Test: BMW 520d xDrive - Besser geht´s nicht
„Bonzomobil“ sagte unser durchaus autoaffiner Nachbar, als er den Testwagen sah. Ja, echt lustig. In Wirklichkeit ist er nur neidisch. Aber diesmal hat er irgendwie auch Recht – mit dem Neid, nicht mit dem Spruch. Denn die BMW 5er-Limousine ist ein wirklich ein stolzes Stück deutschen Automobilbaus. So, das musste jetzt mal einfach vorab gesagt werden.
Welche vordringliche Frage stellt sich der Tester nach zwei Wochen Fahrt über fast 3.000 Kilometer in der bayerischen Antwort auf die Mercedes E-Klasse? Wieviel hat das Auto verbraucht und wieviel kostet es in der von uns gefahrenen Konfiguration? Ja, auch, aber vor allem: Wer in aller Welt kauft eigentlich noch einen 7er-BMW? Denn eigentlich hat der seit Anfang des Jahres erhältliche 5er der neuen Generation alles, was man sich von einer Reiselimousine nur erträumen kann.
Und dies sogar schon in der „bescheiden“ motorisierten Version mit 190-PS-Diesel. Die wird sicher von vielen Unternehmen gerne für höhergestellte, aber nicht höchstgestellte Mitarbeiter geordert, zumal sie sogar in der uns zur Verfügung gestellten, naturgemäß schwereren Allradversion (XDrive) noch unter 120 Gramm CO2 (4,5 Liter Normverbrauch) bleibt. Dabei fühlten wir uns mit 2-Liter-Selbstzünder zu wirklich keiner Zeit untermotorisiert. In 7,6 Sekunden auf Tempo 100 und über 230 km/h schnell, wer mehr will, soll sich einen Sportwagen kaufen. Nur im kalten Zustand merkt man am leisen Nageln überhaupt, dass ein Diesel unter der Motorhaube arbeitet. Das naturgemäß schmale Drehzahlband eines Selbstzünders fällt auch nicht ins Gewicht, zumindest wenn, wie im Testwagen, die wunderbare Achtgang-Automatik und nicht das manuelle Sechsgang-Getriebe arbeitet. Ach ja, im Alltag kamen wir mit 6,2 Litern Diesel hin, bei durchaus zügiger Fahrweise.
So entpuppt sich der Bayer als eine der besten Reiselimousinen, die wir jemals bewegen durften. Man sitzt auf superweichen und trotzdem bequemen Sitzen (Aufpreis) und genießt das wohl zurzeit beste Konnektivitäts- und Infotainmentsystem. Aber wirklich komplett überzeugt hat uns das Adaptivfahrwerk, das auch ohne Luftfederung unglaublich kommod ist und trotzdem eine echte Spreizung zwischen sportlich und komfortabel erlaubt. Wobei die Komforteinstellung im Alltag zu bevorzugen ist, weil man so über viele der heute selbstverständlichen Straßenschäden bandscheibenschonend hinwegschwebt.
Übrigens sitzt es sich, wie man es erwarten darf, auch hinten sehr gut, mit mehr als ausreichender Kopf- und sehr viel Beinfreiheit, selbst wenn ein großer Fahrer den Sitz weit nach hinten verstellt. Hinzu kommt ein gut zu beladener Kofferraum mit 530 Liter Volumen. Wem das zu wenig ist, für den gibt es ja den Kombi mit 570 bis 1.700 Liter Laderaum. Für nicht wenige Käufer wird er zudem die hübschere, im Sinne von optisch dynamischere und wenig konservative Wahl sein.
Natürlich bietet BMW für den 5er das für ein sogenanntes Premium-Produkt übliche Arsenal an Assistenzsystemen. Leider muss, wie ebenfalls üblich, das meiste extra bezahlt werden. Wie überwiegend auch bei den Wettbewerbern sind nur die City-Bremsfunktion und ein Müdigkeitswarner aufpreisfrei. Wer mehr Assistenten für sich arbeiten lassen will, dem sei das umfangreiche Innovationspaket mit zusätzlichem Driving Assistance Plus für 4.500 Euro empfohlen. Dann sind neben Head-up-Display und adaptivem Kurvenlicht außerdem noch eine Reihe Helfer wie Spurhalte- und Spurwechselassistent, Lenk- und Spurführung, Stop&Go-Funktion im Stau, Querverkehrs- und Kreuzungswarnung sowie Ausweichhilfe an Bord.
An dieser Stelle kommt der Tester gemeinhin zu den Preisen überhaupt und die sind bei BMW wie bei den anderen sogenannten Premium-Herstellern ja bekanntermaßen gesalzen. Andererseits sind sie offensichtlich clever gewählt (die Preise), denn es geht den Unternehmen ja glänzend. Wir würden bei unserer Konfiguration auf den Allradantrieb verzichten und kämen mit dem 190-PS-Diesel unter der Haube auf 48.350 Euro Grundpreis. Optionen im Umfang von zehn- bis zwölftausend Euro müssen einkalkuliert werden, für die Automatik, für Navi, Aktivlenkung, feines Leder etc.
Somit erscheinen rund 60.000 Euro als realistischer Bruttopreis für einen angemessen ausgestatteten 520d. Dafür erhält man dann aber auch ein Stück feinster deutscher Wertarbeit, optisch langlebig und mit überragender Qualitätsanmutung, was bei BMW einige Zeit ja nicht selbstverständlich war. Ein Auto mit vielen Stärken und fast ohne Schwächen. Mag sein, dass es andere – speziell Mercedes mit der E-Klasse und Audi mit dem (nächsten) A6 – genauso gut machen. Eine bessere Limousine der sogenannten gehobenen Mittelklasse wird man aber kaum finden.
BMW 520d xDrive – Technische Daten:
Viertürige, fünfsitzige Limousine der oberen Mittelklasse; Länge: 4,94 Meter, Breite: 1,87 Meter (mit Außenspiegeln: 2,13 Meter), Höhe: 1,48 Meter, Radstand: 2,98 Meter, Kofferraumvolumen: 530 Liter
2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel; 140 kW/190 PS, maximales Drehmoment: 1.750 – 2.500 U/min, Achtgang-Automatik, Allradantrieb, 0-100 km/h: 7,6 s, Vmax: 232 km/h, Normverbrauch: 4,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 119 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A +, Testverbrauch: 6,2 Liter
Preis: ab 50.900 Euro
Kurzcharakteristik – BMW 520d xDrive:
Warum: weil dieser BMW schon als 520d fast ohne Makel ist
Warum nicht: weil man den noch besseren Sechszylinder-Diesel will (530d)
Was sonst: den größeren Diesel, den Kombi oder doch eine E-Klasse?
Darf man als Tester eigentlich mehr oder weniger restlos begeistert sein von einem Auto? Einem gar mit Dieselantrieb? Zumal von einem deutschen Premium-Produkt zu entsprechenden Preisen? Man darf. Und das mit dem Preis relativiert sich je nach Betrachtungsweise auch.
Quelle: Autoplenum, 2017-07-15
auto-news, 2014-09-16
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