Ich fahre den Renault Megane nun seit 4 Jahren und 80000 Kilometern. Das ist mein 14. Auto, zusätzlich hatte ich dienstlich und privat auch noch mit unzähligen Fahrzeugen zu tun.
Eigentlich fahre ich hauptsächlich entweder Japaner oder deutsche Marken, um französische Autos habe ich lange einen großen Bogen gemacht. Der Megane war aber ein unwiderstehliches Angebot, als Tageszulassung ohne Kilometer mit noch 4,5 Jahren Garantie zu einem Preis für den sich andere Leute einen gebrauchten Kleinwagen kaufen.
Optik: Von hinten gefällt er mir super, vor allem wenn die LED-Rücklichter an sind – fast wie bei einem Porsche Macan; Die Rücklichter sind übrigens auch tagsüber an, während das Tagfahrlicht brennt – das ist in Deutschland gesetzlich zwar nicht vorgesehen, aber ich finde es gut. Von der Seite schaut er auch ganz gut aus, fast schon sportlich im Vergleich zu all den hohen Seniorenschaukeln. Von Vorne, Naja – die Tagfahrlichter unter den Hauptscheinwerfern haben etwas von Tränensäcken. Das Fahrzeug schaut wirklich sehr breit und gedrungen aus, es ist aber auch wirklich sehr breit: 1,82m – das ist so breit wie eine S-Klasse in den 1980er Jahren (W126).
Verarbeitung: Klar sind Autos anderer Hersteller noch etwas feiner und stabiler verarbeitet, aber es gibt eigentlich nichts zu meckern. Das Armaturenbrett und die Türverkleidung sind aus aufgeschäumtem Material, das angenehm anzufassen ist und das Lenkrad und der Handbremsgriff sind mit Leder überzogen. Auch nach 80tkm klappert nichts.
Entertainment: In der Ausstattungslinie „Experience“ ist ein System mit DAB+ (Digitalradio) und Bluetooth verbaut. Über Bluetooth kann man sowohl Telefonieren als auch Musik vom Handy streamen (funktioniert einwandfrei). Ein DAB Radio haben viele teurere Autos nicht, und das ist echt eine feine Sache, weil man in CD-Qualität ohne Rauschen Radio hören kann. Außerdem gibt es die Möglichkeit das Handy per USB zu verbinden, das klappt bei mir nicht – ist aber egal, weil Bluetooth gut funktioniert.
Motor: Überraschenderweise das Highlight dieses Autos. Ich habe schon öfters Autos mit 100PS gehabt, die aber alle leichter waren. Deshalb war ich anfangs etwas skeptisch, was sich aber schnell gelegt hat. Durch den Turbo hat er eine tolle Kraftentfaltung und man kann ohne Bedenken auf der Landstraße oder auf der Bundesstraße überholen. Auf dem Fernpass habe ich sogar bergauf eine ganze Kolonne überholt und wenn es sein muss kann man in so einer Situation den dritten Gang gut bis über 120 km/h drin lassen. Das gute Durchzugvermögen sieht man auch an der möglichen Anhängelast: 1650Kg bei gebremsten Hängern, das ist mehr als ein Skoda Superb 1 2.5 V6 TDI (1600kg). Ich habe keine Anhängerkupplung und wenn ich so schwere Hänger ziehen wöllte, dann würde ich mir ein anderes Auto kaufen, aber der Wert ist schon imposant. In der Ebene schafft er locker die angegebene Höchstgeschwindigkeit und mit viel Anlauf habe ich auch schon einmal echte 200km/h geschafft.
Verbrauch: bei 120 km/h mit Tempomat braucht man 5 bis 5,5 Liter. In allen anderen Situationen ist es mehr. Das ist aber normal für ein so schweres Auto mit Benzinmotor. Bei mir hat sich der Verbrauch mit viel Kurzstrecke und wenig sparsamer Fahrweise bei 7,5 Litern eingependelt. Wenn man es mal krachen lässt, steigt der Verbrauch aber überraschenderweise nicht wahnsinnig an. Über 10 Liter kommt man auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn eigentlich nicht.
Fahrverhalten: Das Fahrwerk ist nicht zu straff aber trotzdem relativ zielgenau. Auf trockener Straße kommt man sehr flink um die Kurven. Auf nasser Straße oder gar Schnee ist der Wagen deutlich am untersteuern. Die Traktion ist auch nicht gerade berauschend (im Winter bin ich mit anderen Fahrzeugen bisher besser zurechtgekommen), obwohl ich Premiumreifen aufgezogen habe – das ist aber nur bei viel Schnee oder an Steigungen ein Problem.
Übersichtlichkeit: Der Wagen ist sehr unübersichtlich (wie fast alle modernen Autos). Parkpiepser hinten wären eigentlich Pflicht, die habe ich leider nicht.
Sitze: Die Vordersitze sind bequem und bieten genügend Einstellmöglichkeiten und auch ein bisschen Seitenhalt – aber Sportsitze sind es natürlich nicht. Hinten sitzt es sich auch ganz gut habe ich mir sagen lassen, selber war ich immer vorne gesessen in meinem Auto.
Geräusche: Der Wagen ist angenehm leise und auch beim ausdrehen der Gänge nicht unangenehm.
Sicherheit: Alles drin alles dran – ABS, ESP, unzählige Airbags. Aber keine weiteren Assistenten, die ich aber auch nicht benötige.
Probleme: Die Reifendrucksensoren funktionierten von Anfang an nicht; das habe ich jedes Mal bei der Inspektion gemeldet, aber die bekommen das immer nur kurzfristig hin. Außerdem schleift der Kofferraumdeckel etwas an der Stoßstange – da meinte der Mechaniker, dass Lackschäden nicht in der Garantie seien; das ist natürlich Blödsinn, weil es ist ja eigentlich kein Lackschaden sondern eine falsch eingestellte Klappe – da hatte ich aber bisher noch keine Lust auf eine Auseinandersetzung. Der Turbolader pfeift ein kleines bisschen seit 30tkm. Da meinte ein befreundeter Mechaniker, dass das fast alle Autos mit Turbolader haben und dass er morgen kaputt sein kann oder noch 100tkm hält – da stecke man nicht drin.
Fazit: Insgesamt ist das Auto für das Geld wirklich ein ganz tolles Angebot. Kein Blechhaufen auf 4 Rädern wie ein Dacia o.ä., sondern ein schickes Auto mit einem angenehmen Motor und sinnvoller Ausstattung. Für mich ist das wirklich etwas Besonderes, wenn ich ein Auto 4 Jahre lang behalte und immer noch nicht an das Verkaufen denke ;-) das spricht wirklich für den Renault.