Mein ehemaliger Vermieter, seines zeichens Jäger aus Passion und Jagdhundfan hatte dieses russische Urgestein. Klar!
Und auch klar, das ich mit dem Teil mal fahren wollte. Da ich immer treu und brav meine Miete zahlte, war es auch kein größeres Problem das Russenkultauto von ihm zu bekommen. Logisch kannte er auch all meine anderen Kisten, mit denen ich immer so vorfuhr, und ich ließ ihn schließlich auch immer mitfahren.
Knorrig wie eine alte Eiche, und grün wie der Wald himself stand er vor der Garage.
Die Türgriffe, wie auch die mikroskopisch kleinen Schlüssel stammten nach wie vor vom 1966er Fiat 124!
Der Aschenbecher ist kein lieblos-rationelles Kunststoff-Spritzgussteil, er besteht aus vier sorgfältig verlöteten Zinkblechstreifen. Der Dachhimmel: PVC, weiß, perforiert und faltenfrei verspannt. Die Türtafeln - vinylbezogene Pappe statt haptisch optimierter 3D-Gebirge. Und die Stoßfänger tragen ihre Bezeichnung mit Würde und Unachtsamkeiten mit Fassung.
Das umschäumte Lenkrad, Erbe eines entzückenden Bakelitkranzes, klebt an der Hand wie eine eklige Nacktschnecke, die Strassbezüge der gut geformten Sitze erinnern an das Foyer einer ukrainischen Absteige, die Leuchtweitenregulierung ist so eine Art Eigenbau.
Nun, komfortverwöhnte Zeitgenossen mit aktuellen Sicherheitsansprüchen mögen sich vor Lachen biegen oder vor Angst flüchten. Freunde der traditionell schlichten Motorisierung hingegen loben, dass weder ABS noch Airbags, weder elekrische Fensterheber noch Klimaanlage versagen können. Auch ´ne Argumentation. Aber recht haben sie damit in jedem Fall.
Das Plastik im Innenraum ist ungehobelt scharfkantig, die Farbwahl auf die gerade verfügbaren Grundfarben beschränkt und die Teppiche gasen einen herben Geruchs-Cocktail von Klebern und Farbmitteln aus. Mmmmmhhhhh!
Mit nur drei Türen ausgestattet, bietet er ebenso vier Personen Platz. Zwischen 11.754 und 14.000 Euro kostet die russische Uralttechnik heute. Lada heißt so viel wie Liebling oder Schätzchen.
Doch auf der Straße ist der Russe so agil wie eine alte Oma,denn bei der Motorleistung darf man keine Wunder erwarten!
82 PS leistet der Vierzylinder, was für sehr laute. coole aber unkultivierte 137 km/h Spitzengeschwindigkeit reicht. Beschleunigungsorgien sind mit gut 22 sek.auf 100km/h auch nicht zu erwarten.
Dabei gibt er sich als trinkfester Russe! 10ltr.lecker Benzin laufen immer durch.
Die Lenkung gibt keinerlei Rückmeldung. Man braucht schon
Augenmaß um den Russen zu steuern. Die Schaltwege entsprechen der Strecke Moskau Kiew. Doch im Gelände, sprich Wald ist er ein durchaus zuverlässiger Gefährte.
Über Stock und Stein, kein Thema. Und genau für das wurde er vom Meister des grünen Hutes auch gekauft.
Urwüchsig und liebenswert, denn der Lada Niva ist ein geschulter und erstaunlich geländegängiger Klettermaxe, der es am liebsten richtig dreckig und speckig mag. Dann windet sich der Russe aus seinen Schraubenfedern, knarzt in allen Fugen, poltert mit den Starrachsen und: kommt doch ans Ziel.
Meine Meinung: Ein Geländewagen, empfehlenswert nur für Hartgesottene, die das Schrauben nicht verlernt haben und russischen Wodka einem im Faß gereiften Highland Scotch vorziehen. Und die auf ihr Image pfeifen, aber preisgünstig durch dick und dünn wollen.