Aston Martin DBS - Bentley Continental GT - Reich und schön
Zwei der spektakulärsten Luxuscoupés kommen derzeit aus Großbritannien. Im Vergleichstest tritt der Aston Martin DBS gegen den Bentley Continental GT bei den offenen britischen Meisterschaften an.
Alle reden nur noch vom Brexit, doch bei diesen beiden Beaus wünscht man sich, die Briten würde sich nicht von Europa abspalten. Aston Martin DBS gegen Bentley Continental GT - das ist das Beste vom Besten, das man mit zwei Türen auf Rädern derzeit für viel Geld käuflich erwerben kann. Jeweils ein Dutzend Brennkammern, Leistung im Überfluss und ein Design so begehrenswert, das es wohl nur von der britischen Insel stammen kann. Derartige Schönheiten bekommt man im normalen Straßenverkehr leider nur allzu selten zu Gesicht. Sie halten sich bevorzugt in ausländischen Nobelgegenden auf und parken zumeist gut gesichert in Tiefgaragen. Dabei müssten die beiden eleganten Coupés schon aufgrund ihres Designs die Verpflichtung haben, sich visuell so viel als möglich als Kunstobjekte auf Rädern der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.
Der Bentley zeigt das bekannte Hausdesign mit bulligen, aber betont organischen Formen. Dabei ist seine neue Generation deutlich filigraner als die vorherige, wobei die grundsätzlichen Proportionen allemal etwas mutiger und moderner hätten sein dürfen. Der Aston Martin DBS riskiert bei aller visuellen Begehrlichkeit ebenso wenig und setzt auf das markante Aston-Martin-Design neuester Generation - größere Ähnlichkeiten zu den schwächeren Modellen Vantage und DB11 sind dabei alles andere als zufällig. Beide Modelle sprechen nicht nur durch das Coupéstyling ein ähnliches Klientel an. Wem ein BMW 8er oder ein Mercedes S-Klasse Coupé zu gewöhnlich, ein Maserati zu betagt und ein Porsche 911, ein Ferrari 812 SF oder eine Corvette einfach zu sportlich sind - all jene dürften keine Mühe haben, sich in Continental oder DBS zu verlieben. Auch oder gerade weil beide einen Antrieb bieten, die höchst selten geworden ist: ein V12-Triebwerk.
Eines vorweg: beide Dutzendzylinder sind ein grandioser Hochgenuss - technisch, akustisch und in Sachen Leistungsentfaltung bleiben auch in der Liga der Reichen und Schönen keinerlei Wünsche offen. Der Aston Martin wird von einem 5,2 Liter-V12 aus Ford-Produktion angetrieben. Dank doppelter Turboaufladung leistet der Karbon-Brite 533 kW / 725 PS und ein maximales Drehmoment von 900 Nm, das ab 1.800 U/min anliegt. Das Ansprechverhalten ist so spektakulär, dann man kaum spürt, von einem Turbolader Kraftstöße zu bekommen. Überhaupt entspricht die Leistungscharakteristik eher der eines Saugers, denn erst in höheren und hohen Drehzahlbereichen begeistert der DBS vollends, der den Spurt 0 auf Tempo 100 in 3,4 Sekunden und den Zwischenspurt 80 bis 160 in kaum mehr als vier Sekunden absolviert.
Den Bentley wird vom bekannten Sechsliter-W12-Triebwerk angetrieben, dass bereits im Bentayga seinen imposanten Dienst verrichtet. Im GT leistet der Motor mit 467 kW / 635 PS und ebenfalls 900 Nm (ab 1.350 U/min) nennenswert weniger als der Konkurrent, ist gerade in niedrigeren Drehzahlen jedoch deutlich bulliger als der DBS. Er ist nicht nur von seiner Fahrwerksabstimmung her eher Gran Turismo als Sportler, wobei man dem Aston Unrecht tun würde, ihn allein mit Vollblutsportlern zu messen. Das britische Doppelpack beschleunigt, als ob das Ende aller Tage näher als nah wäre und zaubern ihren Piloten gleichermaßen und doch höchst unterschiedlich ein Lächeln ins Gesicht. Beide knacken die 300-km/h-Marke mit Leichtigkeit und lassen sich bei gerader Straße locker bis zu 340 km/h ausfahren.
Dabei mag durchaus überraschen, mit welchen Getrieben die beiden Modelle unterwegs sind. Anders herum als zu erwarten, wird die Kraft im Aston Martin perfekt mit einer achtstufigen Getriebeautomatik aus dem Hause ZF übertragen, die einen exzellenten Eindruck macht und dezent im Hintergrund arbeitet. Überraschend ist der Bentley nicht wie sein Vorgänger mit einer Wandlerautomatik, sondern mit einem achtstufigen Doppelkupplungsgetriebe unterwegs, das nicht so recht zu einem Luxuscoupé wie dem Continental passen mag und gerade im Komfortbereich einige Wünsche offenlässt.
Wie schon bei der Leistungsentfaltung des Triebwerks ist der Aston Martin DBS der sportlichere der beiden, während der Bentley Continental GT den spektakulären Luxuscruiser mimt, der keine Grenzen zu kennen scheint. Wenn es diese abseits des Kaufpreises gibt, ist es das Gewicht, das der Continental nicht überspielen kann. Mehr als 2,2 Tonnen verteilt auf 4,85 Meter - das kann selbst der prächtige Zwölfzylinder und das variabel einstellbare Fahrwerk nebst Luftfederung und Wankausgleich nicht kaschieren. Hier hat der nur 4,71 Meter lange DBS einen deutlichen Vorteil, denn er bietet nicht nur 90 PS mehr und fährt sich kompakter, sondern er wiegt mit 1,8 Tonnen über 400 Kilogramm weniger, die sich bei jeder schnellen Kurve - je enger, desto mehr - bemerkbar machen. Der Bentley versucht dies mit seinem Hightech-Fahrwerk auszugleichen und sorgt nicht nur bei rutschiger Fahrbahn für eine bessere Fahrbarkeit Dank Allradantrieb, der auch dem DBS gut stehen würde. Ansonsten fährt sich der Aston Martin mit grandiosen Bremsen und einer exzellenten Lenkung traumhaft sportlich, während der Bentley Continental den sportlich-komfortablen Cruiser mimt, mit dem man sich zu jeder Jahreszeit auf die nächsten 800 Kilometer Autobahn freut.
Die Innenraum- und Komfortwertung geht wenig überraschend an den Bentley, denn der Innenraum des DBS ist schick beledert, aber allzu zerklüftet. Sitze, Verkleidungen und Armaturenbrett sind mit nach Wunsch kolorierten Tierhäuten bespannt, doch wirklich modern ist der Innenraum nicht und im Fond lässt es sich nicht ernsthaft sitzen. Die Instrumente sind in den drei Informationshöhlen unübersichtlich, die Bedienung der Funktionen ist nicht immer selbsterklärend und das Daimler-Bediensystem nebst Touchfeld und aufgesetzten Bildschirm wird bei Mercedes aus gutem Grund von einem neuen Modell ersetzt. Ganz anders der Bentley der nicht nur in dieser Klasse Maßstäbe setzt. Die Sitzposition ist vorne perfekt, das belederte Gestühl bietet mannigfaltige Einstellvariationen und lässt allein bei Intensität von Massage und Belüftung Wünsche offen. Im Fond wird es eng; doch der Continental ist durchaus ein nutzbarer 2+2-Sitzer. Mittlerweile präsentiert sich das Cockpit mit vollanimierten Anzeigen und einem zusätzlichen Head-Up-Display auf der Höhe der Zeit und der große 12,3 Zoll große Multifunktionsbildschirm in der Mittelkonsole sieht nicht nur imposant aus - die Bedienung ist einfach und gut.
Welcher der beiden britischen König ist nunmehr der bessere? Als luxuriöses Alltagsauto bietet der Bentley Continental GT das bessere Coupépaket. Er liefert eine beinahe perfekte Vorstellung ab und man kann ihm allenfalls das Übergewicht, die optische Nähe zu seinem Vorgänger und das mäßige Doppelkupplungsgetriebe vorwerfen, das zu Preisen ab 202.000 Euro nervt. Der mindestens 274.995 Euro teure Aston Martin DBS ist mit seinem nennenswerten Mindergewicht und deutlich mehr Leistung spürbar sportlicher, emotionaler und schärfer; bietet jedoch nicht viel mehr als der bereits exzellente DB11, der kaum langsamer und dafür nennenswert günstiger ist. Doch wer interessiert sich in dieser Liga noch für Geld?
Quelle: Autoplenum, 2018-09-10
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