BMW M6 Gran Coupé: Fahrbericht
Testbericht
Über 40 Jahre ist es her, da gründete BMW, 1972, die M GmbH. Die 40,6 % Produktionszuwachs im Jahr 2012 (26.872 Verkäufe) waren die Ouvertüre, das neue M6 Gran Coupé mit 560 PS-V8 ist das neue Topmodell, Jahrgang 2013: „Der Luxuriöseste der M GmbH“, fasst es Thomas Schemera, Sales-Marketing M GmbH, in einem Statement zusammen. Die letzte Zeile der Ausstattungs- und Preisliste des Testwagens erzählt in Zahlen trocken davon: 151.890 Euro. Der Grundpreis: 128.800 Euro. 36.000 Euro mehr als für den 450 PS starken 650i.
Dafür sitzt man in einem der attraktivsten aus München – dem Gran Coupé. Die Karosse, fein platziert zwischen 5er (harmonisch) und 7er (repräsentativ), gibt dem goldenen Schnitt ein elegant-sportliches Zuhause: Die Linie passt, die Linie fließt. Im Vergleich zum 6er Coupé mit 113 Millimeter gewachsenem Radstand. Das sorgt für innere Größe, schafft Eingänge (+2 Türen) und adäquaten Platz im Fond – in tiefer Sitzposition, auf mit Merino-Leder bezogenen Einzelsitzen, bequem bis maximal 1,95 Meter. Ein dritter Sitzplatz steht für kürzere Strecken zur Verfügung. Die Fondsitzlehne kann im Verhältnis 40:60 geteilt und umgeklappt werden. Das Stauvolumen des Gepäckraums – nicht so hoch wie im 7er, aber tief – steigt damit von 460 auf 1.265 Liter.
Das M6 Gran Coupé ist die Steigerung des Gran Coupés. Die neuen Designmerkmale haben vor allem technische Gründe, denn die Anforderungen sind hoch: im Kühlluftbedarf, in der Fahrwerksgeometrie, in der Aerodynamik. Dafür gibt es Zeugen rundum. Die großen Lufteinlässe, bauchige Radhäuser, optimierte Außenspiegel, grazile 20 Zoll-Doppelspeichenräder sowie die Doppelendrohre seitich des Diffusoreinsatzes aus carbonfaserverstärktem Kunststoff, mit dem die Luftführung im Unterbodenbereich auf Hochgeschwindigkeitsbereiche eingeschworen wird. Der Gewichtsbalance förderlich ist auch das Carbondach (ein kantigeres „Double-Bubble“-Top), das neben der sichtbaren CFK-Struktur eine Vertiefung im mittleren Bereich charakterisiert. Diese Kontur wird im Innenraum optisch aufgegriffen. Der anthrazitfarbene Alcantara-Dachhimmel wird dazu um eine Mittelbahn aus Leder ergänzt.
Der vom M5 bekannte 4.395 Kubik-Motor tritt mit Technikschmankerln an: zwei Twin-Scroll-Turbolader, einem zylinderbankübergreifendem Abgaskrümmer, Benzin-Direkteinspritzung, variabler Ventilsteuerung (Valvetronic) sowie stufenloser Nockenwellenverstellung (Doppel-Vanos). Über die volle Bandbreite von 1.500 bis 5.750 U/min steht so das gehaltvolle Drehmoment von 680 Newtonmetern auf der Hinterachse an und zwischen 6.000 und 7.000 die Maximalleistung von 560 PS.
Ich fahre. Und der Rest steht. Der M6 lässt sich als Gran Coupé überraschend brav und gesittet durch den Verkehr bewegen, aber falls man ihn zum Tanz auffordert, lässt er sich – halb anposaunend, halb donnernd – nicht lange bitten. Ohne dass dafür wie im vorigen M5 eine Taste gedrückt werden muss, um noch expressiver zu performen (ein Tastendruck sorgte für 507 statt 400 PS), dreht der Hochdrehzahl-V8 bis 7.200 U/min. Wird aus vollen Töpfen geschöpft, steht, mit oder ohne Launch-Control, in 4,2 Sekunden 100 und in 12,7 schon die 200 auf dem Tacho. Noch deutlicher macht es das Head-Up-Display: Die auf die Windschutzscheibe projizierten Digitalziffern zucken bis 305 km/h, wenn das M Driver´s Package an Bord ist. Die Differenz zwischen einem M6 und dem Rest der Welt ist, ganz undramatisch ausgedrückt, dramatisch – 150 km/h im Fahrzeug auf der rechten Nebenspur müssen sich anfühlen wie Stillstand.
Hightech sichert im M6 Gran Coupé die Traktion. Die Kraftübertragung observiert das Siebengang-M-Doppelkupplungsgetriebe. Beim betont dynamischen Herausbeschleunigen aus Kurven sorgt das aktive Differenzial im Hinterachsgetriebe für die gescheite Verteilung des Antriebsmoments zwischen den Antriebsrädern. Die dynamische Dämpferkontrolle in M-Ausgabe gehört ebenso zum M6 Gran Coupé wie die hydraulische Zahnstangenlenkung mit variabler Übersetzung. Genügt die Leistung der Hochleistungsbremsanlage in Compound-Bauweise nicht, steht die kostspieligere Carbon-Keramik-Bremse für deftige 8.800 Euro Aufpreis mit höherer Hitzebeständigkeit, geringerem Gewicht und extrem hoher Verschleißfestigkeit zur Wahl – erster Eindruck davon: Die sichert monumental, greift brutal.
Auf der Mittelkonsole wird gewählt, was der fahrdynamisch schwer aufgebrezelte Bayer auftischt. Rund um den Gangwahlschalter scharen sich die Tasten zur Einstellung der Lenkungskennlinie, der Charakteristik des Dämpferkennfeldes und des DKG-Schaltprogramms: maximale Schaltgeschwindigkeit, anmachende Wechsel – auch diesem M gelingt im Limousinen-Tarnkleid der Sportwagen. Sportwagen haben traditionell ein Platzproblem. Der nicht. Deshalb sind der auf der Beifahrerseite schmaler als im 7er ausfallende Fußraum und die Heckscheibe, die sich im Zuschnitt dem schönen Schein unterzuordnen hat, akzeptabel.
Die angegebenen 9,9 Liter Super Plus gelingen trotz Start-Stopp und der versammelten EfficientDynamics-Crew auf dem Prüfstand nicht. Hier wird zwar nicht geschummelt, aber man hält sich auch nicht an die Realität. In dieser wirkt das neue BMW M6 Gran Coupé fast wie von einem anderen Stern – so lässig enthoben und dynamisch schnell schwebt es über dem Alltag. In dem es sich souveräner bewährt als jeder Sportwagen.
(Lothar Erfert)
Dafür sitzt man in einem der attraktivsten aus München – dem Gran Coupé. Die Karosse, fein platziert zwischen 5er (harmonisch) und 7er (repräsentativ), gibt dem goldenen Schnitt ein elegant-sportliches Zuhause: Die Linie passt, die Linie fließt. Im Vergleich zum 6er Coupé mit 113 Millimeter gewachsenem Radstand. Das sorgt für innere Größe, schafft Eingänge (+2 Türen) und adäquaten Platz im Fond – in tiefer Sitzposition, auf mit Merino-Leder bezogenen Einzelsitzen, bequem bis maximal 1,95 Meter. Ein dritter Sitzplatz steht für kürzere Strecken zur Verfügung. Die Fondsitzlehne kann im Verhältnis 40:60 geteilt und umgeklappt werden. Das Stauvolumen des Gepäckraums – nicht so hoch wie im 7er, aber tief – steigt damit von 460 auf 1.265 Liter.
Das M6 Gran Coupé ist die Steigerung des Gran Coupés. Die neuen Designmerkmale haben vor allem technische Gründe, denn die Anforderungen sind hoch: im Kühlluftbedarf, in der Fahrwerksgeometrie, in der Aerodynamik. Dafür gibt es Zeugen rundum. Die großen Lufteinlässe, bauchige Radhäuser, optimierte Außenspiegel, grazile 20 Zoll-Doppelspeichenräder sowie die Doppelendrohre seitich des Diffusoreinsatzes aus carbonfaserverstärktem Kunststoff, mit dem die Luftführung im Unterbodenbereich auf Hochgeschwindigkeitsbereiche eingeschworen wird. Der Gewichtsbalance förderlich ist auch das Carbondach (ein kantigeres „Double-Bubble“-Top), das neben der sichtbaren CFK-Struktur eine Vertiefung im mittleren Bereich charakterisiert. Diese Kontur wird im Innenraum optisch aufgegriffen. Der anthrazitfarbene Alcantara-Dachhimmel wird dazu um eine Mittelbahn aus Leder ergänzt.
Der vom M5 bekannte 4.395 Kubik-Motor tritt mit Technikschmankerln an: zwei Twin-Scroll-Turbolader, einem zylinderbankübergreifendem Abgaskrümmer, Benzin-Direkteinspritzung, variabler Ventilsteuerung (Valvetronic) sowie stufenloser Nockenwellenverstellung (Doppel-Vanos). Über die volle Bandbreite von 1.500 bis 5.750 U/min steht so das gehaltvolle Drehmoment von 680 Newtonmetern auf der Hinterachse an und zwischen 6.000 und 7.000 die Maximalleistung von 560 PS.
Ich fahre. Und der Rest steht. Der M6 lässt sich als Gran Coupé überraschend brav und gesittet durch den Verkehr bewegen, aber falls man ihn zum Tanz auffordert, lässt er sich – halb anposaunend, halb donnernd – nicht lange bitten. Ohne dass dafür wie im vorigen M5 eine Taste gedrückt werden muss, um noch expressiver zu performen (ein Tastendruck sorgte für 507 statt 400 PS), dreht der Hochdrehzahl-V8 bis 7.200 U/min. Wird aus vollen Töpfen geschöpft, steht, mit oder ohne Launch-Control, in 4,2 Sekunden 100 und in 12,7 schon die 200 auf dem Tacho. Noch deutlicher macht es das Head-Up-Display: Die auf die Windschutzscheibe projizierten Digitalziffern zucken bis 305 km/h, wenn das M Driver´s Package an Bord ist. Die Differenz zwischen einem M6 und dem Rest der Welt ist, ganz undramatisch ausgedrückt, dramatisch – 150 km/h im Fahrzeug auf der rechten Nebenspur müssen sich anfühlen wie Stillstand.
Hightech sichert im M6 Gran Coupé die Traktion. Die Kraftübertragung observiert das Siebengang-M-Doppelkupplungsgetriebe. Beim betont dynamischen Herausbeschleunigen aus Kurven sorgt das aktive Differenzial im Hinterachsgetriebe für die gescheite Verteilung des Antriebsmoments zwischen den Antriebsrädern. Die dynamische Dämpferkontrolle in M-Ausgabe gehört ebenso zum M6 Gran Coupé wie die hydraulische Zahnstangenlenkung mit variabler Übersetzung. Genügt die Leistung der Hochleistungsbremsanlage in Compound-Bauweise nicht, steht die kostspieligere Carbon-Keramik-Bremse für deftige 8.800 Euro Aufpreis mit höherer Hitzebeständigkeit, geringerem Gewicht und extrem hoher Verschleißfestigkeit zur Wahl – erster Eindruck davon: Die sichert monumental, greift brutal.
Auf der Mittelkonsole wird gewählt, was der fahrdynamisch schwer aufgebrezelte Bayer auftischt. Rund um den Gangwahlschalter scharen sich die Tasten zur Einstellung der Lenkungskennlinie, der Charakteristik des Dämpferkennfeldes und des DKG-Schaltprogramms: maximale Schaltgeschwindigkeit, anmachende Wechsel – auch diesem M gelingt im Limousinen-Tarnkleid der Sportwagen. Sportwagen haben traditionell ein Platzproblem. Der nicht. Deshalb sind der auf der Beifahrerseite schmaler als im 7er ausfallende Fußraum und die Heckscheibe, die sich im Zuschnitt dem schönen Schein unterzuordnen hat, akzeptabel.
Die angegebenen 9,9 Liter Super Plus gelingen trotz Start-Stopp und der versammelten EfficientDynamics-Crew auf dem Prüfstand nicht. Hier wird zwar nicht geschummelt, aber man hält sich auch nicht an die Realität. In dieser wirkt das neue BMW M6 Gran Coupé fast wie von einem anderen Stern – so lässig enthoben und dynamisch schnell schwebt es über dem Alltag. In dem es sich souveräner bewährt als jeder Sportwagen.
(Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2013-04-30
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