Erfahrungsbericht Jeep Wrangler 3.8 V6 12V (199 PS) von Anonymous, August 2014
Ich habe mir den Jeep Wrangler als Cabrio-Alternative zu einem Alfa-Spider zugelegt. (Zulassung März - Oktober) Aufgrund des Familiennachwuchs war es bei dem Spider nicht möglich ein Kind mitzunehmen, ohne die Frau zuhause zu lassen.
Das ist auch die extreme Stärke des Jeep. Es gibt wenige Cabrios die echte 4 Türen haben. Auch ist es möglich gleichzeitig 3 Kindersitze auf der Rückbank zu montieren. Wobei man anmerken muss, es sollten (2)x ISOFIX Kindersitze sein, denn die Gurtbänder sind für normale Kindersitze/Schalen (Römer Babysafe) zu kurz und man muss sich mit selbst gebastelten Verlängerungen behelfen.
Das Auto ist sehr karg ausgestattet. Ich fahre die Variante mit Steckscheiben, das heißt, keine Glasscheiben sondern Kunststoffscheiben in den Türen, so ist das Öffnen nur mit einem Reißverschluss möglich. Aber dafür kann man im Sommer toll offen fahren, ohne störende große Türrahmen. Das sieht toll aus und ist sehr ungewöhnlich. Allerdings als extremer Nachteil ist die fehlende Zentralverriegelung anzumerken. Die hinteren Türen kann man nur über die Vordertüren öffnen, indem man dann nach hinten zum Türöffner greifen muss, was nicht immer sofort gelingt, da der schwer zugänglich ist.
Ein weiterer massiver Nachteil ist das sehr schlecht verarbeitete Verdeck. Es ist nicht dicht. Selbst im Stand dringt Wasser durch das Frontscheibengummi ein. Ein Nachbessern beim Jeep-Händler hat keinerlei Verbesserung ergeben. Ich habe mir nun von einem Sattler eine passgenaue Plane nähen lassen, seither ist alles perfekt.
Wer ein Plastik-Ambiente liebt ist bei dem Jeep genau richtig. Alle Cockpitelemente sind aus Kunststoff - was bei dem Wassereinbruch ein Vorteil ist, es gibt keine Wasserflecken im Leder.
Von den o.a. Nachteilen abgesehen, macht der Wrangler viel Laune. Er springt zuverlässig an, ein Mitschwimmen im Verkehr ist jederzeit möglich, selbst Überholmanöver gelingen bei schwächeren Autos oder LKW problemlos. Selbst ein etwas flotterer Fahrstil ist möglich, trotz der rustikalen Geländeauslegung. Das wird allerdings mit einer höheren Tankrechnung bezahlt. Auf der Autobahn fühlt sich der Jeep nur in den Regionen bis 120 wohl. Darüber pfeift das Verdeck so sehr, dass das Radio nur noch bei voller Lautstärke etwas Wirkung hat. ansonsnten wird man beinahe Taub. Aber wer will mit dem Auto schon richtig schnell fahren?
Das Fahrzeug hat in meinem Fall eine Anhängerkupplung. Ich fahre viel mit einem Anhänger. Sowohl mit einer vollen Zuladung als auch bei schnellerer Fahrt (100-er Zulassung) kommt der Wagen problemlos mit etwa 600 - 800 KG zurecht.(Anhänger zzgl. 2 Motorräder + Gepäck)
Im Gelände (Wieseneinsatz) ist eine Nutzung problemlos möglich. Allerdings bei nassem Gras wünscht man sich eine Differentialsperre, da ich schon wegen durchdrehenden Rädern liegen bleiben musste. Das passiert einem Modell Rubicon nicht!
Die Bremsen sind im Stadtverkehr und im Gelände gut. Da ich auch in den Dolomiten verkehre und dadurch längere Bergabfahrten auch ggf. in hohen Geschwindigkeiten habe, bekommen die Bremsen bei Hitze doch merkbare Bremsverluste und der Bremsweg wird länger.Aber das kündigt sich beherrschbar an.
Bisher hatte ich keinerlei Schäden. Die Technik ist absolut zuverlässig sowohl in Mechanik als auch in (der wenigen) Elektronik.
Es ist sicher kein Auto für eine Stadt mit engen Parklücken, Tiefgaragen oder kleinen Parklücken. Die Länge muss gewendet und geparkt werden.
Als uriger Geländewagen, Zugfahrzeug, cooles Cabrio ist der Wagen in seinem Element. Als Alltagsfahrzeug wird man mit dem Auto verzweifeln, da bei Regen der Fußraum nass ist und bei Mitfahrern auf der Rücksitzbank bzw. Beifahrer die Zentralverriegelung fehlt. Im Winter würden die Kunststoffscheiben sicher verkratzen, wenn Raureif weggekratzt werden müsste.
Fazit: als Zweitwagen für den Sommer ist das für mich o.k.; aber als Hauptfahrzeug nicht uneingeschränkt zu empfehlen.