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Testbericht

automobil-magazin.de, 12. April 2015

Für gewöhnlich ist es klug, ein Automodell vor einem Facelift zu erwerben, weil dies viel Bares spart. Im Fall des überarbeiteten 6er Cabrios würde einem da jedoch einiges entgehen – Fahrbericht BMW 650i Cabrio.

Das Facelift des BMW 6er fällt dezent aus. Das ist gut so, denn die Linie stimmt: lange Motorhaube, flache Seitenlinie, breites Heck, klassisch. Der Weg der Absatzzahlen war bis heute genauso stimmig. Seit 2011 verkaufte BMW vom 6er, der als Cabrio, Coupé und Gran Coupé angeboten wird, rund 80.000 Exemplare. Notwendige Veränderungen zum Facelift-Termin? Eine Frage, die BMWs Designerteam weise mit Detailänderungen beantwortet.

Das Neue am 6er steckt im Detail. Am Bug werden die Nebelscheinwerfer jetzt durch eine Zierspange eingefasst. Die Blinker sind in einer Akzentblende integriert. Die Frontschürze wurde neu gestaltet. Ebenso die nun aerodynamischer geformten Außenspiegel. Die neuen Voll-LED-Scheinwerfer, die jedes 6er Modell ab Werk erhält, sind von größerer Bedeutung für den Fahrbetrieb als die von acht auf neun Zentimeter gewachsenen Einfassungen der Auspuffblenden.

Im Interieur hielt man – wieder ein Lob – an Bewährtem fest: an unaufdringlicher Eleganz, edler Hochwertigkeit und klarer Funktionalität in der vorne großzügig, hinten eng geschnittenen Fahrgastzelle. Angefangen bei den variablen Anzeigen in den drei Modi „COMFORT“, „ECO“ und „SPORT“ bis hin zum Head-Up-Display, das nicht nur Geschwindigkeit und Navipfeile ins Sichtfeld des Fahrers projiziert, sondern allerhand mehr: Check-Control-Meldungen, Tempolimits, Überholverbote oder die Liste der Telefonkontakte. Mit der fest im Fahrzeug verbauten SIM-Karte ist der „Concierge Service“, der übers iDrive anrufbare Auskunftsdienst, rund um die Uhr erreichbar. Fahren in Luxus ist 6er Standard. Den Antrieb betreffend, vom Fahrkomfort, von der Ausstattung her geurteilt. Immer mit dazu gehören Navigationspaket, Lederausstattung, elektrisch einstellbare und beheizbare Vordersitze mit Memory-Funktion, 2-Zonen-Klimaautomatik, Radio Professional sowie das elektrisch verstellbare Sport-Lederlenkrad. Neu unter den Optionen sind im 6er das optionale Bi-Color-Leder und die Designpakete „Pure Experience“ und „Pure Excellence“.

Der Komfort hat Klasse. Mit den 20 Zoll-Leichtmetallrädern aber nur so lange, bis sich der erste krude Belag unter den Reifen auftut. Die breite Gummierung (Format: 245/35 vorne und 275/30 hinten) betört mit satter Auflage und guter Führung und lässt das 6er Cabrio lässig-souverän über Landstraßenkurven fliegen, aber über schlechter Asphaltdecke rollt das Fahrzeug trocken ab. Sicherlich Geschmacksache angesichts einer Investition von 1.300 bis 3.200 Euro in weniger Komfort. Gedanken, die man sich bei den Rädern machen sollte, fallen motorisch leicht: Benziner oder Diesel, sechs oder acht Zylinder?

Unter der langen Haube arbeitet das bekannte Personal, das von der 8-Gang Steptronic von ZF angeleitet wird. Der 320 PS leistende Reihensechszylinder und der potente Twinturbo-V8 mit 450 PS. Der Unvernünftigste im 6er Motorenprogramm ist der 560 PS-Achtzylinder des M6, der Vernünftigste der Dreiliter-Selbstzünder im 640d Cabrio mit 313 PS Leistung, 630 Nm Drehmoment und einem Werksverbrauch von 5,5 Liter Diesel.

Eindrucksvoller als der nicht unsonore Dieselmotor tönen die Benziner. Dank neuem Sportauspuff mit schaltbarer Abgasklappe. Die sorgt, geöffnet, in den Modi „SPORT“ und „SPORT+“ für reduzierten Abgasgegendruck und macht damit richtig Laune – gerade im Cabrio, gerade mit acht Töpfen. Deutlich mehr als zuvor. Von den weit differenzierten Zwischentönen, die das Aggregat beim vom Gas gehen anstimmt bis hin zum Crescendo, wenn das Triebwerk bei hohen Drehzahlen wie ein alter US-V8 ungestüm breit ausfleddert. Kein Wunder, dass sich der Hauptmarkt für das 6er Cabrio in den USA befindet. Wer hätte bei der Klangfülle anderes vermutet?

Übertragen werden die Kräfte auf die Hinterräder oder alle Viere. Dort sorgen zwischen 2.000 und 4.500 Umdrehungen 650 Nm und ab 5.500 U/min 450 PS für Stimmung und breit aufgestellte Power. Mit hartem Gasfuß beschleunigt das bei 250 km/h elektronisch eingebremste 650i Cabrio in 4,6 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Mit dem Allradantrieb im 650i xDrive Cabrio geht es noch ein Zehntel flotter, in 4,5 Sekunden.

Das hat seinen Preis, muss seinen Preis haben, bei so viel Antriebs- und Offenfahrluxus. Der elegante Auftritt beginnt mit dem 640i Cabrio bei 88.150 Euro. Das 650i Cabrio startet sein eindrucksvolleres V8-Wunschkonzert, welches man sich schon deshalb in der aktuellsten Besetzung gönnen sollte, bei 99.300 Euro. (Lothar Erfert)



Testwertung
4.0 von 5

Quelle: automobilmagazin, 2015-04-12

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