufkultur und Sound im unteren Drehzahlbereich: Das dezente Blubbern beim niedertourigen Hochbeschleunigen aus Tempo 80 zum Beispiel klingt eher wie von einem Achtzylinder als von einem Zwölfer und wird mir so schnell nicht aus den Ohren gehen.
Schnell und wendig Bei schneller Fahrt kann der Bentley Continental GT voll und ganz überzeugen. Ruhig liegt er auf der Straße. 318 km/h Höchstgeschwindigkeit schafft er immerhin. Wir haben es wegen der Verkehrsverhältnisse allerdings nur bis 280 km/h gebracht. Und auch da liegt das 2.400 Kilo schwere Coupé satt. Dabei hilft sicher der permanente Allradantrieb. Aber auch die verhärtende Lenkung trägt ihren Teil zu den perfekten Fahr- und Handlingeigenschaften bei. In der Stadt dagegen ist der Bentley erstaunlich wendig und dank der Servounterstützung mit einem Finger am Lenkrad spielend leicht einzuparken.
Zwölf Zylinder brauchen Kraft Den durchschnittlichen Verbrauch gibt Bentley mit 17,2 Litern an. Wir sind für unseren Test von München nach Meran gefahren, um Wein beim malerischen Schloss Rametz zu holen (wo der Sohn des Besitzers die zwanzig Meter vom Tor zum Schlossladen unbedingt mitfahren musste). Da unser Weg durch Österreich und Italien führte, wo man ohnehin nicht schnell fahren darf, lagen wir mit unserem Testverbrauch auf Höhe des Regelwerts. (ph)
Erbanlagen vom VW Phaeton Böse Zungen behaupten, der Continental GT sei ein VW Phaeton Coupé. Denn erstens gehört Bentley seit 1998 zu Volkswagen (während Schwester Rolls-Royce damals an BMW) und zweitens teilt sich der Continental GT Komponenten der Phaeton-Allradplattform und des Zwölfzylinder-Motors mit der (leider) von vielen ungeliebten Wolfsburger Luxuslimousine.
Geradezu ein Schnäppchen Doch was solls? Der Bentley ist ein eigenständiges, wunderschönes Auto und er ist technisch beinahe perfekt. Darüber hinaus ist er gerade deshalb, weil Bentley sich aus dem VW-Regal bedienen kann, für ein von Hand gefertigtes Auto relativ preiswert. Denn im Vergleich zu einem Aston Martin Vanquish für 236.460 Euro oder einem Ferrari 612 Scaglietti F1 für 218.000 Euro sind die 171.000 Euro, die Bentley für den GT aufruft, geradezu ein Schnäppchen. Nicht umsonst sind seine Verkaufszahlen stark angewachsen und die Lieferzeiten lang.
Lange Haube, wuchtiger Grill Eines der schönsten Autos der Welt ist der Bentley Continental Flying Spur S II aus dem Jahr 1961. Ein Bild davon hängt zu Hause in meinem Arbeitszimmer. Das Fahrzeug gehörte der Champagner-Firma Veuve Cliquot und ist in dem Orange der Flaschenetiketten lackiert. Anklänge an diese Epoche finden sich auch am aktuellen Continental GT: Die lange Motorhaube mit dem wuchtigen Grill ist genauso eine Reminiszenz an vergangene Zeiten wie die sanft abfallende Heckpartie oder die mächtigen 19-Zoll-Räder. Und deshalb kann er einfach nur so dastehen, der Bentley, und mich durch seinen Anblick begeistern.
Großer Anklang allerorten Begeisterung schafft das Coupé aber auch bei Anderen. Selten haben Autofahrer und Passanten dermaßen die Köpfe verdreht und selten wollten Freunde, Bekannte und Unbekannte ein paar Runden mitfahren kaum erwehren konnte ich mich der Anträge. Und obwohl Fahren das Schönste an diesem englischen Sportwagen ist, reicht es auch erst mal, drin zu sitzen. Auch innen ist das große Coupé nämlich ein Traum.
Traum in Holz und Leder Allein das sattelbraune Leder und das sanft glänzende Walnussholz sind ein Genuss. Nicht nur fürs Auge sondern auch für die Nase. Auf den großen Sesseln sitzt es sich während mehrstündiger Fahrten bequem. Sie sind angenehm straff, aber nicht zu hart. Fast schon dekadent ist die eingebaute Massagefunktion oder wie sollte man es sonst einordnen, wenn man mit Tempo 200 über die deutsche Autobahn gleitet und sich den Rücken bearbeiten lässt. Auch auf der Rücksitzbank finden zwei Personen Platz, aber allzu groß sollten sie nicht sein.
560 PS schieben an Die Bedienelemente geben keine Rätsel auf, wer schon mal VW Phaeton gefahren ist, erkennt das eine oder andere Detail wieder. Wir finden das gut warum das Rad neu erfinden, wenn es schön rund ist? Und so lassen wir die zwölf Zylinder unseres Twinturbomotors an und erwecken 560 PS zum Leben. Das grummelt zunächst schön wohlig im Untergrund und bleibt immer sehr dezent, kaum hörbar. Außer man gibt Vollgas. So bei 160 Sachen zum Beispiel auf der Autobahn. Dann wummert die Maschine richtig ungehörig vielleicht etwas zu laut und etwas zu dumpf. Aber Vollgas fährt man eigentlich selten, denn mit Halb- oder gar Viertelgas gehört man wegen der 650 Newtonmeter Drehmoment, die bei sensationell niedrigen 1.600 Touren bereitstehen, ohnehin schon zu den schnellsten im Lande.
In 4,8 Sekunden auf 100 Von null auf 100 ist man in kurzen 4,8 Sekunden. Die Sechsgang-Automatik schaltet stets sanft und perfekt ein Griff an die Paddles hinter dem Lenkrad bietet sich allenfalls zum Runterschalten vor der Ampel oder einer Kurve an. Da Schönste an dem vor Kraft strotzenden Aggregat sind aber Laufkultur und Sound im unteren Drehzahlbereich: Das dezente Blubbern beim niedertourigen Hochbeschleunigen aus Tempo 80 zum Beispiel klingt eher wie von einem Achtzylinder als von einem Zwölfer und wird mir so schnell nicht aus den Ohren gehen.
Schnell und wendig Bei schneller Fahrt kann der Bentley Continental GT voll und ganz überzeugen. Ruhig liegt er auf der Straße. 318 km/h Höchstgeschwindigkeit schafft er immerhin. Wir haben es wegen der Verkehrsverhältnisse allerdings nur bis 280 km/h gebracht. Und auch da liegt das 2.400 Kilo schwere Coupé satt. Dabei hilft sicher der permanente Allradantrieb. Aber auch die verhärtende Lenkung trägt ihren Teil zu den perfekten Fahr- und Handlingeigenschaften bei. In der Stadt dagegen ist der Bentley erstaunlich wendig und dank der Servounterstützung mit einem Finger am Lenkrad spielend leicht einzuparken.
Zwölf Zylinder brauchen Kraft Den durchschnittlichen Verbrauch gibt Bentley mit 17,2 Litern an. Wir sind für unseren Test von München nach Meran gefahren, um Wein beim malerischen Schloss Rametz zu holen (wo der Sohn des Besitzers die zwanzig Meter vom Tor zum Schlossladen unbedingt mitfahren musste). Da unser Weg durch Österreich und Italien führte, wo man ohnehin nicht schnell fahren darf, lagen wir mit unserem Testverbrauch auf Höhe des Regelwerts. (ph)
Technische Daten
Antrieb: | permanenter Allradantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | W-Biturbomotor |
Hubraum: | 5.998 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 12 |
Leistung: | 411 kW (560 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 650 Nm bei 1.600 UPM |
Preis
Neupreis: 171.216 € (Stand: September 2006)Fazit
Eleganz, Kraft, und Perfektion zeichnen den Bentley Continental GT aus. Das große Coupé bietet zumindest vorne außerordentlich viel Platz. Ruhe und Gelassenheit, die das wunderschöne Interieur ausstrahlt, übertragen sich auf den Fahrer. So gleitet man unmerklich schnell dahin und genießt Leder, Holz, Motorsound oder gar die Highend-Stereoanlage. Auch bei hohem Tempo und schlechtem Wetter liegt der Bentley sicher auf der Straße und lässt sich spielend leicht dirigieren. Luxus kann so schön sein und im Fall des Continental GT ist die Exklusivität sogar vergleichsweise preiswert. Wenn das Coupé auch für die meisten unerschwinglich bleiben wird.Testwertung
Quelle: auto-news, 2006-12-29
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