Mein Bericht Nr.100 soll natürlich ein besonderer sein, und ich möchte diesen dem wohl schönsten und faszinierendsten Fahrzeug der Welt widmen.
- Mercedes-Benz 300 SL -
Und Ihr werdet es kaum glauben - ich habe ihn sogar selbst gefahren, als ich einen vor über 20 Jahren einem Schweizer Steuerberater aus der Schweiz besorgen mußte,bzw.durfte.
Es war 1984 und ich hatte einen Anfrage für einen SL 300.
Gefunden hatte ich einen in den USA für damals knapp 82.000 $
Was für ein Schnäppchen, bedenkt man, was ein Gullwing heute kostet. Hätte ich ihn doch nur für mich behalten!! Wie blöd kann man(n)nur sein??
Doch nun zum Prachtstück des Autobau´s schlechthin.
Gleich mal was zur History:
Die Zahl 300 steht in der Verkaufsbezeichnung für ein Zehntel des Hubraums in Kubikzentimeter gemessen, die Zusatzbezeichnung SL ist die Kurzform für Sport Leicht.
Das Original der W194 errang schon 1952 große Erfolge im Rennsport, worauf sich ein US Importeur namens Maxi
Hoffmann eine Straßenversion für seine erlesene Kundschaft wünschte. Nach langen Hick-Hack und Abwägen des Risikos fiel die Entscheidung für eine Serienproduktion des 300 SL, der Straßenversion W 198. Außerdem wurde die Produktion eines kleineren Roadsters, des Mercedes-Benz R121 (190 SL), bekannt gegeben.
Mercedes-Benz erlebte auf der Motor Show in New York eine enorm positive Besucherresonanz auf den 300 SL und den 190 SL und so begann die Serienproduktion schon im August 1954 im Werk Sindelfingen.
Der Preis des W 198 wurde auf 29.000 DM festgelegt damals eine enorme Summe !!!
Die Karosserie des W 198 folgte einer möglichst günstigen Aerodynamik. Die auffälligen Flügeltüren waren aufgrund der Fahrzeugkonstruktion nötig.Die Außenhaut des 300 SL bedeckte einen Rahmen, der an den Fahrzeugflanken zum Vorteil der Stabilität weit nach oben reichte. Herkömmliche Fahrzeugtüren konnte man daher nicht einsetzen. Im englischsprachigen Raum bekam der W 198 wegen der Flügeltüren den Beinamen Gullwing.
Die Karosserie des 300 SL wurde zum größten Teil aus hochwertigem Stahlblech hergestellt, die Motorhaube, die Kofferraumklappe, die Schweller- und Türhaut jedoch aus Aluminium. Auf Wunsch und gegen einen verhältnismäßig geringen Aufpreis bestand die gesamte Karosserie aus Leichtmetall, wodurch das Fahrzeug 80 Kilogramm leichter wurde.
Der Sechszylinder-Motor des W 186 II wurde stark modifiziert und erhielt unter anderem statt des Vergasers eine Benzineinspritzung, zur damaligen Zeit und noch lange danach ein technischer Leckerbissen.
Mit seinen 215 PS erreichte er je nach Hinterachsübersetzung einen schier unfaßbare Höchstgeschwindikeit von 260km/h!
Für die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h wurden im Mittel 10 Sekunden benötigt. Doch auch hier spielte die gewählte Übersetzung eine Rolle. Eine noch bessere Beschleunigung boten die Übersetzungen 1 : 3,89 und 1 : 4,11.
Den Verbrauch ermittelten zeitgenössische Autotester mit durchschnittlich rund 15 Liter Benzin, was ich in etwa bestätigen kann, da ich doch immerhin ca.300 km mit dem Traum gefahren bin. Im Heck war ein 100-Liter-Tank untergebracht, gegen Aufpreis gab es auch eine 130l Ausführung.
Das Einsteigen in den 300 SL erfordert einige Übung aufgrund des knapp bemessenen Innenraums und des breiten Einstiegs. Damit die Beine einfacher in Richtung Pedale gefädelt werden können, lässt sich beim Coupé das Lenkrad im Bereich der Lenkradnabe mit dem unteren Teil voran in Richtung Armaturenbrett nach vorne klappen, wodurch der obere Teil in den Fahrgastraum ragte. Der Klappvorgang erfordert auch, den Wagen in einer bestimmten Lenkradstellung abzustellen.
Der Innenraum des 300 SL Coupés war nicht luxuriös ausgestattet. Standardmäßig wurde für den Sitzbezug Stoff in vier karierten Mustern angeboten. Doch selbsverständlich orderten viele die Lederbezüge, die beim später angebotenen Roadster zur Serienausstattung gehörten.
Im Hauptblickfeld des Fahrers liegen links der Drehzahlmesser und rechts der Tachometer und natürlich das große champagnerfarbe Lenkrad. Unter diesen Instrumenten befinden sich jeweils zwei Zusatzinstrumente. Die Zeituhr befindet sich leicht nach rechts versetzt in der Mitte des in Aluminium gehaltenen Armaturenbretts. Der Innenspiegel ist auf dem Armaturenbrett angebracht.
Wer im Sommer mit dem SL unterwegs war, dem konnte schon reichlich warm werden, da es noch keine Klimaanlage gab, und auch die Seitenscheiben nicht zu öffnen waren. Da hieß es öfters mal anhalten, die Wings öffnen und lüften.
1400 Flügeltürer wurden gebaut und zum größten Teil in die USA verkauft, was erklärt, warum die meisten noch immer in einem äußerst guten Zustand sind.
Wer sich heute einen kaufen will, sollte keine all zu großen Geldprobleme haben. Unter 400.000 Euro tut sich quasi gar nichts. Dazu kommen dann noch in der Regel ein paar Restaurationskosten im guten 6-stelligen Bereich.
Doch wer es sich leisten kann, wird es sicher nicht bereuen, denn ein faszinierenderes Fahrzeug mit weiterhin fast garantierter Wertsteigerung wird man auf diesem Erdball wohl kaum finden.