Bentley Continental GT V8 S Test: Fahrbericht mit technische Daten und Preis
Testbericht
München, 5. Februar 2015 - Um der sportlich orientierten Kundschaft ein besonderes Angebot zu machen, hat Bentley dem Einstiegs-V8 in der Continental-GT-Reihe eine gierigere S-Version an die Seite gestellt. Die hat zwar nach wie vor den aus dem Audi S8 abstammenden Vierliter-V8, aber der hat noch mal einen Schlag Leistung obendrauf bekommen. Mit 528 Pferdestärken powern im "S" zwar nur bescheidene 21 PS mehr, aber bei diesem Auto geht es um mehr als schnöde Zahlen. Die Jungs aus Crewe haben nämlich noch mal gehörig an der Sport-Schraube gedreht. Wie sich das im Muskel-Briten anfühlt, haben wir getestet.
Fahrwerk tiefer, Lenkung direkter
Zum einen wurde die Karosserie um zehn Millimeter in Richtung Boden gesenkt, zum anderen die Lenkung nochmal direkter eingestellt. Dafür fallen die Änderungen am edlen Blechkleid eher im homöopathischen Bereich aus. Kenner sehen den Unterschied aber sofort an einer kleinen Spoilerlippe vorn, dünnen Ansätzen unter den Seitenschwellern und einem Diffusor hinten. Allerdings muss man für den scharfen S auch eine ganze Stange mehr Geld hinlegen. 184.450 Euro wechseln den Besitzer - das sind 14.399 Euro mehr, als der S-lose V8 kostet.
Nie zu überhören
Wie es sich für einen rassigen Boliden gehört, lässt sich der ganz auf Fahrdynamik getrimmte "S" zu keiner Zeit überhören. Das bassige Bollern im Leerlauf geht bei höheren Touren in ein böses Fauchen über. Das soll ein Audi-Motor sein? Der V8 S macht so unanständig schöne Geräusche, dass man auch bei 30 Grad im Schatten Gänsehaut bekommt. Zumindest, wenn man ein bisschen Benzin im Blut hat. Der erste Tritt aufs Gas lässt alles vergessen, was man über feine englische Art und dezente Zurückhaltung gelernt hat. Das Coupé zieht so brachial und gleichzeitig so galant ab, dass es einen mit der Macht des ganzen Königreichs ins weiche Leder drückt. Nach 4,5 Sekunden wischt die Tachonadel an der 100 vorbei und erst bei Tacho 310 ist Schluss - man bewegt sich also ziemlich weit am Ende der Nahrungskette.
Perfekte Automatik
Die Maschine hängt zu jeder Zeit gierig am Gas, selbst bei Geschwindigkeiten weit über 200 km/h quittiert der gedopte V8 Gasstöße noch mit deutlichem Vortrieb. Eine feine Sache ist die perfekt abgestimmte Achtgang-Automatik: Sie schaltet nur beim Vollgassprint mit spürbarem Rucken, sonst scheint sie nicht vorhanden zu sein. Aber natürlich lässt sie auch, wie sich das für einen echten Sportwagen gehört, Handarbeit zu: Die Fahrstufen können am Hebel oder an Wippen hinter dem Lenkrad manuell gewechselt werden.
Geschmeidiges Kurvenverhalten
Der S-Continental bewegt sich für ein 4,80 Meter langes Coupé erstaunlich geschmeidig. Mit der exakten Lenkung kann man die Kurvenradien mit sanften Bewegungen praktisch aus dem Handgelenk nachziehen. Die Spurtreue ist beachtlich, hier tut aber auch der Allradantrieb viel für sein Geld. Er ist heckbetont ausgelegt, 60 Prozent der Kraft wirken auf die Hinterräder. Wer es richtig krachen lässt, erlebt jedoch, wie das Hinterteil des Briten leicht in Richtung Straßenrand tanzt: 2,3 Tonnen Gewicht lassen sich eben doch nicht ganz wegregeln.
Setup in vier Stufen
Die Dämpfung des "S" kann in vier Stufen zwischen "Komfort" und "Sport" justiert werden. Während der Unterbau in der sanftesten Einstellung Querrillen anständig wegbügelt, fühlt man im sportlichsten Modus jede Unebenheit auf der Straße. Für die Fahrt ins Büro reicht die Normalstellung aber völlig aus. Per Knopfdruck lässt sich das Coupé zudem anheben, das erhöht die Bodenfreiheit auf schlechtem Untergrund. Ab 120 km/h gleitet die Karosse automatisch wieder aufs Normalniveau und ab etwa 240 km/h senkt sie sich unmerklich noch weiter in Richtung Asphalt.
Fast 16 Liter Verbrauch
Leider dreht sich auch die Tankuhr schneller als erwartet. Fast 16 Liter pro 100 Kilometer sind beim Test durch die Düsen gerauscht. Bentley beziffert den Schnitt mit 10,5 Liter. Ob der zu schaffen ist? Vielleicht mit viel Zurückhaltung, denn bei gemäßigter Fahrt schalten sich vier der acht Zylinder automatisch und vom Fahrer unbemerkt ab. Aber Zurückhaltung ist etwas, das in diesem Auto schwerfällt.
Leder und Alu
Es fällt auf, wie leise das S-Modell dank seiner Akustik-Verglasung innen ist. Das ist beim Cruisen recht angenehm, denn dann lässt sich der satte Klang des Naim-Premium-Soundsystems (6.500 Euro Aufpreis) genießen. Überhaupt: Die Inneneinrichtung des "S" ist vom Feinsten. Wer gern mit den Fingerspitzen über glatten Klavierlack streicht, und sauber verstepptes Leder oder mattes Alu liebt, kommt hier auf seine Kosten. Das zweifarbige Interieur des S-Testwagens wird zusätzlich noch mit eingestickten Bentley-Logos auf den Kopfstützen verfeinert. Die Stickereien sind allerdings ebenso Bestandteil des optionalen und etwa 7.500 Euro teuren Mulliner-Paketes wie eine gelochte Pedalerie in Alu-Optik und andere Köstlichkeiten.
Technische Daten
Antrieb: | Allradantrieb, permanent |
---|---|
Anzahl Gänge: | 8 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Ottomotor |
Hubraum: | 3.993 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 389 kW (528 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 680 Nm bei 1.700 UPM |
Preis
Neupreis: 180.285 € (Stand: Januar 2015)Fazit
Der Continental GT V8 S ist ein muskulöser Sportler mit guten Manieren und tiefer Stimme. Er punktet mit brachialen Fahrleistungen ebenso wie mit der Möglichkeit, sanft dahinzugleiten. Das Auto passt perfekt zwischen den V8 und den viel teureren W12 und ist gedacht für jene, die es ein bisschen eiliger haben.
herrlischer Sound, perfekte Straßenlage im Sportmodus, Ausstattung vom Feinsten
- hoher Verbrauch, sehr teuerTestwertung
Quelle: auto-news, 2015-02-05
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