Erfahrungsbericht Renault Scénic 1.9 dTi (98 PS) von Anonymous, August 2008
Das Auto ist einfach nur ein Alptraum. Nicht nur dass bei jedem TÜV Termin die mangelhafte Hinterradbremse bemängelt wird, auch viele andere Kleinigkeiten nerven einfach. Da verstellen sich laufend die Spritzwasserdüsen der Windschutzscheibe, ebenso die Höhe der Scheinwerfer. Die Nebelleuchten lassen sich so gut wie gar nicht einstellen. Wenn ich eines der beiden Schiebedächer bei über 100km/h schließe, so bleibt ein erhöhtes Windgeräusch. Der Heckscheibenwischer rattert auch mit neuem Wischerblatt nur über die Scheibe. Trotz mehrfachem Werkstattaufenthalt schwimmt seit 5 Jahren Wasser in den hinteren Lautsprechern. Das Automatikgetriebe neigt zu sehr zweifelhaften Schaltvorgängen und manchmal panscht der Wandler so lange im Öl, dass ich mich vorkomme wie ein alter Opa der die Kupplung malträtiert.
Verflucht habe ich die Karre aber erst, als sie mich vor ein paar Wochen auf der Autobahn im Stich ließ. Bei 140 auf der linken Fahrbahn war plötzlich die Leistung weg. Nach 250km auf einem Trailer diagnostizierte man einen Lagerschaden des Turboladers. Wohlgemerkt hat das Auto erst 50000km auf dem Buckel. Bei Renault wollte man alleine für das Ersatzteil 1170,- und der Meister tröstete mich mit der Auskunft, das dieses Teil bei diesem Modell noch nie über 90000km gehalten habe. Äußerst tröstlich. Ich wählte dann eine freie Werkstatt, die mir nun den Tausch für 870,- machte. Allerdings stellte sich nun heraus, dass der Zylinderkopf wohl auch noch etwas abbekommen hat. Diese Reparatur werde ich wohl noch erledigen lassen, doch dann soll sich ein andere an einem sehr gepflegten, achtjährigen, nur 50000km gelaufenen Schnäppchen freuen. Für mich wirds der erste und auch letzte Renault sein
Ergänzung vom 4.9.2008
Wie ich ja schon angedeutet habe, blieb es nicht beim Turboladerschaden. Nachdem der Motor trotz Neuteil nicht auf allen Zylinder laufen wollte, wurde der Zylinderkopf entfernt und es zeigte sich ein fingerdickes Loch im Kolben des zweiten Zylinders. Bei der weiteren Ursachenforschung stellte sich eine defekte Einspritzdüse als Übeltäter heraus. Durch schlechte Zerstäubung des eingespritzten Kraftstoffs erhöhte sich die Verbrennungstemperatur wohl soweit, dass sowohl der Turbolader als auch der betreffende Kolben zerstört wurden. Erstaunlicherweise war aber die Fehlfunktion der Einspritzdüse nicht zu bemerken. Ansonsten ergeben sich bei solch einem Mängel ein schlechtes Startverhalten und ein rauer Motorlauf mit Leistungseinbußen. Bei meinem Renaultmotor gabs aber nur den finalen Exodus. Obwohl eine Einspritzdüse ein Verschleißteil ist, gibt es keinen Grund schon nach 50000 Kilometer an einen solchen Defekt zu denken. Bei Renault war man da andere Meinung
Mein gutes Auto fährt nun im Libanon. Ob am Stück oder in Einzelteilen vermag ich nicht zu sagen. Jedem Interessenten möchte ich aber von einem Renault mit Dieselmotor abraten. Das gilt ebenso für das 4-Gang-Automatikgetriebe. Man kann einfach den Zustand der Bauteile nicht einschätzen und eine niedrige Laufleistung schützt auch nicht vor unliebsamen Überraschungen
PS.: Es mag vielleicht nicht direkt zum Thema gehören, doch zeigt mein Zusatz, wie lax die französischen Autohersteller wohl mit dem Thema Zuverlässigkeit umgehen:
In einem kurzen Bericht eines Automagazins im Fernsehen, hörte ich von einem Gerichtsverfahren, wo ein Peugeotkunde gegen den Importeur klagte. Dieser nahm Stellung zu den Vorwürfen und ließ verlautbaren, dass bei einem 206 mit keiner Lebenserwartung von über 100000km. zu rechnen sei (O-Ton). Das deckt sich doch gut mit der Aussage meines Werkstattmeisters, der noch keinen Turbolader aus meiner Baureihe gesehen hat, der länger als 90000km. gelaufen wäre.
Ich kann dazu nur sagen: Leute lasst die Finger weg von französischen Autos!