Opel, Opel, was habt ihr euch nur dabei Gedacht :)! Der Astra OPC ist eine kompakte Limousine mit Turbo, der mit 240 PS und 320nm Drehmoment antritt.
Ich durfte den Wagen mehrmals ausgiebig fahren und möchte hiermit eine Gebrauchtwagenempfehlung abgeben.
Was ist sportlich am Astra OPC?
-Motor
Elastischer Turbomotor mit 240PS und 320nm Drehmoment. Maximale Leistung zwischen 2500-4000rpm. Durchzug 4.Gang 80-120kmh 5.0 sec.
Sehr sportlicher Motor der leider auch durstig ist mit einem Spritkonsum von 8-23Litern.
-Fahrwerk
Der OPC hat das IDS-Plus-Fahrwerk mit elektronischen Dämpfern, die wirklich gute Arbeit leisten. Das Fahrwerk ist modern und hat in jeder Lage einen guten Kontakt zur Fahrbahn. Bei schnell gefahrenen Kurven versteifen sich die Dämpfer einseitig und man eilt souverän und neutral durch die Kurve. Auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn kommt nie Unruhe auf. Einziges Manko: Die elektronische Dämpfung funktioniert beim Slalomfahren nicht!
-ESP
Das ESP ist nicht abschaltbar aber dennoch fällt der Wagen nicht negativ auf. Das ESP regelt feinfühlig und kurz, es ist sehr sportlich abgestimmt. Bravo Opel, im Gegensatz zum übervorsichtigen stark bevormundenden ESP des VW Golf V GTI habt ihr was voraus.
-Bremsen
Mitunter die sportlichsten in der Kompaktklasse. Bremswege um die 35m aus 100kmh Geschwindigkeit sind für den OPC kein Problem. Die Bremse ist standhaft, hat keine Tendenz zum Fading und ist gut zu dosieren. Wieder etwas wo sich VW etwas Anregung für ihre GTIs holen könnte.
Was ist unsportlich am Astra OPC?
-Lenkung
Die Lenkung ist direkt...sehr direkt, genauer gesagt. Es ist zwar gut gemeint von Opel, weil eine direkte Lenkung im Allgemeinen als sportlich gilt, aber die Lenkung des OPC ist so leichtgängig
das man das Lenkrad mit 2 Fingern bewegen kann. Ich empfinde es als nachteilig weil die Lenkung darüberhinaus noch weniger Rückmeldung liefert was die Vorderachse gerade macht. Man hat so ein leicht synthetisches Gefühl...aber vielleicht ist das nur Gewöhnungssache.
-Traktion:
Indiskutabel! Die Traktion des OPC ist die schlechteste die ich bei einem Kompakten in der Leistungsklasse erlebt habe. Beitrag dazu leistet nicht das hervorragende Fahrwerk sondern die konventionelle Vorderachse und die unharmonisch programmierte Leistungsentfaltung des Turbomotors und das elektronische Gaspedal.
Folgendes Szenario....man fährt duch die Stadt und es gucken tatsächlich aufgrund des extravaganten Designs und des schönen OPC-blau viele Leute auf einen. Das streichelt das Ego und imponiert..jetzt muss man nur noch den Löwen brüllen lassen. Tritt man nun bei ca 30kmh Fahrgeschwindigkeit das Gaspedal im 2.Gang voll durch, so drehen die Reifen auf der Stelle durch und man produziert einen peinlichen Burnout anstelle eines flotten Abgangs....
Oder folgendes: Bei der flotten Landstrassenfahrt erfreut man sich des schönen IDS-Plus-Fahrwerks und seiner elektronischen Dämpfer, als plötzlich ein drängelnder Hintermann im Rückspiegel auftaucht. Man nimmt die Kurve gekonnt mit hohem Speed und beschleunigt am Scheitelpunkt aus der Kurve, doch dann: durchdrehende Reifen!
Also is nix mit mal eben den GTI-Abschütteln.
Woran liegts? Die Gasannahme beim OPC ist elektronisch unterstützt. Sobald man 2/3 des Gaspedals durchdrückt signalisiert die Elektronik Vollgas. Nett gemeinter Gag aber dadurch wird der Wagen nicht schneller und man kann das Gas wirklich schlecht dosieren. Dies wirkt sich als Nachteil wie gesagt beim Herausbeschleunigen aus Kurven und beim schnellen Anfahren aus. Hinzu kommt das abrupte Einsetzen des Turboladers. Zwischen 2500rpm bis 4000rpm entwickelt der Turbo eine massive Kraft (mitunter größter Spassfaktor an dem Wagen), die den Wagen unheimlich durchzugsstark macht, jedoch auch die Vorderräder massiv überfordern.
Fazit:
Der Astra OPC ist ein Fahrzeug für Liebhaber! Über seine Optik kann man sich streiten frei nach dem Motto "Love it or leave it!" Mit seinen Fahrleistungen sieht es ähnlich aus. Wer primär auf der Autobahn fährt (oder von mir aus auf der Nordschleife) wird nichts von den Traktionsmängeln merken und sehr zufrieden sein von der Durchzugskraft des Turbomotors. Wer hingegen mal öfter Kurven kratzt wird vielleicht enttäuscht sein wegen der schlechten Traktion am Kurvenausgang.
Der OPC ist stark aber ungezähmt...es ist schwer ihn zu dosieren, sodass man sehr konzentriert fahren muss um schnell unterwegs zu sein. Ich denke das Handling des OPC hat viel mit Erfahrung zu tun. Wenn man den Wagen kennt und öfter mit ihm gefahren ist kann man damit umgehen, aber auf den ersten Blick ist er sehr umständlich und unharmonisch zu fahren. Ein Wagen mit Ecken und Kanten halt, nicht nur optisch sondern auch fahrtechnisch.
Das der OPC (in Profihand) dennoch sehr schnell sein kann Beweisen die Rundenzeiten auf der Rennstrecke. Die 8.35 min auf dem Nürburgring sind eine sehr gute Zeit, ebenso ist die getestete Zeit auf dem kleinen Kurs in Hockenheim mit 1.19.3 min. Nun ist halt die Frage ob man es sich zutraut so ein Fahrzeug am Limit zu bewegen?
Also es ist schwer ein klares neutrales Urteil über den OPC zu fällen. Aus sportlicher Sicht ist der Wagen durchgefallen, denn dazu ist er zu unausgewogen, der Spagat zwischen sportlich betontem Alltagsfahrwerk und sportlichem Motor ist in die Hose gegangen, wie die massiven Traktionsmängel beweisen, welche am Ende doch nur den Fahrer nerven. Aber dennoch kommt mit ihm Fahrspass auf. Ich rate euch den Wagen eindringlich probezufahren bei Interesse und alle Macken selber kennenzulernen. Manche finden es vielleicht ganz unterhaltsam.
PS: Ich denke das größte Argument für den OPC ist sein Gebrauchtwagenpreis der ja sehr günstig ausfällt für die Leistungsklasse. Der Astra OPC ist obendrein wie seine zivilen Brüder auch sehr standhaft und zuverlässig wie der 100 000km-Test der Autobild beweist, den er ohne Ausfälle absolvierte.