Ich fahre seit Mai 2011 einen Lada Priora. Ich habe dafür meinen alten Peugeot 607 HDi 135 Baujahr 2000 mit 238000 gefahrenen Kilometern abgegeben. Die Elektronik machte sich langsam bemerkbar und ich war nicht mehr bereit, in ein so altes Auto zu investieren.
Ich entschied mich, da ich aus Thüringen komme, für einen Lada. Das Hauptargument waren hierfür der Preis und der noch immer in der ehemaligen DDR bestehnde Ruf von einem robusten Wagen.
Ich bestellte einen Priora 2172, da ich mit der Peugeotlimusine schon öfter Probleme hatte, sperrige Dinge einzuladen.
Mein Version hat verdunkelte Rückfenster (Folie bei Lada-Deutschland aufgeklebt), Zusatzfedern(Holz im Wald holen) und Radio mit MP3 Funktion. Der Wagen kostete so 10270 Euro.
Als ich den Wagen übernommen hatte, viel mir auf, dass das Handbuch "interessant" geschrieben war. Es finden sich unter Anderem ein Kapitel, in dem steht, wie man sich verhalten soll, um den Wagen zu starten, wenn der Motor z.B. beim Starten absäuft und als anderes Beispiel, wie man Kurven fahren soll, wenn man etwas zu schnell hineingefahren ist. Solche Hinweise kannte ich von meinen "Vorwagen nicht.
Zum Wagen selber: Ich haben mit dem Wagen bisher 70000 km (zumeist Autobahn) zurückgelegt, und hatte bisher folgende Reperaturen:
25000 km --> Motorleerlaufdrehzahl springt
in der Werkstatt auf Garantie Drosselklappe mit Leerlaufdrehzahlregler gewechselt, Grund: Herstellungsfehler in der Drosselklappe und der Regler wurde zur Sicherheit getauscht, Preis nichts.
55000 km --> gleicher Fehler, in der Werstatt wurde ein neuer, veränderter Leerlaufdrehzahlregler verbaut, laut Lada war die vorherige Art Fehleranfällig, Preis nichts.
68000 km --> Kratzen in einer hinteren Bremstrommel. Eine Isolierschicht in der Trommel ist abgeblättert. Diese war Teil des ABS-Systems und sollte den ABS-Ring galvanisch gegen äussere Einflüsse abschirmen. Beide Trommel getauscht. Kosten mit Montage 312 Euro. Lada übernimmt Bremsen bis 2 Jahre oder 30000km, sagte der Werkstattmeister(Ladavertretung in Meckenheim bei Bonn).
Alle 15000 km ist eine Durchsicht fällig. Jede 2. wird als große Durchsicht gemacht. Preis für die Sicherheitsdurchsicht: ca 140 Euro
Für die große werden 285 wegen den Betriebstoffen verlangt.
Bei 60000 km habe ich den Unterbodenschutz erneuern lassen. Preis 120 extra.
Getauscht wurde bisher noch eine Zündkerze, ansonsten ist an dem Auto noch alles wie bei der Auslieferung.
Zu den Verbrauchsdaten/ Betriebskosten:
Steuern bezahle ich im Jahr 100 Euro (Euro 4).
Die Versicherung beläuft sich auf ca 75 Euro im Monat (Vollkasko). Ich haben den 40000km+ Satz und die niedrigste Freiheitsklasse.
Zu den Erfahrungen mit dem Wagen:
Obwohl ich um den schlechten Ruf der Marke wusste, wollte ich vorbehaltslos an den Wagen herangehen. Nachdem ich ihn jetzt seit über 2 Jahren fahre, muss ich aber sagen, dass vieles nicht stimmt.
Im Innenraum klappert nichts, es hat bisher nirgendwo reingeregnet und er rostet mir auch nicht unter dem Hintern weg, obwohl das in vielen Foren behauptet wird. Der Wagen verbraucht bei mir ungefähr 5,2 Liter Super auf 100km (Autobahn 100km/h, Landstraße 80 km/h). Ich fahre meist ab Freitag 11:00 Uhr auf die Autobahn, welche dann schon voll ist. Und mit 100 km/h kann ich gut mitschwimmen. teilweise habe ich auch einen Verbrauch von 4,9l hinbekommen.
Die Höchtgeschwindigkeit ist mit 183km/h angegeben. Ich habe es aber schon mal auf 205 nach GPS Auswertung mit dem Navi geschafft. Es wäre evtl. noch mehr möglich. Da man dazu aber in den roten Drehzahlbereich muss (riegelt nicht ab) versuche ich dies nicht. Inwieweit die GPS Messung mit 205km/h stimmt, kann ich nicht sagen.
Bei höheren Geschwindigkeiten steigt der Verbrauch moderat an. Bei längerer Strecke 120 km/h stehen um die 6 Liter Verbrauch an und bei 150 km/h sind es um die 7,5 Liter. Ab 170 km/h kann man mit einem Verbrauch von 9 Litern rechnen.
Die Heizung ist im Winter Gold wert. Wenn man sie auf der höchsten Stufe betreibt, schwitz man auch bei -20 Aussentemperatur, wie im Winter 2012 erprobt.
Mit 100 - 130 wird der Geräuschpegel nicht zu laut, aber ab 140 muss man das Radio schon etwas lauter drehen. Es ist nicht so schlimm, als dass man es nicht aushalten kann. Die Ohren fallen einem nicht ab.
Ab 170 fängt das Lenkrad stärker an zu vibrieren. Das Spurhalten ist aber dennoch kein Problem. Alles in allem kann ich sagen, dass mich die Fahreigenschaften überzeugt haben. Man kann nicht erwarten, dass man einen Rennwagen fährt, aber wenn man bedenkt, dass man ohne ESP die Kurven eben etwas langsamer nimmt, kann man auch seinen Spaß auf der Straße haben. Überholvorgänge sind ebenfalls kein Problem.
Die persönlichen Erfahrungen:
Ich seit ich das Auto habe, habe ich Dinge erlebt, die mich schmunzeln lassen:
In einem Stau fuhr neben mit ein Corsa. Der Beifahrer kurbelte das Fenster herunter und Brüllte zu mir:"Was kosten Auto?" Ich zurück:"Warum?" Er dann:"Ich Russe will wissen, was hier kosten."
Ich sagte dann, dass es 10000 Euro waren. Er antwortete, dass ich bescheuert sei und kurbelte die Scheibe wieder hoch.
Mir ist es schon passiert, dass ich an Tankstellen gefragt wurde, was das für ein Auto sein. Fast jedes mal reagierten die Leute mit der Frage, "ob mir das Auto nicht schon unter dem Hintern weggerostet sein und wie ich mir das antun könnte." Auf meine Gegenfrage, wie oft diese Leute schon Lada gefahren sind antworteten wir fast alle, dass sie nie in einem saßen. Dies ist mir außnahmslos in den alten Bundesländer passiert.
Ich habe den Lada 2012 im Sommer abschüssig abgestellt und nur mit dem Rückwärtsgang gesichert. Wenn man in meinem Landkreis in Thüringen im Winter die Handbremse benutzt, kann sie festrieren, was mir mit meinem alten Wagen schon mal passiert ist. Der Gang war aber nicht richtig drinnen und ich bemerkte zu spät, dass das Auto rollte. Der Lada rollte so ca. 200 Meter die Straße runter und danach auf eine Wiese und einen kleinen Abhang hinab. Er nahm dabei einen Holzzaun und einen einbetonnierten Stahlmast für eine Wäscheleine mit. Als die Polizei den Schaden aufnehmen wollte, wurde schon mit Anzeige gedroht, da der Wagen ja Totalschaden haben müsse. Als ich dies verneinte und den verdutzen Polizisten das Auto begutachten ließ, stellte er erstaunt fest, dass nur 2 Dellen am Kotflügel zu finden waren und der untere Motorschutz (Blechplatte unter dem Motor) einige Dellen hatte. Ich bekam 20Euro Verwarnung, ließ den Wagen mit Hilfe ADAC den Hang hoch ziehen und konnte weiterfahren. Die Worte des Polizisten:"Russischer Panzer," klingen mir heute noch in den Ohren. ^^
Für mich steht fest, dass ich den Kauf nicht bereut habe und mit dem niedrigen Verbrauch habe ich bisher schon viel Geld gespart, obwohl es ein Benziner ist. Die höhere Bodenfreiheit ist vor allem bei Bordsteinkanten, Bahnübergängen und schlechten Straßen von Vorteil und mit den Abmaßen findet man auch überall einen Parkplatz.
Im Winter zeigt das Auto sein Stärken. Mit der kräftigen Heizung und auch wieder der Bodenfreiheit hatte ich bisher keine Probleme. Selbst aus großen Schneewehen wühlt sich der Wagen anstandslos frei.
Ich muss aber auch sagen, dass ich mich sehr um den Wagen kümmere. Die Vorgaben für die Einfahrzeit habe ich nach Handbuch eingehalten und auch nach 2500km wie im Handbuch beschrieben, das Öl wechseln lassen. Ich halte die Intervalle penibel ein, schaue nach Rost, besser den Lack aus. Selber Birnen tauschen ist bei dem Wagen ebenso einfach wie kleine Schönheitsreperaturen wie hier und da mal eine Schraube wieder anzuziehen möglich.
Wenn man sich um den Wagen kümmert hat man einen treuen Gefährten mit dem man eben durch das Kümmern auch eine Beziehung aufbaut. Den Kauf kann ich für alle empfehlen, die:
1. kleiner sind als 1,90 Meter (sonst kann es doch etwas eng werden),
2. einfach ein günstiges Auto haben, das einen von A nach B bringt und
3. wenig Wert darauf legen, mit ihrem Auto zu protzen.
Prestige hat man mit dem Wagen allemal. Denn man wir immer wieder gefragt, ob er noch fährt, wie er fährt oder warum man ihn fährt.