Ich fahre einen Renault Grand Scenic 1,9 dci (130 PS) Baujahr 2009, also ein frühes Modell der 3. Generation. Vorher hatte ich einen Opel Zafira B 1,9 cdti (150 PS) Baujahr 2005, den ich in meinem Bericht gelegentlich zum Vergleich heranziehe.
Ich fahre rund 30.000km jährlich, jeweils zu etwa gleichen Teilen in der Stadt, auf Landstraßen und Autobahnen.
Fahrverhalten und Motor:
Im Alltag fährt sich der Scenic sehr angenehm. Das Fahrwerk ist ausreichend komfortabel, bietet aber dennoch eine gute Rückmeldung und lässt auch eine zackigere Fahrweise zu, auch wenn er insgesamt eher zu einer lockeren Gangart animiert, was ich bei einem Familienvan aber absolut passend finde. Die Lenkung ist leichtgängig und ausreichend präzise, aber irgendwie indirekter als beim Opel, der allgemein eher sportlich ausgelegt ist. Das trifft auch auf den Motor zu: Mit 130 PS nominell "nur" 20 PS schwächer als der Opel, tritt er (bei gleichem Gewicht) längst nicht so athletisch an. Gerade auf der Autobahn beschleunigt der Opel trotz etwas längerer Getriebeübersetzung doch wesentlich agiler als der Renault. Dafür läuft der Renault-Diesel deutlich kultivierter, bleibt akustisch auch bei zügiger Autobahnfahrt angenehm unaufdringlich und klingt weniger kernig, fast schon wie ein Benziner, was sehr nervenschonend ist. Leider ist der Renault aber trotz seiner schwächeren Fahrleistungen nicht wirklich sparsamer als der Opel, was mich doch etwas enttäuscht hat, schließlich ist das Fahrzeug auch 4 Jahre neuer und sollte entsprechend moderner sein.
Ausstattung:
Ich habe die Ausstattungslinie "Dynamique", ergänzt um die zusätzlichen Ausklappsitze (7-Sitzer), das TomTom-Navi und das Confort-Paket. Damit ist man ausstattungsmäßig schon ziemlich gut bedient, ich vermisse allenfalls noch eine Einparkhilfe vorne. Die Sitzheizung finde ich bei Stoffpolstern verzichtbar.
Gegenüber dem Opel fallen mir einige Dinge positiv auf: Die Heizung spricht für einen Diesel relativ rasch an (vermutlich elektrisch unterstützt), die verschiebbare Mittelkonsole mit Armstütze ist enorm praktisch und die drei separat verschieb- und einfach herausnehmbaren Einzelsitze in der zweiten Reihe bieten ausreichend Breite selbst für drei Kindersitze. Der Einstieg in die dritte Reihe erfordert nach Vorklappen eines der äußeren Sitze der zweiten Reihe zwar immer noch gute Beweglichkeit, gelingt aber leichter als im Opel. Die beiden Zusatzsitze verfügen im Vergleich zum Opel über eine etwas längere Sitzfläche. Das mag für Erwachsene angenehmer sein, schränkt aber den ohnehin knappen Fußraum zusätzlich ein, so dass man die Sitze in Reihe zwei deutlich weiter nach vorn schieben muss als im Opel. Insgesamt sind die Platzverhältnisse vergleichbar, wobei der Renault bei voller Bestuhlung noch etwas mehr Kofferraumvolumen bietet - da machen sich die ca. 10cm mehr an Außenlänge wenigstens auch innen bemerkbar. Angenehm ist auch, dass sich die Zusatzsitze anders als im Opel ohne vorheriges Verstellen der Sitzreihe davor ausklappen lassen - dafür sorgen sie eingeklappt für eine gegenüber dem 5-Sitzer etwas höhere Ladefläche, was die Kofferraumgröße etwas einschränkt. Die Sitze im Zafira klappen deutlich flacher ein.
Was die Qualität der Materialien und der Verarbeitung angeht, nehmen sich beide Modelle nicht viel. Den Zafira habe ich bei Kilometerstand 235.000 verkauft, der Scenic hat jetzt knapp 190.000km drauf, größere Abnutzungserscheinungen (abgesehen von Rissen im Schaltsack und leichten Falten im Bezug des Fahrersitzes in beiden Fahrzeugen) oder Klappergeräusche habe ich zum Glück nicht zu beklagen. Der Scenic scheint mir im Vergleich zu einigen anderen Renaults die ich im Bekanntenkreis kennengelernt habe (Megane, Clio) überdurchschnittlich robust zu sein.
Zu bemängeln ist allerdings die Bedienlogik. Dass der Tempomat über einen Schalter neben dem Schaltknauf eingeschaltet werden muss (wodurch die Anzeige der Kühlwassertemperatur im Display verschwindet), die sonstigen Bedienelemente aber auf dem Lenkrad verteilt sind, entbehrt jeglicher Logik. Auch der Bediensatellit des Radios (rechts hinter dem Lenkrad) ist verwirrend. Warum man neben zahlreichen Tasten auch ein Drehrad einbaut, dass aber nicht etwa die Lautstärke sondern den Sender- und Titelwechsel steuert, verstehen wohl nur die Renault-Ingenieure allein. Die Tasteneinheit für das Navi befindet sich vorne an der Konsole zwischen den Vordersitzen. Dort sind sie zwar gut erreichbar, aber schlecht zu sehen. Ich kann das inzwischen recht gut blind bedienen, anfangs habe ich aber ständig nachsehen müssen, welche Taste ich gerade drücke.
Kosten:
Wie schon gesagt: Der Verbrauch (bei mir rund 7 Liter/100km) dürfte im Verhältnis zu den Fahrleistungen ruhig etwas geringer ausfallen. Auch die Preise für Ersatzteile sind durchweg höher als beim Opel, halten sich aber noch in Grenzen. Dafür spart man bei der Anschaffung: Mein Modell hat neu rund 25.000,- EUR gekostet. Bei VW oder Opel müsste man für einen vergleichbar ausgestatteten Touran oder Zafira mehrere tausend Euro mehr ausgeben. Von diesem Preisunterschied profitiert zwar auch der Gebrauchtkäufer (auch da muss man für einen der deutschen Konkurrenten mehr zahlen), unter dem Stricht fällt aber dank der großen Differenz beim Neupreis auch der Wertverlust erfreulich gering aus.
Unter dem Strich bin ich mit dem Auto sehr zufrieden. An der Qualität und Zuverlässigkeit habe ich bislang nicht viel auszusetzen und ich fahre den Renault auch sehr gern.