Ich besitze seit Mai 2015 einen neuen SEAT Alhambra Sondermodell 4Kids. Nach nunmehr 4 Monaten Erfahrung und schon einigen Kilometern (auch bedingt durch eine Urlaubsreise an den französischen Atlantik) kann ich mich über das Fahrzeug eigentlich nur sehr sehr positiv äußern.
Warum eine Alhambra? Bei der Suche nach einem Familienauto als (echten) Siebensitzer mit Allrad, der auch noch eine hohe Anhängelast hat, bleibt eigentlich nur der Alhambra (oder der baugleiche, aber teurere VW Sharan) übrig. Mitsubishi Outlander oder Nissan X-Trail sind einfach schlicht und ergreifend 20 cm kürzer und bieten daher in Reihe drei höchtstens Kindern ausreichend Platz, bei umgeklappter dritter Reihe bieten diese natürlich auch entsprechend weniger Kofferraum.
Gut, auch ein VW Bus oder die Mercedes V-Klasse können das, sind aber preislich in einer anderen Liga.
Ein Fiat Freemont hätte auch in das Schema gepasst, aber der darf nur lächerliche 1100 kg an den Haken nehmen und war damit gleich aus dem Rennen, ich hätte aber sicher dennoch der bewährten VW-Technik ohnehin den Vorzug gegeben.
Motor: In der Allradversion gibt es nur den 2,0 Liter Diesel mit 140 PS, ab MJ2016 mit 150PS und EU6-konform. Mit den 1,9 t Leergewicht hat der Motor schon etwas zu kämpfen, speziell natürlich wenn die Hütte bis obenhin beladen ist. Ich würde die Motorisierung als ausreichend deklarieren, aber Bäume reisst man damit nicht aus. Die stärkere Variante mit 177 PS (jetzt 184) wird leider nicht als Allrad angeboten.
Getriebe: Bei der Option Allrad ist ein manuelles 6-Gang-Getriebe vorgegeben, die Kombination DSG (Doppelkupplungsgetriebe) und Allrad gibt es nicht. Anfangs noch etwas hakelig ist es nun nach ein paar tausend Kilometern sauber und präzise zu schalten. Für meinen Geschmack könnte der 6. Gang noch etwas länger ausgelegt sein, um sparsamer unterwegs zu sein. Autobahnsteigungen mit 5 bis 7% sind so aber mit hoher Ausladung und Tempomat 130 (erlaubte v max in Frankreich) im sechsten kein Problem.
Verbrauch: Normverbrauch ist mit 6,0 Liter angegeben, aber natürlich nicht zu schaffen. Im Alltagsgebrauch komme ich mit 7,5 bis 8 Liter aus, auf der Urlaubsfahrt knapp über 7 Liter. Ich hatte mir als bewusst sparsamer Fahrer etwas weniger erhofft, aber 1,9 t Leergewicht, Querschnittsfläche wie ein Einfamilienhaus und Allrad fordern halt ihren Tribut. Von daher geht der Verbrauch in Ordnung.
Exterieur: Schiebetüren waren zwar primär kein Kaufargument, dennoch finde ich sie äußerst praktisch. Ich habe nicht die elektrisch betätigten genommen, da diese ab und an mal kaputt gehen (liest man so in diversen Foren) und das Öffnen und Schliessen von Hand deutlich schneller geht. Der Kraftaufwand dafür ist vertretbar. Zudem sind die elektrischen Türen auch mit einer elektrischen Heckklappe verbunden, sowas brauch ich nun wirklich nicht. Ist aber wie alles im Leben Ansichtssache.
Die elektrisch verriegelte an- und ausklappbare AHK ist eine tolle Sache und ein deutlicher Fortschritt gegenüber meinem bisherigen Fahrzeug, wo diese lediglich gesteckt war und das Einstecken oder Abnehmen den zehnfachen Zeitaufwand erfordert hat. Kleiner Wermutstropfen: Die (elektrisch) entriegelte AHK muss von Hand aber noch in die korrekte Position eingeschwenkt werden, macht man sich die Hand halt doch etwas schmutzig. Das gleiche gilt auch für das Wegschwenken, wenn sie nicht gebraucht wird.
Interieur: Beim Öffnen der Heckklappe tun sich "unendliche Weiten" auf, der Kofferraum ist wirklich riesig. "Nachteil": bei kleineren Gegenständen, die an den Rückenlehnen der zweiten Reihe liegen, muss man schon in den Kofferraum hineinklettern, um ran zu kommen...
Die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe sind separat in Fahrzeugrichtung verschiebbar. Mit einem Handgriff lassen sich die Sitze flach zusammen falten. Sofern die dritte Sitzreihe mitbestellt wurde (aufpreispflichtiges Extra) ergibt sich bei zusammengeklappten Sitzen in Reihe 2 und 3 eine vollkommen ebene Ladefläche von über 2 Metern Länge.
In der dritten Reihe sitzen selbst Erwachsene bis 1,75 m wirklich entspannt und bequem und damit langstreckentauglich, bei etwas Kompromissbereitschaft der Herrschaften in der zweiten Sitzreihe.
Im Gegensatz zum "alten" Alhambra können und müssen die Sitze (Reihe 2 und 3) nicht mehr ausgebaut werden, sondern klappen flach zusammen. Das geht wirklich ratz fatz, ohne großen Kraftaufwand und einarmig. Durch die breiten Schiebetüren und die "EasyEntry-Funktion" der beiden äußeren Sitze der Reihe 2 ist ein Einstieg in die dritte Reihe ohne Verrenkungen und Origami-Faltkünste problemlos möglich. Selbst bei allen 7 Sitzen ausgeklappt verbleibt noch ein Restkofferraum in der Größe wie bei einem Kleinwagen, genial.
Und jetzt mal ganz nach vorn: Auch die Sitze für Fahrer und Beifahrer sind wirklich langstreckentauglich, die 1100 km vom Atlantik zurück in einem durchgefahren (1 größere Pause und drei Pinkelpausen für die Kinder...), selten so entspannt angekommen.
Dazu trägt auch die Geräuschkulisse bei, die nicht vorhanden ist. Bei Tempo 130 sind Motor- und Windgeräusche fast nicht vorhanden, das hat fast schon Oberklasse-Format.
Stauräume und Ablagemöglichkeiten sind reichlich und vielfältig vorhanden.
Es gibt noch viele weitere positive Aspekte an diesem Fahrzeug, aber ich möchte hier den Bericht beenden.
Fazit: Eigentlich bin ich von dem Fahrzeug restlos begeistert. Für Familien mit zwei oder mehr Kindern, die vielleicht mit Wohnwagen in den Camping-Urlaub fahren oder in die Berge zum Skifahren, ist dieses Fahrzeug genial. Es ist auch noch halbwegs bezahlbar, ich habe als Tageszulassung knapp 30 k€ gezahlt. Auch die Unterhaltskosten mit dem immer noch moderaten Verbrauch, der relativ günstigen Versicherungeinstufung und den langen Wartungsintervallen sind vollkommen okay.
Bislang hatte ich keinen einzigen Mangel, und hoffe, daß das auch noch lange so bleibt.