Erfahrungsbericht Pontiac Aztek 3.4 (188 PS) von Anonymous, Oktober 2008
Wir schreiben das Jahr 2002.
Aus der für unseren Florida-Urlaub schon in Deutschland angemieteten Familienkutsche wurde nichts. Allzu leicht hatte es der freundliche Servicemann bei Alamo mit mir, nachdem er mir für einen geringen Aufpreis ein Upgrade auf den Aztek, Modelljahr 2001 vorschlug. Völliges Unverständnis bei meiner Frau Gemahlin, die doch sonst auch was für Autos übrig hat aber eben nur für schöne ;-). Die Zwillinge fandens echt cool.
Wow was für ein Wagen! Ein Design, gleichzeitig anziehend und polarisierend Liebe oder Hass, sonst geht da nichts. Kurzum, ein SUV-Klassiker alter Schule, lange bevor diese Fahrzeuggattung bei uns zur Mode und vom Design immer softer wurde. Am Aztek ist nichts fein oder gar filigran. Der Aztek ist grobschlächtig, aggressiv - auch in Florida ein absoluter Hingucker. Fliegende Köpfe, wo immer man parkt. Extreme Reaktionen, positive wie negative, was das eigenwillige Antlitz des Monsters anbetrifft. Das Interieur setzt den ersten Eindruck stimmig fort. Alles typisch fett Pontiac. Die Softkunststoff-Oberflächen suggerieren Sportlichkeit. Verschraubungen sind teilweise offen ersichtlich im Luxus-Inbus-Design. Die dicken Türinnengriffe fassen sich unglaublich weich an, lassen sich richtig zusammenquetschen und haben eine gelochte Oberfläche, die von einem Trainingsgerät stammen könnte. Alles hier drin wirkt, zumindest für den europäischen Betrachter, völlig übertrieben aufgeblasen. Das ganze Fahrzeug schreit Ich bin für den harten Freizeit- und Outdoor-Einsatz einer aktiven Familie gemacht! Die Mittelkonsole bietet Platz für Trinkbecher, CDs und was man noch so abzulegen hat. Ein erst im zweiten Anlauf erkennbarer Tragebügel entriegelt einen großen Teil der Konsole und macht ihn zu einem kleinen isolierten Getränkebehälter fürs Picknick. Die Heckklappe ist geteilt. Ein Teil klappt nach oben weg, der kürzere Teil klappt gerade nach unten, lässt sich dann etwas vorziehen und gibt sich in dieser Position als Sitzfläche für zwei Personen zu erkennen (mit entsprechenden Sitzausformungen). Das ist in der Tat sehr praktisch, wenn man mit dreckigen Klamotten, speziell eingemodderten Schuhen zum Wagen zurückkommt. Und wenn man nur einen Moment verweilen und einen Schluck trinken möchte, tut sie auch ihren Dienst. Die sich ergebende Ladekante ist trotz allem überraschend niedrig. In dieser Position der unteren Klappe werden die hinteren Lautsprecher nach außen gedreht, damit man auch ja genug vom Radio hört. Und wenn die Musik trotzdem noch nicht laut genug ist, braucht man nicht nach vorn zu laufen einige Basisfunktionen des Radios kann man auch in unmittelbarer Nähe der Heckklappe an einer kleinen Konsole einstellen. Ich habe irgendwo im Internet gelesen, dass es für den Aztek auch eine Art Vorzelt zum Anbau an die Heckklappe gab, so dass man beinah ein Campingmobil daraus machen konnte. Wir hatten allerdings anständige Hotels gebucht, so dass uns diese Erfahrung erspart blieb. Trotzdem das war schon ein ganz rundes und ausgeschlafenes Konzept.
Die Fahreigenschaften empfanden wir als absolut luxuriös. Die Platzverhältnisse, vorn wie hinten großzügig, die Federung wenig sportiv, eher komfortverpflichtet. Der 3,4 Liter V6 fühlte sich im unteren Drehzahlbereich etwas schwammig an. Ein wenig höher gedreht packte er aber unbändig zu. Ich kenne die Beschleunigungswerte nicht genau, aber ich denke, den Sprint auf 100 km/h (oder eben etwa 60 mph) dürfte der Wagen auch voll besetzt noch innerhalb der 10-11 Sekunden geschafft haben. Der von uns gefahrene Aztek war rein frontgetrieben.
Die Verarbeitung amerikanisch. Der Spaß riesig. Der Verbrauch oh, ich fürchte, der war auch riesig.
Drei schöne Urlaubswochen lang war der Pontiac Aztek unser Begleiter. Wir haben ihn sehr gemocht. Offenbar gehörten wir damit einem exklusiven Kreis an, denn in den insgesamt 5 Modelljahren (2001 2005) wurden nicht mehr als ca. 120.000 Fahrzeuge verkauft.
Potential zum Kultfahrzeug hatte er schon, oder was meint Ihr?