Mercedes S 65 AMG im Test: Jumbo-Jet mit Nachbrenner
Testbericht
Haar, 15. Juni 2011 - Bernd ist fassungslos und fasziniert zugleich: "Der hat ja mehr PS als mein Reisebus!" Wir stehen auf einem Parkplatz in Bad Wörishofen und bewundern knapp 2,3 Tonnen schweres und 5,25 Meter langes Blech mit sagenhaften 630 PS unter der Haube: den Mercedes S 65 AMG.
Das besondere S
Bereits der achtzylindrige Mercedes S 63 AMG ist mit seinen 544 PS kein Kind von Traurigkeit, trotzdem legen die Schwaben noch eine Schippe drauf. Prangt die "65" am Heck, wandern zwölf Zylinder plus zwei Turbolader unter die Haube. Selbst wenn man als Kunde den Wegfall der Typbezeichnung ordert, zeigt der aktuelle König der S-Klassen-Dynastie, was er hat. Dafür sorgen in erster Linie der "V12 Biturbo"-Schriftzug an den Kotflügeln und markante Lufteinlässe in der Frontschürze. Hinzu kommen auffällige Seitenschweller, zwei Doppelendrohre und AMG-Schmiederäder im 20-Zoll-Format.
Die Ruhe vor dem Sturm
Natürlich möchte Bernd auch mal im Super-Benz Platz nehmen. Da der S 65 AMG ausschließlich als Langversion im Programm ist, geht es zuerst in den Fond. Wie nicht anders zu erwarten, lässt es sich hier besonders opulent lümmeln. Wir könnten noch lange über die vielfältigen Komfort- und Assistenzsysteme des Mercedes S 65 AMG referieren, doch bei diesem Auto kommt es in erster Linie auf das Fahrerlebnis an. Das beginnt bereits beim Starten: Nach dem Dreh am Zündschlüssel empfängt uns ein "AMG V12 Biturbo"-Schriftzug im Zentralinstrument. Wir ziehen den Lenkradwählhebel der Fünfgang-Automatik auf D und rollen los. Gelassen gleiten wir durch Tempo-30-Zonen und dirigieren die riesige Limousine spielerisch.
Haubitze auf Rädern Soweit ist der S 65 AMG auffallend unauffällig. Jetzt fahren wir auf die Autobahn und geben Gas. Doch es passiert erstmal nichts. Die 5.980 Kubikzentimeter Hubraum der zwölf Zylinder scheinen sich für die Dauer eines Wimpernschlags mit den beiden Turbos über die Spieltaktik zu beraten. Dann bricht das Inferno los: Mit einer Ouvertüre aus dumpfem Fauchen, Grollen und Brüllen jagt der S 65 AMG vorwärts, nach nur 4,4 Sekunden wischt die Tachonadel über die 100-km/h-Marke. Mühelos gleitet der Wagen auf 200 km/h, doch Schluss ist noch lange nicht: Der Mercedes liefert Druck ohne Ende. Irgendwo im 560 Liter großen Koff erraum muss wahrscheinlich ein Nachbrenner sitzen. Doch der wahre Grund für den gigantischen Schub ist ein anderer: Zwischen 2.300 und 4.300 Umdrehungen werden sagenhafte 1.000 (in Worten: tausend!) Newtonmeter auf die Kurbelwelle gewuchtet. Reisen statt rasen Theoretisch wären sogar 1.200 Newtonmeter machbar, doch dann würde sich der Antriebsstrang samt Getriebe in Rauch auflösen. Genau das passiert bei forscher Gangart mit den Reifen, denn die Urgewalt wird im S 65 AMG mit einem Heckantrieb kombiniert. In Kurven und auf nasser Fahrbahn sollte man daher trotz ESP dem Gaspedal nur zarte Streicheleinheiten geben. Der S 65 AMG ist in der Tat kein Auto für die Rennstrecke, hierfür gibt es den SLS AMG. Die Domäne des großen Wagens ist die Autobahn. Hier bereitet es viel Freude, entspannt dahinzugleiten und die unermesslichen Kraftreserven bei Bedarf einzusetzen. Dass die Höchstgeschwindigkeit auf 250 km/h begrenzt ist, stört dann auch kaum. Wer die prestigeträchtige 300er-Marke kratzen möchte, bekommt das für 3.213 Euro, ein Fahrertraining ist hier übrigens zwangsweise angesagt. Der Verbrauch des Luxusliners macht den Besitzer zum besten Freund der Ölmultis: In unserem Test flossen je nach Fahrweise zwischen 18,8 und 22,9 Liter Super Plus durch die Einspritzdüsen.Tankrechnungen im dreistelligen Bereich werden die potenzielle Kundschaft aber kaum schocken, denn der S 65 AMG ist mit einem Grundpreis von 229.789 Euro der aktuell teuerste Pkw im Modellprogramm. Für Bernd ist klar, welchen Mercedes er für diese Summe nimmt: den Tourismo, ein Reisebus mit 51 Plätzen, aber nur 353 PS.
Haubitze auf Rädern Soweit ist der S 65 AMG auffallend unauffällig. Jetzt fahren wir auf die Autobahn und geben Gas. Doch es passiert erstmal nichts. Die 5.980 Kubikzentimeter Hubraum der zwölf Zylinder scheinen sich für die Dauer eines Wimpernschlags mit den beiden Turbos über die Spieltaktik zu beraten. Dann bricht das Inferno los: Mit einer Ouvertüre aus dumpfem Fauchen, Grollen und Brüllen jagt der S 65 AMG vorwärts, nach nur 4,4 Sekunden wischt die Tachonadel über die 100-km/h-Marke. Mühelos gleitet der Wagen auf 200 km/h, doch Schluss ist noch lange nicht: Der Mercedes liefert Druck ohne Ende. Irgendwo im 560 Liter großen Koff erraum muss wahrscheinlich ein Nachbrenner sitzen. Doch der wahre Grund für den gigantischen Schub ist ein anderer: Zwischen 2.300 und 4.300 Umdrehungen werden sagenhafte 1.000 (in Worten: tausend!) Newtonmeter auf die Kurbelwelle gewuchtet. Reisen statt rasen Theoretisch wären sogar 1.200 Newtonmeter machbar, doch dann würde sich der Antriebsstrang samt Getriebe in Rauch auflösen. Genau das passiert bei forscher Gangart mit den Reifen, denn die Urgewalt wird im S 65 AMG mit einem Heckantrieb kombiniert. In Kurven und auf nasser Fahrbahn sollte man daher trotz ESP dem Gaspedal nur zarte Streicheleinheiten geben. Der S 65 AMG ist in der Tat kein Auto für die Rennstrecke, hierfür gibt es den SLS AMG. Die Domäne des großen Wagens ist die Autobahn. Hier bereitet es viel Freude, entspannt dahinzugleiten und die unermesslichen Kraftreserven bei Bedarf einzusetzen. Dass die Höchstgeschwindigkeit auf 250 km/h begrenzt ist, stört dann auch kaum. Wer die prestigeträchtige 300er-Marke kratzen möchte, bekommt das für 3.213 Euro, ein Fahrertraining ist hier übrigens zwangsweise angesagt. Der Verbrauch des Luxusliners macht den Besitzer zum besten Freund der Ölmultis: In unserem Test flossen je nach Fahrweise zwischen 18,8 und 22,9 Liter Super Plus durch die Einspritzdüsen.Tankrechnungen im dreistelligen Bereich werden die potenzielle Kundschaft aber kaum schocken, denn der S 65 AMG ist mit einem Grundpreis von 229.789 Euro der aktuell teuerste Pkw im Modellprogramm. Für Bernd ist klar, welchen Mercedes er für diese Summe nimmt: den Tourismo, ein Reisebus mit 51 Plätzen, aber nur 353 PS.
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Benziner in V-Form mit Biturboaufladung |
Hubraum: | 5.980 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 12 |
Leistung: | 463 kW (630 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 1.000 Nm bei 2.300 - 4.300 UPM |
Preis
Neupreis: 229.789 €Fazit
Der Mercedes S 65 AMG ist wahnsinnig teuer
und verbraucht Unmengen an Sprit. Rein rational betrachtet wirkt die Ober-S-Klasse daher wie ein Dinosaurier. Trotzdem kann man sich nicht der faszinierenden Melange aus zwölf Zylindern und 630 PS entziehen. Es ist schier unglaublich, wie lässig das Dickschiff nach vorne gezogen wird. Die Kombination aus luxuriösem Platzangebot und den Fahrleistungen eines Supersportwagens macht den besonderen Reiz des Wagens aus. Einziger echter Konkurrent ist momentan nur der Bentley Continental Flying Spur Speed mit 611 PS.Testwertung
Quelle: auto-news, 2011-06-16
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