125 Jahre Daimler (Teil 1) - A Star is born
Testbericht
Daimler bläst für das Automobil 125 Geburtstagskerzen aus. Lesen Sie im ersten Teil der Daimler-Story, wie die Töfftöffs mit zwei, drei und vier Rädern fahren lernten, wie der Stern entstanden ist und welche Rolle Frauen am Steuer spielten.
Wer hat’s erfunden? In Stuttgart ist diese Frage unstrittig: Natürlich ist das Auto 1886 geboren worden. Wozu sollte man sonst auch mit viel Brimborium 125 Jahre Automobil feiern. Dass es schon viel früher Pioniere des pferdelosen Fahrens gab, wird geflissentlich übersehen. 1769 zum Beispiel poltert der Franzose Nicholas Cugnot mit einem Dampfwagen übers Pflaster. Das plumpe Ungetüm kracht allerdings bei einer Vorführung in eine Mauer, was der technischen Ruhmestat doch etwas den Glanz und dem Dampfkoloss jegliche Chance auf die Serienproduktion raubt.
Im soliden Schwabenländle hat der Beginn des Automobils schon eher Hand und Fuß. Es ist ein skurriles Motorrad mit Stützrädern, das Gottlieb Daimler am 29. August 1885 zum Patent anmeldet. Die ersten Meter auf diesem „Reitwagen“ legt Daimler vor seiner Werkstatt in Bad Cannstatt zurück. Das hölzerne Gefährt kann rein rechnerisch nicht einmal einem Pferd das Wasser reichen, es hat nämlich nur ein halbes PS.
Ein Jahr später werden aus 2+2 Rädern drei, trotzdem ist man dem Automobil einen Riesenschritt näher. 1886 versetzt Carl Benz mit dem Patent-Motorwagen die Fachwelt sowie die an Pferdekutschen gewohnten Fußgänger in Erstaunen. Das erste Auto mit Gasmotor ist geboren. Doch hinter jedem klugen Kopf steckt eine starke Frau: Bertha Benz ist es, die mit den Söhnen Eugen und Richard 1888 die erste automobile Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim wagt. Über die unverhoffte PR-Aktion dürfte Carl Benz froh sein, denn der Verkauf der Patent-Motorwagen läuft nur schleppend an. Erfolge feiern die Dreiräder zunächst in Frankreich, das zum Trendsetter für die frühe Automobilszene wird.
Carl Benz (1844 bis 1929) und Gottlieb Daimler (1834 bis 1900) sind sich übrigens wohl nie persönlich begegnet. Es gibt zwei historisch verbürgte Gelegenheiten, wo sie sich am selben Ort aufhalten, ein Gespräch ist aber nicht überliefert. Trotzdem nehmen Benz und Daimler unabhängig voneinander enormen Einfluss auf die Entwicklung des Automobils. Als erster echter Mercedes gilt ein vom Daimler-Chefkonstrukteur Wilhelm Maybach entwickelter Simplex-Rennwagen des Jahres 1900.
Der Markenname Mercedes wird erst 1902 patentrechtlich geschützt. Der Stern im Kreis mit Lorbeerkranz hat zwei Väter: Das dreizackige Warenzeichen der Daimler-Motoren-Gesellschaft und das Emblem der Firma Benz & Cie. von 1909. Was später der „gute Stern auf allen Straßen“ wird, entsteht als Firmenlogo erst 1926. In diesem Jahr schließen sich die beiden Automobilfabriken Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. (vormals Benz & Co.) in der Wirtschaftskrise und auf Druck der Banken zur Daimler-Benz AG zusammen.
Unter dem Stern entstehen bald Autoträume wie der Roadster SSK, der mit Kompressoraufladung bis zu 225 PS auf die Straße bringt, oder die „Silberpfeile“, die sich in den 30er Jahren mit den Rennwagen der Auto Union spektakuläre Duelle liefern. Weniger bekannt sind die frühen Brot-und-Butter-Autos mit Stern auf der Haube. Während der Käfer nach dem Zweiten Weltkrieg als Volkswagen in die Geschichte eingeht, arbeitet Mercedes schon viel früher an günstigen Autos für die breite Masse. Die Heckmotor-Modelle 130 und 170 H bleiben jedoch Ausnahmen im luxuriösen Mercedes-Portfolio der Vorkriegszeit.
Nach dem Krieg, in dem Mercedes Motoren und Fahrzeuge für die Front produziert, steckt auch der Stern in der Stunde Null. Die ersten Fahrzeuge sind Vorkriegsmodelle, erst mit den Typen 220 und 300 beginnt der Wiedereinstieg in die Oberklasse. Die 50er Jahr werden vom Typ W120 (Ponton-Mercedes) mit selbsttragender Karosserie geprägt, in den 60ern folgt der etwas kantigere W110 (Kleine Heckflosse).
Das Traumauto im deutschen Wirtschaftswunderland ist aber der 300 SL. Der elegante Flügeltürer erscheint 1954. Sechszylindermotor mit Benzin-Direkteinspritzung, Leichtbauweise und 215 PS machen ihn für damalige Verhältnisse zum Supersportler. Der „Gullwing“-Benz kommt direkt von der Rennstrecke auf die Straße: 1952 steuern Karl Kling und Hans Klenk einen 300 SL bei der gefährlichen Carrera Panamericana und erkämpfen sich nach 3.110 Kilometern den Sieg. Nicht einmal der berühmte Geier, der mitten in Mexiko bei Tempo 200 die Windschutzscheibe durchschlägt, kann die SL-Piloten aufhalten. Überschattet werden die sportlichen Erfolge von einem katastrophalen Mercedes-Unfall in Le Mans, bei dem 1955 mehr als 80 Menschen ums Leben kommen. Lesen Sie im zweiten Teil der Daimler-Story, mit welchen Modellen sich Mercedes einen legendären Ruf erwirbt, wie der Elchtest die Marke ins Kippeln bringt, wie das amerikanische Diesel-Abenteuer misslingt und womit der Stern in Zukunft strahlen will.
Wer hat’s erfunden? In Stuttgart ist diese Frage unstrittig: Natürlich ist das Auto 1886 geboren worden. Wozu sollte man sonst auch mit viel Brimborium 125 Jahre Automobil feiern. Dass es schon viel früher Pioniere des pferdelosen Fahrens gab, wird geflissentlich übersehen. 1769 zum Beispiel poltert der Franzose Nicholas Cugnot mit einem Dampfwagen übers Pflaster. Das plumpe Ungetüm kracht allerdings bei einer Vorführung in eine Mauer, was der technischen Ruhmestat doch etwas den Glanz und dem Dampfkoloss jegliche Chance auf die Serienproduktion raubt.
Im soliden Schwabenländle hat der Beginn des Automobils schon eher Hand und Fuß. Es ist ein skurriles Motorrad mit Stützrädern, das Gottlieb Daimler am 29. August 1885 zum Patent anmeldet. Die ersten Meter auf diesem „Reitwagen“ legt Daimler vor seiner Werkstatt in Bad Cannstatt zurück. Das hölzerne Gefährt kann rein rechnerisch nicht einmal einem Pferd das Wasser reichen, es hat nämlich nur ein halbes PS.
Ein Jahr später werden aus 2+2 Rädern drei, trotzdem ist man dem Automobil einen Riesenschritt näher. 1886 versetzt Carl Benz mit dem Patent-Motorwagen die Fachwelt sowie die an Pferdekutschen gewohnten Fußgänger in Erstaunen. Das erste Auto mit Gasmotor ist geboren. Doch hinter jedem klugen Kopf steckt eine starke Frau: Bertha Benz ist es, die mit den Söhnen Eugen und Richard 1888 die erste automobile Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim wagt. Über die unverhoffte PR-Aktion dürfte Carl Benz froh sein, denn der Verkauf der Patent-Motorwagen läuft nur schleppend an. Erfolge feiern die Dreiräder zunächst in Frankreich, das zum Trendsetter für die frühe Automobilszene wird.
Carl Benz (1844 bis 1929) und Gottlieb Daimler (1834 bis 1900) sind sich übrigens wohl nie persönlich begegnet. Es gibt zwei historisch verbürgte Gelegenheiten, wo sie sich am selben Ort aufhalten, ein Gespräch ist aber nicht überliefert. Trotzdem nehmen Benz und Daimler unabhängig voneinander enormen Einfluss auf die Entwicklung des Automobils. Als erster echter Mercedes gilt ein vom Daimler-Chefkonstrukteur Wilhelm Maybach entwickelter Simplex-Rennwagen des Jahres 1900.
Der Markenname Mercedes wird erst 1902 patentrechtlich geschützt. Der Stern im Kreis mit Lorbeerkranz hat zwei Väter: Das dreizackige Warenzeichen der Daimler-Motoren-Gesellschaft und das Emblem der Firma Benz & Cie. von 1909. Was später der „gute Stern auf allen Straßen“ wird, entsteht als Firmenlogo erst 1926. In diesem Jahr schließen sich die beiden Automobilfabriken Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. (vormals Benz & Co.) in der Wirtschaftskrise und auf Druck der Banken zur Daimler-Benz AG zusammen.
Unter dem Stern entstehen bald Autoträume wie der Roadster SSK, der mit Kompressoraufladung bis zu 225 PS auf die Straße bringt, oder die „Silberpfeile“, die sich in den 30er Jahren mit den Rennwagen der Auto Union spektakuläre Duelle liefern. Weniger bekannt sind die frühen Brot-und-Butter-Autos mit Stern auf der Haube. Während der Käfer nach dem Zweiten Weltkrieg als Volkswagen in die Geschichte eingeht, arbeitet Mercedes schon viel früher an günstigen Autos für die breite Masse. Die Heckmotor-Modelle 130 und 170 H bleiben jedoch Ausnahmen im luxuriösen Mercedes-Portfolio der Vorkriegszeit.
Nach dem Krieg, in dem Mercedes Motoren und Fahrzeuge für die Front produziert, steckt auch der Stern in der Stunde Null. Die ersten Fahrzeuge sind Vorkriegsmodelle, erst mit den Typen 220 und 300 beginnt der Wiedereinstieg in die Oberklasse. Die 50er Jahr werden vom Typ W120 (Ponton-Mercedes) mit selbsttragender Karosserie geprägt, in den 60ern folgt der etwas kantigere W110 (Kleine Heckflosse).
Das Traumauto im deutschen Wirtschaftswunderland ist aber der 300 SL. Der elegante Flügeltürer erscheint 1954. Sechszylindermotor mit Benzin-Direkteinspritzung, Leichtbauweise und 215 PS machen ihn für damalige Verhältnisse zum Supersportler. Der „Gullwing“-Benz kommt direkt von der Rennstrecke auf die Straße: 1952 steuern Karl Kling und Hans Klenk einen 300 SL bei der gefährlichen Carrera Panamericana und erkämpfen sich nach 3.110 Kilometern den Sieg. Nicht einmal der berühmte Geier, der mitten in Mexiko bei Tempo 200 die Windschutzscheibe durchschlägt, kann die SL-Piloten aufhalten. Überschattet werden die sportlichen Erfolge von einem katastrophalen Mercedes-Unfall in Le Mans, bei dem 1955 mehr als 80 Menschen ums Leben kommen. Lesen Sie im zweiten Teil der Daimler-Story, mit welchen Modellen sich Mercedes einen legendären Ruf erwirbt, wie der Elchtest die Marke ins Kippeln bringt, wie das amerikanische Diesel-Abenteuer misslingt und womit der Stern in Zukunft strahlen will.
Quelle: Autoplenum, 2011-01-25
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