Renault Scénic ENERGY dCi 160 1.6 160 PS (2016–2023)

Ich fahre einen Scenic 4 dCi 160 edc Bose edition, Bj. 2017 jetzt seit einiger Zeit und möchte auch mal etwas zu diesem Fahrzeug erzählen.

Ja, der Scenic ist schon speziell, das ist gar keine Frage. Sowohl vom Design, als auch von der Ausstattung mit all den Assistenten und Co, ist er wirklich ein typischer Renault.
Was mir wirklich auffällt ist, das Fahrwerk ist besser, als sein Ruf! Klar, die 20" Räder geben gern jede Bodenwelle auch ins Innere ab, aber nicht so enorm, wie das evtl. in anderen Berichten vermittelt wurde. Mir persönlich gefällt dieser leicht "sportlichere" Touch durchaus und man fühlt dennoch unverkennbar die französischen Gene.

Der Motor ist, wie von anderen schon berichtet, wirklich solide, wenn man die typischen Schwachstellen, wie EGR-Kühler, AGR-Ventil im Blick hat und vor allem immer rechtzeitig Ölwechsel macht. Hier bitte immer schauen: fährt man zwischen 30 und 50% Kurzstrecke, dann auf jeden Fall alle 10tkm bis 10 Monate einen Ölwechsel machen, das ist absolut elementar, sonst wird man nicht viel Freude am Fahrzeug haben.

Auch alle 3-4 Tankfüllungen mal zum Premium-Diesel greifen, schadet dem Motor und DPF bestimmt nicht. Jedenfalls merke ich bei meinem Scenic einen schön ruhigen Lauf und moderaten Verbrauch.
Verbrauch.. gutes Stichwort. Angegeben ist der Scenic mit 4.5l im Drittelmix. Guter Witz, wirklich, Renault, wirklich guter Witz!
Nach der OTS 0DD2(Neuprogrammierung Steuergerät, Schwefelemissionen umstellen), die verpflichtend war, regeneriert der DPF nun häufiger, der Verbrauch stieg um 0.5 bis 1.0l auf 100km und beträgt nun bei wirklich defensiver Fahrweise im Eco Modus 6.8 bis 8l je nach Fahrweise. Für ein modernes Fahrzeug mit dem Gewicht wirklich schon im absolut oberen Bereich. An sich schon fast inakzeptabel, wie Renault hier pfuscht. Dafür ziehe ich auch einen Stern ab.

Der Motor entwickelt aber, auch dank des Bi-Turbo, ein absolut tolles Beschleunigungsangebot und bringt den Wagen flott auf Geschwindigkeit.
Im Sport-Modus wird der Wagen ja fast schon richtig spritzig und sorgt bei anderen Verkehrsteilnehmern schon mal für große Augen, wenn man dann flott an der Ampel anzieht, während sie noch den Gang suchen.
Über das EDC kann ich nur Gutes sagen, auch gerade in dem Zusammenhang. Es schaltet schnell, sauber, weich und vor allem ist die Reaktionszeit wirklich noch im Rahmen, auch bei Überholungen. Klar, man merkt, dass da immer so eine kleine Verzögerung ist, falls man mal durchtreten muss, aber so schlimm wie es früher mal war, ist es schon ewig nicht mehr und fällt auch kaum noch ins Gewicht.

Bei 42tkm war bei mir der EGR-Kühler undicht, sehr übel, sehr teuer und Gott sei Dank noch in der Garantie, so dass mir die Kosten von knapp 2500€ in der Fachwerkstatt erspart blieben. Problem dabei ist: damit der Kühler getauscht werden kann, muss der Motor abgesenkt werden und das ganze dauert zwischen 8 und 10h Arbeitszeit.
Bleibt zu hoffen, dass ich jetzt für lange Zeit Ruhe habe und der Kühler durchhält.
Laut Renault kann man nichts daran machen oder für die Haltbarkeit tun.

Der Scenic ist in der Bose Edition wirklich toll von den Sitzen, dem Ambiente und auch der Verarbeitung her. Aufgeschäumte Kunststoffe, Doppelziernaht und zahlreiche Beleuchtungspunkte im Auto, sorgen für einen wirklich tollen Auftritt und Platz hat man auch im Fonds, bis 185cm Körpergröße, genug.

Auf Langstrecken kann man als Fahrer das Fahrzeug gut pilotieren, da Spurwechselwarner oder Assistent, Tempopilot, Abstandswarner und Co den Fahrer gut und sinnvoll unterstützen, der Sitz wirklich bequem ist und man auf Anhieb auch seine bevorzugte Sitzposition finden kann.

Was mir allerdings auch einen Stern Abzug wert ist: Die Verarbeitung ist teils doch wieder typisch Renault und eben nicht so sauber und hochwertig, wie bei anderen Firmen. Quietschen, Knarren, Knarzen und Schaben gehört, besonders bei feuchtem Wetter, zum guten Ton des Scenic und kann oft nur durch Silikonspray oder aufwendige Suchen in der Werkstatt, natürlich für teuer Geld, abgestellt werden. Das geht eindeutig besser!

Abschließend möchte ich sagen, dass ich den Kauf keinesfalls bereue und wer ein Familienauto sucht, das mit viel Stauraum, technischen Raffinessen wie One-Touch-Foldiung, doppeltem Boden im Kofferraum und Co zu überzeugen weiß, wo auch mal der Monatsvorrat Pampers für die Zwillinge zusätzlich zum Großeinkauf gut verstaut werden kann, der ist beim Scenic wirklich richtig gut bedient.

Die Bewertung bezieht sich auf ein einzelnes Fahrzeug. Das Verhalten kann daher bei anderen Fahrzeugen unterschiedlich sein.

Der Grand Scénic fährt sich angenehm und sicher, wenn man von der stark verzögerten Reaktion beim Anfahren absieht. Der Verbrauch ist für die Fahrzeuggröße gut.

Ausstattung und Anmutung sind Renault-typisch, die Preisgestaltung erlaubt die Auswahl zahlreicher Extras, wenn man die Preise deutscher Hersteller zum Vergleich heranzieht.

Das Fahrzeug kann mit zahlreichen Assistenzsystemen geordert werden. Hier liegt meiner Meinung nach auch die größte Schwäche des Fahrzeugs.

Die "Radar-Kamera" für die Abstandsregelung ist eben kein Radar, sondern ein rein optisches System, welches genau dann versagt, wenn man eine Unterstützung am dringendsten benötigen würde. Die Regelung arbeitet unzuverlässig, es werden oft Fahrzeuge erkannt, die in Wirklichkeit auf Nebenspuren fahren. Öfter als einem lieb ist, steigt das System mit Fehlermeldungen aus. Die geringste Geschwindigkeit für den Start der Regelung ist 50, damit ist man in Tempo-30-Zonen auf sich gestellt.

Die Spurhalte-Funktion kann auf schmäleren Straßen ohne Mittelstreifen gar nicht, auf Straßen mit gelegentlichen Unterbrechungen der Linien nur eingeschränkt eingesetzt werden. Sie hat Probleme in Baustellen, mit Kurven, mit gelben Linien und anderem. Schon bei relativ geringem Winkel zwischen Fahrzeug und Linie wird diese komplett ignoriert.

Die Parksensoren decken nicht, wie im Handbuch beschrieben, 360° ab. An den Seiten des Fahrzeugs erfolgt die Bestimmung des Abstands zu Hindernissen über Software. Das bedeutet, dass Hindernisse, die hinzukommen (Kinder, Hunde, etc.) nicht erkannt werden, aber auch dass vor Hindernissen, die sich entfernt haben, weiterhin gewarnt wird. Wenn das Fahrzeug neu gestartet wird, muss man sich trotz der Sensoren erst einmal davon überzeugen, dass neben dem Auto keine Poller oder Steine liegen.

Da die Parksensoren auch für den Totwinkel-Assistenten verwendet werden, ist die Reichweite sehr gering. Schnelle Fahrzeuge von hinten werden erst gemeldet, wenn sie sich schon neben dem eigenen Fahrzeug befinden. Die Sensoren reagieren auch auf aufgewirbelte Blätter, Schnee, Gischt o. ä. Damit ist dieser Assistent meines Erachtens weitgehend nutzlos.

Die Rückfahrkamera liefert ein gutes Bild, wenn man bei trockenem Wetter unterwegs ist. Da die Kamera ungeschützt immer offen liegt, neigt sie zur Verschmutzung. Bei Regen ist das Bild deshalb oft unbrauchbar.

Das DAB-Radio kann bei Empfangsproblemen automatisch auf FM umschalten. Leider besteht zwischen den beiden Empfangsarten ein zeitlicher Versatz. Das stört bei häufigem Wechsel. Es werden nur sehr gute FM-Signale akzeptiert, sodass häufig statt eines Wechsels nur stummgeschaltet wird, obwohl bei manuellem Wechsel der FM-Empfang einwandfrei ist.

Der Klang der Bose-Anlage ist ab einer gewissen Mindestlautstärke sehr gut, darunter ist die Einstellung eher basslastig. Es gibt keinen CD-Spieler, aber die Möglichkeit, verschiedene andere Quellen (Handy, USB-Stick) zu verwenden.

Im ECO-Modus wird zum Energiesparen die Klimaanlage und die Heizung dermaßen reduziert, das die eingestellte Temperatur oft nicht erreicht wird. Aufgrund der vorprogrammierten geringen Lüfterleistung in diesem Modus beschlagen bei entsprechender Witterung alle Scheiben.

Wenn man den ECO-Modus verlässt, kann es bei hoher Luftfeuchtigkeit dazu kommen, dass der Wärmetauscher einfriert und schließlich gar keine Luft mehr ins Auto kommt. Erst nach Abtauen der Anlage funktioniert die Klimaautomatik dann wieder normal.

Verschiedene Teile des Fahrwerks sind meiner Meinung nach für das Fahrzeuggewicht unterdimensioniert. Deshalb kommt es häufig zu ausgeschlagenen Gelenken und Lagern.

Die Fahrleistungen sind aufgrund des hohen Fahrzeuggewichts eher mäßig. Die zugesicherte Höchstgeschwindigkeit wurde auf dem leicht vor eilenden Tachometer nie erreicht.

Die automatische Einstiegshilfe, die den Sitz beim Ein- und Aussteigen automatisch zurückfährt, erkennt nicht, wenn in der hinteren Reihe Personen sitzen. Verletzungsgefahr!

Aufgrund der sehr speziellen Felgengröße ist die Auswahl an Felgen und Reifen relativ gering.

Das Fahrverhalten ist beladen und leer, aber auch mit Anhänger gut und sicher.

In der Summer war das Fahrzeug für mich und meine Frau, obwohl angenehm zu fahren, aufgrund der Assistenten nicht geeignet.