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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 28. August 2017

Nach knapp 15 Jahren bringt Bentley endlich eine Neuauflage des Continental GT mit der klassischen Kombination aus einem Sechsliter-W12-Zylinder und einem Allradantrieb. Moderne Technik begünstigt die Fahrdynamik, doch mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen bleibt das Luxus-Coupé ein schwerer Kreuzer.

Käufer von Luxus-Automobilen sind in der Regel eher konservativ. Vor allem, wenn es um die Optik der Fahrzeuge geht, sind Design-Experimente nicht unbedingt gerne gesehen. Bei Bentley hat man sich diese Prämisse zu Herzen genommen und den Continental GT zwar deutlich moderner und frischer gestaltet ohne die klassischen Formen gänzlich zu vernachlässigen. Auch dieser Continental GT ist sofort als solcher zu erkennen, sei es an den runden Scheinwerfern, den mächtigen Chrom-Kühlergrill oder den Markenlogo auf der Motorhaube.

Unter dem Blechkleid hat sich einiges getan. Die neue Continental-Generation ist eng verwandt mit dem Porsche Panamera, wird aber von der letzten Ausbaustufe des bentleytypischen Sechsliter-W12-Motors angetrieben. Das doppelt aufgeladene Triebwerk hat 468 kW / 636 PS und ein maximales Drehmoment von 900 Newtonmetern. Nach lediglich 3,7 Sekunden schießt die Tachonadel an der 100-km/h-Marke vorbei und hört erst bei 333 km/h auf, zu wandern. Damit diese Power auf den Asphalt kommt, verfügt auch dieser Continental GT über einen Allradantrieb. Allerdings verteilt der die Kraft je nach Fahrsituation variabel zwischen Vorder- und Hinterachse, während beim Vorgänger das Verhältnis fest bei 40:60 definiert war. Da der Motor weiter nach hinten gewandert ist, verändert sich die Gewichtsverteilung von 52:48 auf 55:45.

Dank des forcierten Leichtbaus und neuer Füge- und Produktionstechnik hat der Continental GT rund 200 Kilogramm abgespeckt und wiegt etwa 2,2 Tonnen. Das sind etwa 200 Kilogramm mehr, als ein Porsche Panamera Turbo. Um dieses Defizit auszugleichen, steckt in der Hülle des Continental GT ein 48 Volt Bordnetz mit der aus dem Bentayga bekannten Wankstabilisierung, die dreimal so schnell agiert, wie ein hydraulisches System. Angesichts der Fahrdynamik des schwereren SUVs dürfte dieses System auch im 2+2-Sitzer für Agilität sorgen. Größer dimensionierte Bremsen garantieren eine entsprechende Verzögerung. Damit die Insassen auch sicher ans Ziel kommen, steckt der Continental voller Assistenzsysteme, die nun realisierbar sind, da im Luxus-Coupé eine elektromechanische Lenkung Einzug gehalten hat. Zu den elektrischen Helfern gehören unter anderem ein Spurhalte-Assistent, ein Autobahn-Assistent mit autonomen Fahrfunktionen, ein Notbrems-Assistent, Verkehrszeichenerkennung und ein Head-Up-Display.

Die Technik-Offensive setzt sich im Innenraum fort: Ein 12,3 Zoll Display, das auf Knopfdruck hinter einer Klappe verschwindet, dient als zentrale Informationsquelle und die Rundinstrumente sind erstmals bei einem Bentley volldigital. Ganz ohne Mechanik geht es dann doch nicht: ein aus 40 beweglichen Teilen bestehende rotierende analoge Anzeige, gibt Auskunft über die Außentemperatur oder verwandelt sich in einen Kompass oder einen Chronometer. Das Interieur bietet reichhaltigen handgefertigten Luxus mit viel Holz, edlem Leder und Chrom sowie ansehnlichen Bedienelementen aus Klavierlack. Der Kunde kann aus 15 verschiedenen Teppichböden wählen, acht Furnieren plus vier weiteren Zweiton-Applikationen und einigen Farbtönen. Das "Mulliner"-Paket beinhaltet 22 Zoll-Reifen, wem diese Optionen noch nicht genügen, kann sich seinen Continental GT nach seinen Wünschen konfigurieren, gegen ein entsprechendes Entgelt - natürlich. Das hat sich auch nach 15 Jahren und mehr als 66.000 verkauften Continental nicht verändert.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-08-28

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