--- Preis-/Leistungsverhältnis ---
Mein Wagen hatte damals rd. 26000 Euro gekostet und war somit schon über meiner persönlichen Investitionsgrenze. Aber die Schnellstartprämie und ein ordentlicher Preis für die Inzahlungnahme meines verunfallten Honda Civic Type-R drückten den Preis in einen für mich akzeptablen Rahmen.
Für diesen Preis bekommt man einen sehr gut ausgestatteten Wagen der Kompaktklasse mit einer verhältnismäßig üppigen Motorisierung. Zusätzlich zur Serienausstattung habe ich noch Leder (inkl. Sitzheizung, Lordosenstütze), Klimaautomatik, Parkpilot, IDS+, Xenon, Diebstahlwarnanlage und das Radio CD30 MP3.
Für deutsche Verhältnisse bietet der Wagen dadurch ein gutes Preisleistungsverhältnis.
--- Design & Styling ---
Das Aussendesign hat mir damals sehr gut gefallen. Aber auch heute noch gefallen das kantige und doch in sich schlüssige Design sehr gut. Lediglich am Heck hätte man das ganze etwas graziler gestalten können, aber durch die kurzen Überhänge vorne und hinten wirkt er gemäß seiner automobilen Abstammung immer noch sehr kompakt und in der Sport-Version recht sportlich. Dazu tragen vor allem das sichtbare, ovale Endrohr und ein tiefergelegtes Sportfahrwerk bei.
Innen gehts dagegen eher solide zu. Wirkt er von außen noch frech und mit den scharfen Kanten erfrischend anders und durchaus originell, ist im innern nichts großartig neues zu vermelden. Das Dekor an Armaturenbrett und Türen im Metalllook ist zwar ganz ansehnlich und mit den Rauten darauf schön anzuschauen, aber ein seidenmattes Alufinish wäre noch hochwertiger anzusehen. Das Armaturenbrett selbst ist mit einem weichen Kunststoff überzogen und läßt zumindest die hartplastikwüsten früherer Modelle vergessen.
Alles in Allem sehr stimmig und dem Preis angemessen.
--- Verarbeitungsqualität ---
Am Anfang war ich positiv überrascht, denn der Astra ist meiner erster Opel. Nun, nach längerem Besitzen, fallen schon an der einen oder anderen Stelle kleine Verarbeitungsmängel auf, z.B. Radioblende nicht ebenbündig mit Träger, B-Säulenverkleidung nicht sehr passgenau oder Türen sind nicht hundertprozentig eingepaßt. Aber da diese Verarbeitungsmängel bislang keine weiteren negativen Folgen zeigten (klappern oder ähnliches) kann ich damit sehr gut leben.
--- Verbrauch ---
Es ist nunmal so: Turbo läuft, Turbo säuft! Demnach kann man den z20lel (so die offizielle Motorenbezeichnung) relativ sparsam als auch geradezu Benzinvernichtend bewegen. In der Stadt pendelt's bei mir so um die 11l, zusammen mit Überlandfahrten werdens dann auch mal 10l. Lange Strecken auf Autobahnen und flüssigen Überlandstraßen lassen den Verbrauch auch mal auf rd. 9l sinken. Läßt man dagegen die sprichwörtliche Sau raus, bekommt man beim Anblick der Tankuhr Magenschmerzen: 20l sind kein Problem.
Mein Verbrauch lt. Bordcomputer und seit Erstzulassung beträgt somit 10,9l. Ich finde ein ordentlicher Wert, mit Potential nach unten wie auch nach oben. Leider benötigt er Super.
--- Motorisierung ---
Ein 2 Liter Turbobenziner mit relativ kleinem Turbolader, der mit einem erstaunlich kleinen Turboloch überzeugen kann. Das recht hohe Drehmoment macht ihn für einen Kompaktwagen sehr souverän. Zwar ist die Übersetzung des 5 und 6 Gangs für sportliche Ansprüche etwas lang geraten (der Baugleiche z20ler mit 200PS ist kürzer übersetzt hat aber bis auf die Software den gleichen Motor), aber zum Reisen mit hohen Durchschnittstempi geradezu prädestiniert.
Bereits bei rd. 2000 U/min liegt das volle Drehmoment von 250Nm an und sorgt somit für Kraft in den Gängen 1-5. Der 6te Gang ist eher zum Spritsparen, Nerven schonen und Cruisen geeignet.
Er dreht dann locker bis ca. 5.500 U/min, danach fällt die Leistung ab (was auch am kleinen Turbolader liegt). Drehzahlfetischsten (8000 U/min und mehr, wie z.B. in meinem vorherigen Honda Civic Type-R) werden hier nicht glücklich, aber für Freunde des "Turbobums" und mini Gedenksenkunde ist das vorzüglich geeignet. Achso: Vmax war bei meinem ca. 224km/h lt. GPS auf ebener Strecke, was ca. 240km/h lt. Tacho bedeuteten.
Kein Sportmotor, aber ein Motor mit reichlich Kraft sehr kultiviertem Motorlauf, der selbst bei hohen Drehzahlen wohltuend zurückhaltend klingt.
--- Alltagstauglichkeit ---
Hätte das Fahrzeug im Innenraum mehr Ablagen, wäre hier die volle Sternzahl drin, aber so frage ich mich schon, was die Opel-Ingenieure und -Designer sich dabei gedacht haben. Den Astra - das Brot- und Butterauto für Opel - mit so wenig Ablagemöglichkeiten versehen, ist ja fast schon dreist. Zudem ist das Handschuhfach schlecht nutzbar. Dauernd fallen einem die CD-Hüllen entgegen oder sonstiger Unrat. Da hilft auch nicht, dass das Handschuhfach (für mehr ist es echt nicht geeignet) gekühlt werden kann.
Lassen wir die Ablagen mal außen vor, muß ich sagen, dass Opel mit dem Astra ein hervorragend alltagstaugliches Fahrzeug gelungen ist. Gute Sitze mit ordentlich Seitenhalt und Langstreckentauglicher Polsterung machen das Fahren sehr unterhaltsam. Die Lenkung ist mitteilsam und zielgenau und wirkt niemals synthetisch entkoppelt. Man spürt jederzeit, welcher Untergrund gerade befahren wird. Außerdem kann das Fahrzeug, trotz Sportfahrwerk, mit Komfort überzeugen, den ich nicht für möglich gehalten hätte. Querfugen, lange Bodenwellen, Straßenunebenheiten durch Gullideckel, etc. - alles wird doch recht geschmeidig weggefedert. Das macht Spaß und wirkt auch sehr solide. Denn selbst bei schlechten Straßenverhältnissen dringt nur selten ein leises knistern im Innenraum an meine Ohren. Da muß ich sagen: bravo Opel!
Mit dem IDS+ Fahrwerk bietet mein Astra aber noch ein Schmankerl, dass sich aber nach längerer Gewöhnungsphase eher als überflüssig und schlecht gelöst darstellt. Über eine Sporttaste im Innenraum kann eine agressivere Gaspedalkennlinie, eine härtere Dämpfung und eine Lenkung mit weniger Servounterstützung abgerufen werden. Das fühlt sich zwar im ersten Moment super an und auch durchaus sportlich, aber nach längerer Zeit einfach auch nervig. Denn die Gaspedalkennlinie macht dann schon bei ca. 1/3 des Gaspedalwegs auf Vollgas (sehr unharmonisch) und die Dämpfung wird so dermaßen hart, dass sogar kleine Fahrbahnunebenheiten plötzlich mit voller Wucht bis in den Innenraum durschlagen. In meinen Augen ist das einfach nur halbstark und verschenktes Potential. Denn schneller wird der Astra dadurch nicht, er wird einfach nur unharmonischer!
Achso: Ikea mit einem 2,20m IVAR-Regal verlassen? Kein Problem! Einfach die 40/20/40 Rücksitzlehne nach Bedarf umklappen, die Beifahrerin/den Beifahrer auf den übriggebliebenen einen Rücksitz verfrachten und alle werden glücklich. Sehr durchdacht und praxistauglich, wie auch der Kofferaum, der sehr gut zu beladen ist und nicht unnötig viele Schnörkel besitzt, die das effektive Volumen schmälern.
--- Unterhaltskosten ---
Genial - wenn der teure Sprit nicht wäre. KH15 und KV18 sind der Lohn, wenn man sich für ein Auto entscheidet, was den Sportbegeisterten Astra-Fahrer nicht tangiert, denn der greift gleich zur 200PS Variante oder zum OPC. Offensichtlich wird die 170PS Variante nur von umsichtigen Fahrern bewegt und auch die Instandsetzungskosten scheinen nicht überirdisch hoch zu sein. Durch die hohe Zuverlässigkeit (ABS-Raddrehzahlsensor war in der Garantiezeit defekt, Fahrzeug war aber fahrbar) sind mir bislang keine außerplanmäßigen Kosten oder Werkstattaufenthalte entstanden (bis auf das Tuningproblem, siehe unten). Einfach Kundendienst machen lassen und zufrieden weiterfahren - das macht Spaß und habe ich, ehrlich gesagt, so von Opel nicht erwartet! Da auch der Ölverbrauch gegen Null tendiert entstehen mir auch in der Hinsicht keine unnötigen Kosten. Und mit der jetzigen Werkstatt (K.H.-Ofner in München) habe ich ja eh einen Glücksgriff getan.
Wider erwarten ist der Reifenverschleiß kein Thema, trotz Vordachsantrieb, 170PS bzw. 235PS und 250Nm bzw. 360Nm.
--- Mein Tuning ---
Noch ein paar Worte zu meinem Tuning (ab ca. 12.000 km installiert): der Turbo wurde von klasen-motors gechipt und ein Vorkatersatz wurde auch eingebaut. In der letzten Anpassung habe ich die Gaspedalkennlinie sowohl im Sport- als auch im Normalmodus auf linear einstellen lassen. Somit habe ich die Leistung absolut harmonisch abrufbar in beiden Modi zur Verfügung. Leider muß das teure Super-Plus getankt werden. Die Spritverbräuche habe sich im Vergleich zur Serie kaum geändert. Lediglich der Max-Verbrauch ist deutlich höher (auch wegen dem Bauteileschutz), der Rest ist identisch mit Serie.
Des Weiteren ist eine sehr empfehlenswerte Edelstahl-Abgasanlage (ab Kat) von DSOP verbaut. Klingt genial, aber nicht zu laut. Ist daher langstreckentauglich und trotzdem im Tunnel richtig schön Turbosprotzlig ;-)
Wenn's schnell vorangeht muß man auch wieder schnell zum Stehen kommen. Mit einer größeren Bremsanlage an der Vorderachse (ATE HPBK) trage ich dem Rechnung. Die bremst im Prinzip gleich wie die Serienbremse, nur Standfester. Leider quietscht sie manchmal recht nervig.
Ein FlowMaster-Kit von dbilas hatte ich auch schon drin, brachte aber außer einem etwas lauteren Ansauggeräusch und einem defekten LMM überhaupt nichts. Als der LMM keine Werte mehr lieferte, aktivierte die Motorsteuerung den Notlauf. Das war dann auch das erste und einzigste Mal, dass mein Astra nicht so dolle lief.
Achso: leichte OZ Ultraleggera sind im Sommer drauf und sorgen vorallem im niedertourigen Beschleunigen für einen besseren Antritt.
--- Fazit ---
Ein gutes Auto, das mit dem Tuning ordentlich Druck und viel Spaß macht. Ohne Tuning wäre mir das Auto zu langweilig und wahrscheinlich hätte ich es schon längst verkauft. Aber so werde ich ihn wohl nicht so schnell hergeben und wohl noch weitere 30000 km mit ihm fahren :-)
Vielen Dank fürs Lesen!