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Testbericht

Marcel Sommer, 9. Februar 2013
Vor 30 Jahren begann für Peugeot ein neues Zeitalter. Der 205 war geboren.

Was wurde zwischen 1983 und 1998 5.278.000 Mal produziert, hat 2.471 Schweißpunkte und rettete ein großes französisches Unternehmen vor dem Ruin? Richtig, der Peugeot 205. Der erfolgreiche 3,70 Meter kurze und 1,57 Meter schmale Franzose fuhr am 24. Februar 1983 in eine, zum damaligen Zeitpunkt, äußerst ungewisse Zukunft. Denn PSA Peugeot-Citroen befand sich Anfang der 1980er Jahre am Tiefpunkt der Unternehmensgeschichte. Der zu Anfang, und entgegen allen Konkurrenten, ausschließlich als Fünftürer erhältliche 205 war für den Automobilhersteller fast schon so etwas wie der letzte Strohhalm, den es zum einen zu entwickeln und anschließend auch zu greifen galt.

Die Geschichte des nun 30 Jahre alten 205 beginnt am 12. Juli 1978. Zu diesem Zeitpunkt erwirbt PSA Peugeot-Citroen die europäischen Filialen des amerikanischen Automobilherstellers Chrysler. Gleichzeitig muss das Unternehmen eine Übernahme des Automobilherstellers Simca durch einen nichteuropäischen Hersteller abwenden. Die Belastungsprobe war hoch. Zu hoch. Was folgte, waren von 1980 bis \\\'82 die sogenannten Jahre des Schreckens bei Peugeot. Umso erstaunlicher ist es, dass genau zu dieser Zeit der Nachfolger des 1965 gestarteten 204 entstanden ist. Der unter dem Projektnamen M24 entwickelte 205 musste ein Erfolg werden.

Unter der Leitung des damaligen PSA Direktors Jean-Paul Parayre und dem Designer Gerard Welter nimmt der zukünftige Konkurrent eines Fiat Uno, Opel Corsa, Ford Fiesta, VW Polo, Renault 5 oder auch Citroen AX Formen an. Nicht ohne Grund fällt die Wahl auf einen neuen Kleinwagen. 40 Prozent der Gesamtzulassungen entfallen zu der Zeit in Frankreich auf das Kleinwagensegment. Eine große Frage war bis dato jedoch noch ungeklärt: \"Wie soll er heißen?\" Möglich waren ja 105 und 205. Jean Boillot, Vorsitzender des Verwaltungsrates, konnte letzten Endes seine Kollegen von letzterem überzeugen. Zum einen verbaue man sich nicht die Möglichkeit eines noch kleineren Fahrzeugs, welches dann folgerichtig 105 heißen würde. Zum anderen ließe sich der 205 als eine logische Weiterentwicklung des überaus erfolgreichen 204 und nebenbei bemerkt ersten Peugeot mit Fronantrieb kommunizieren.

1.028.674 Testkilometer und 65 Prototypen später verlässt am 24. Februar 1983 der erste 205 das Mühlhausener Werk. Die Getriebe wurden in der von Peugeot geführten Fabrik in Valenciennes und die Benzin- und Dieselmotoren mit Getrieben am Motorende anstatt unter dem Motor im Citroen-Werk von Tremery produziert. Die Einstiegsversion des zu Anfang in sieben Varianten mit bis zu 80 PS starken Benzinmotoren erhältlichen Peugeot hieß schlicht 205. Die Sitzlehnen waren nicht verstellbar und er verfügte über nur eine Sonnenblende. Diese, natürlich auch günstigste Version, machte auch für Peugeot überraschend nur drei Prozent des Gesamtvolumens aus. Gleich zwei Besonderheiten fielen desweiteren bei näherer Betrachtung des 205 ins Auge: Ihn gab es zu Beginn nur mit fünf Türen und der Tank war mit 50 Litern mindestens sieben Liter größer als die Tanks der Konkurrenz. Erstere Besonderheit wurde 18 Monate später, genauer gesagt am 6. September 1984, in Form des Dreitürer-Stapellaufs wieder wettgemacht. Sie lassen sich durch den Anfangsbuchstaben X als solche enttarnen und zeigen eine dritte Besonderheit auf: die Außenabmessungen sowie das Platzangebot im Inneren sind beim Fünf- und Dreitürer identisch.

Am 14. September 1983 brachte Peugeot mit den Modellen GLD, GRD und SRD drei Fünftürer mit einem 1,8 Liter großen und 60 PS starken Dieselmotor auf die Straße. Der 155 Kilometer pro Stunde schnelle Selbstzünder schaffte dank seines großen Tanks und des Spritverbrauchs von 4,5 Litern die 1.000 Kilometern messende Strecke von Barcelona nach Paris mit nur einer Tankfüllung. Noch aufsehenerregender war allerdings die Einführung des 105 PS starken und 190 Kilometer pro Stunde schnellen GTI am 16. Februar 1984. Zu verdanken hat Peugeot den guten Verkaufsstart des Sportlers unter anderem dem Verteidigungsministerium und dem Waffenhersteller Aerospatiale. Denn in dem GTI-Werbefilm, der im Stile einer James Bond-Verfolgungsjagt abläuft, wird der kleine Franzose von einem Kampfhubschrauber verfolgt und beschossen. Der 205 GTI entkommt dem fliegenden Angreifer per Fallschirm und braust davon. Die Waffenfirma und das Verteidigungsministerium fanden jedoch die Tatsache, dass ihr fliegendes Produkt sein Ziel verfehlte gar nicht so lustig und wollten die Ausstrahlung des Werbespots stoppen. Ein versöhnendes Gespräch am runden Tisch später war die Aufregung verflogen und dem Film stand nichts mehr im Wege. Da die Presse und somit die potenziellen GTI-Kunden von diesem Streit natürlich auch Wind bekamen, erhöhte sich die Werbewirksamkeit des kurzen Films innerhalb kürzester Zeit. Mit dem Resultat, dass der GTI sich mit 11,9 Prozent des 205er-Gesamtvolumens äußerst gut verkaufte.

Der sportlichste 205 war jedoch nicht der im späteren Modellverlauf bis zu 130 PS starke GTI, sondern der 205 Turbo 16, welcher am 1. April 1984 homologiert wurde. 200 Stück des Allradlers mit 1,8 Liter großem Vierzylinder-Quermotor im Heck und 200 PS sowie einer Höchstgeschwindigkeit von über 200 Kilometern pro Stunde musste gebaut werden, damit er am Rennsport teilnehmen durfte. Der am 19. Oktober 1981 zum Leiter der Automobilwettkämpfe bei Peugeot ernannte Jean Todt errang mit dem 16 Ventiler und Timo Salonen am Steuer 1985 die Rallyeweltmeisterschaft - noch vor Audi mit Walter Röhrl. Ein Jahr darauf wiederholte er den Erfolg mit Juha Kankkunen im Cockpit.

Was folgte waren Sondermodelle, wie der auf 1.000 Exemplare limitierte Lacoste oder der am 9. Dezember 1985 um 7.20 Uhr vom Band gelaufene, weiße 1.4 GR mit fünf Gängen - der 1.000.001ste 205. Das sportliche Auftreten abrundend präsentierte Peugeot am 6. März 1986 neben zwei Automatik-Versionen, dem GTI mit 115 PS noch zwei Cabriolets, dessen Montage Pininfarina übernahm. Mitte 1988 erfolgte die erste Modellpflege, die vor allem den Innenraum betraf. Im Juli 1990 veränderten sich im Rahmen der zweiten Modellpflege die Frontblinker, die Rückleuchten und die Außenspiegelgehäuse. Insgesamt waren 500 Lieferanten für den Bau des in Deutschland 410.510 Mal verkauften kleinen Franzosen verantwortlich. Das deutsche Verkaufs-Ende des 1985 und 1986 noch besten Importmodells Deutschlands erwischte den 205 im Juli 1996. Der letzte 205 lief dann letztendlich am 31. Dezember 1998 vom Band.

Quelle: Autoplenum, 2013-02-09

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