BMW 6er Gran Turismo - Identitätsdiebstahl
Es erscheint nicht nur auf den ersten Blick wie eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Der neue 6er GT ist eigentlich ein Fünfer - mit nunmehr deutlich sehenswerterem Schrägheck. Doch wieso heißt der 5er GT jetzt 6er?
Der neue 5er BMW ist prächtig eingeschlagen. Bereits der Vorgänger fuhr Audi A6 und Mercedes E-Klasse um die Ohren und die neue Generation legt noch einen oben drauf. Nach Limousine und Kombiversion kommt jetzt der 5er GT, der wie aus dem Nichts jedoch 6er Gran Turismo heißt. Da soll noch einer durchsteigen. Grund: BMW erhebt sein neues Luxuscoupé vom Sechser zum Achter. Die freie Sechser-Position in der Nomenklatur füllt erhofft ertragsträchtig der Schrägheck-Fünfer. Wieso der aber 6er GT heißt, versteht so recht niemand. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist der neue BMW 6er Gran Turismo deutlich um neun Zentimeter auf 5,09 Meter gewachsen. Trotzdem hat der Bayer um 150 Kilogramm abgespeckt, was zusammen mit der optionalen Allradlenkung zur fahrdynamischen Handlichkeit beitragen dürfte.
Die gute Nachricht vorweg: der weder schick, noch elegant oder sportlich gezeichnete BMW 5er GT wird endlich eingestellt. Mit unbestrittenen Qualitäten im Innenraum ein echter Volltreffer, überzeugte der 5er GT als raumfunktionales Konzept niemanden. Er war schlicht zu unansehnlich. Damit ist es nun vorbei, denn sein Nachfolger rollt an. Von vorne ein echter 5er-Zwilling, präsentiert sich die Schrägheckversion mit einem nunmehr deutlich sehenswerteren Rücken flacher denn je. Zur Designikone taugt das als weitgehend sinnfrei 6er GT getaufte Oberklassemodell zwar immer noch nicht, aber wegschauen muss niemand mehr. Beim Blick auf den Heckdeckel reibt man sich jedoch die Augen. 6er GT - aha. Naja, nun gut. BMW will seinen bisher ungeliebten GT höher positionieren, um damit Audi A7, Porsche Panamera Sport Tourismo und Mercedes CLS anzugreifen. Dazu mag die avisierte Motorenpalette jedoch kaum passen. M-Modell, Performance-Variante oder immerhin ein V8? Zunächst nichts dergleichen
Die Angebotspalette beginnt zum Marktstart für 62.300 Euro mit dem BMW 630i GT, der alles andere luxuriös von einem Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum und 258 PS angetrieben wird. BMW 640i GT (ab 68.100 Euro) und 630d GT (ab 66.900 Euro), wahlweise mit Hinterrad- und Allradantrieb (für 2.700 Euro Aufpreis) zu bekommen, bieten immerhin sechs Brennkammern. Doch damit gegen einen Audi S7, den über 600 PS starken Audi RS7 mit stark konturierten Radhäusern oder gar einen Porsche Panamera Sport Turismo mit ebenfalls bis zu 600 PS anzutreten, erscheint eher wie ein abgehobener Wunschtraum vom Münchner Petuelring. Zum Beginn kommenden Jahres könnte zumindest der 400-PS-Powerdiesel ein konkurrenzfähiges Dieselangebot für Leistungshungrige sein. Doch bei den Benzinern gibt es aktuell nichts oberhalb des 340 PS starken 640i GT. Während sich in Europa die meisten Kunden ohnehin für den 265 PS starken 630d GT mit Allradantrieb entscheiden werden, dürfte der BMW 640i Gran Turismo gegenüber der leistungsstarken Konkurrenz insbesondere in den USA und Asien kaum reichen.
Alle BMW 6er GT bieten üppige Platzverhältnisse, eine umfangreiche Serienausstattung mit LED-Scheinwerfern, Navigation, elektrischen Ledersitzen und Klimaautomatik. Der Kofferraum ohne übergewichtige Doppelklappe wuchs auf ein Volumen von 610 bis 1.800 Litern. Seine offizielle Weltpremiere feiert der BMW 6er Gran Turismo auf der Internationalen Automobilausstellung Mitte September in Frankfurt; im November kommt er in den Handel.
Quelle: Autoplenum, 2017-06-14
Autoplenum, 2017-10-12
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