Ein wunderbares Fahrzeug, frevelhaft "Modell Tennislehrer" genannt. Der R107 war das "längste" Modell von Mercedes, er wurde zwischen 1971 und 1989 durchgehend - in der Karrosserie fast unverändert - gebaut. Der 350 SL war das erste Modell in der Reihe, ein 8 Zylinder mit 200 PS.
Ein Freund von mir nannte den Daimler mal "das fahrende Sofa" - und irgendwie hat er schon etwas behäbiges. Mit 1545 kg Leergewicht bestimmt nicht leicht zieht die 200 PS Maschine teilweise etwas behäbig. Aber zum über die Landschaft cruisen ein absolutes Genußauto: Linke Hand Lenkrad, rechter Fuß Gas und Bremse, rechte Hand auf dem Schenkel der Beifahrerin :-)
Für kurvige Strecke am Berg empfielt sich definitiv die Automatik einen Gang zurück zu nehmen und dem Auto Drehzahl zu geben. Auf der Autobahn bei höheren Geschwindigkeiten (jenseits der 150 km/h) fällt der Wagen mit relativ hoher Drehzahl und kräftigen Windgeräsuchen auf. Hat man allerdings das (sehr schwere) Hardtop montiert, fährt sich das Auto wie ein vollwertiges Coupé und ist auch im Winter oder auf schnelleren Autobahnstrecken gut zu gebrauchen.
Alltagstauglichkeit 100%, kann man durchaus jeden Tag fahren. Wenn er Zweitwagen ist, verzeiht er auch längere Pausen zwischen Oktober und April und springt auf das erste Schlüsseldrehen sofort wieder an. Der Verbrauch liegt mit 13 - 15 Litern noch im Rahmen.
Über die Verarbeitungsqualität muß ich kaum etwas sagen:
Daimlers waren damals wirklich die mit Abstand solidesten Autos auf dem Planeten. Momentan kann man diese Klassiker noch relativ günstig kaufen und vereint damit das Oldtimer-Fahren mit einem absoluzt zuverlässigen und alltagstauglichen Fahrzeug. Der Ersatzteilmarkt für dieses Auto ist reich bestückt, es gibt kaum etwas, das man nicht bekommt.
Aufpassen muß man mit den Plastikscheiben des Verdecks. Nach einer Weile werden die spröde und brechen beim Einklappen. Man sollte also immer eine weiche Stoffbahn oder Flies an den Knickstellen der Scheiben mit einlegen um die Haltbarkeit deutlich zu erhöhen.
Ich habe den Wagen seit etwa 7 Jahren, er hat mich nur ein einziges Mal im Stich gelassen - und da konnte er wirklich nichts für. Die clevere Daimler-Vertragswerkstatt hatte nämlich die Verteilerkappe mit nur einer der beiden Klammern fixiert... Dadurch hat sie sich während der Fahrt gelöst und sich mit dem Verteilerfinger ein Duell auf Leben und Tod geliefert... Der Verteilerfinger hat verloren. Mit neuer Kappe und Finger lief der Wagen nach wenigen Tagen aber wieder einwandfrei.