Erfahrungsbericht Mercedes-Benz G-Klasse G 55 AMG (500 PS) von Anonymous, November 2007
Vorspeise:
Der G ist vor allem eins: zeitlos.
Aufrecht, wie in einem Lastkraftwagen sitzend.
Alles vertraut: die Materialien, die klare Anordnung der Armaturen nichts wirkt verspielt oder designbedingt geschwungen.
Sachlich, sportlich, dezent luxuriös
Alle Schalter finden sich da, wo man sie intuitiv erwartet, jetzt auch das Command APS.
Unterschwelliges V8-Wummern, die vier Sidepipes bollern und posaunen sich die Stimme frei.
Der ganze Wagen wiegt sich sanft im Aufbäumen des Achtzylinders und scheint sich zu wundern, dass noch die Fahrstufe N eingelegt ist.
Hauptspeise:
Der G rollt vom Granit.
Ein Sumo-Ringer mit der Leichtfüßigkeit eines Sprinters - auweh.
Freie Fahrt! Entfesselte Kraft. Schlagartig wird es laut.
Die acht Zylinder hämmern die Amboss-Polka aufs Metall.
Die verkürzten Rohrlängen der Auspuffanlage spucken jeden Arbeitstakt einzeln aus - nicht unter dem Heck, wie dies ein wohl erzogener Auspuff tun würde
Die Klangfarbe der Sportauspuffanlage dürfte mit frivol am treffendsten beschrieben sein, und es bereitet lausbubenhaftes Vergnügen, im Vorbeifahren mit kurzen Gaspedaltritten Passanten den Kopf zu verdrehen.
Es gibt wenige Automobile, die einen derartig bösen Sound für sich verbuchen dürfen. Am ehesten lässt sich dieses Klangerlebnis mit einem amerikanischen Old School Big-Block vergleichen.
Acht Zylinder, die an der Kurbelwelle hängen und wie wild auf meinen Befehl drauf los prügeln. Das macht bei 5.000 Umdrehungen 40.000 Schläge. Autsch, das tut weh! Dermaßen unter Dauerfeuer stehend, schmeißt sich der große G mit aller Macht nach vorne.
Die Mercedes-Veredler von AMG haben ihr Lieblings- und Allzweckaggregat, den 5,5 Liter Hubraum großen V-Achtzylinder aus dem Regal geholt. Der passt ja beinahe in jeden Mercedes-Benz und hat bei jedem eine Wirkung wie Amphetamin - ganz legal, versteht sich.
Genug Power, um unter unkundiger Führung ein Schaltgetriebe in metallischen Grobstaub zu zerlegen.
Und dass ein 2,5 Tonnen schwerer Geländewagen seinem Fahrer beim Gasgeben die Arme lang ziehen kann, muss man auch erst erfahren haben, um es zu glauben.
Nachspeise:
Der G ist ein Trinkfester Bursche.
Für die Bewertung des Benzinkonsums gibt es indes nur ein Wort zu verlieren: katastrophal. Die Kombination aus Hausboot-Aerodynamik und hohem Gewicht führt zu Werten jenseits der 25 Liter (Super Plus versteht sich).
Üppige Reifendimensionen und exorbitanter Verbrauch verlangen einen tiefen Griff in die Geldbörse.
Liebe Waidmänner und Revierförster, die Sie schon immer im Mercedes G-Modell in den Wald gefahren sind: Denken Sie gar nicht erst über den Kauf dieses AMG-Mercedes nach. Rot-, Schwarz-, Damm- und übriges Wild, das beim Bollern der Auspuffanlage nicht augenblicklich vor Schreck tot umgefallen ist, wird erst nach vielen Kilometern - also weit jenseits ihrer Reviergrenzen - wieder zum Stehen kommen.
G55 AMG eine in Blech gehauene Legende und wahrhaft ein unvergessliches Erlebnis.