Habe mir kürzllich einen der letzten Honda Jazz Hybrid vor dem Modelwechsel im Sommer gekauft. Derzeit ist nicht geplant, dass zukünftige Model als Hybrid nach Deutschland zu importieren. Hoffentlich wird Honda die Entscheidung später noch ändern.
Vor dem Hybrid fuhr ich bereits einen Honda Jazz über drei Jahre und hatte davor einen Honda Civic IMA. Honda und dessen Hybrid Konzept sind mir also nicht fremd.
So, aber nun wird Tacheles geredet:
1. Verarbeitung und Zuverlässigkeit
Der Jazz ist ein Kleinwagen bzw. Microvan. In dieser Klasse verwendet, bis auf sogenannte Premiumhersteller, so gut wie kein Hersteller aufgeschäumten Kunststoff auf dem Armaturenträger. Gut, neuere Modelle ändern dies gerade. Der Jazz ist da keine Aussnahme. Der verwendete Kunststoff ist aber alles andere als billig. Ich finde ihn auch nicht kratzempflichlich. Viel wichtiger ist, dass die Verarbeitung des Kunststoffes völlig sauber, klapper- und knarzfrei ist. Alles andere ist mir persönlich völlig egal. Ich berühre das lederüberzogene Lenkrad, die Bedienknöpfe und nicht den Armaturenträger während der Fahrt.
Die Verarbeitung der Karosserie ist für mich etwas schwerer zu beurteilen. Rost hatten weder mein alter Jazz noch der Civic IMA. Allerdings halte ich die Autos meist nicht länger als 6 Jahre.
Sämtliche entscheidene Komponenten wie, Motor, Fahrwerk, Bremsen, Lenkung, Getriebe machten nie Probleme. Honda Jazz ist sicherlich nicht so fein verarbeitet wie ein Audi A1, aber technisch äußert zuverlässig. Es gab und das wird auch in Honda Jazz Foren immer wieder mal zurecht angesprochen, Probleme mit relativ schnell vergammelten hinteren Bremsscheiben. Bei meinem Vorläufer waren die hinteren Scheiben bzw. der Flansch nach 3 Jahren leicht von Rost befallen. Allerdings beeinträchtigte dies nicht die Funktion und Honda tauscht die hinteren Bremsen meist auf Garantie aus. Quelle: Honda Jazz Foren
2. Motor und Verbrauch
Der Motor ein 1.3 4 Zylinder i-DSI (Doppelzündung und i-VTEC) läuft seidenweich und durch den Elektromotor unterstützt im Stadtbetrieb sehr leise. Honda typisch ist das Ansprechverhalten sportlich und der Wagen ist alles andere als eine lahme Gurke. Der Elektromotor bringt 78NM Drehmoment mit. Kurz, deutlich flotter als der Standard Jazz. Natürlich ist das Hybrid Konzept nicht für flotte Autobahnfahrten ausgelegt. Jenseits der 70 km/H bleibt der Beschleunigungsvorteil aus. Sofern dies überhaupt Kaufentscheidend für einen Hybriden ist.
Mein Verbrauch auf täglicher Strecke von ca. 50 Kilometer (20 Kilometer Autobahn, 15 Landstraße, 15 Stadt) hat sich auf 4,7 Liter auf 100km eingependelt. Ich bewege das Fahrzeug meist zurückhaltend, aber nicht bewusst langsam. Eigentlich wie ein normaler Autofahrer. Zum Vergleich der Jazz 1.4 Si verbrauchte mit 100 PS 5,8 Liter bei identischer Fahrweise.
Mein Civic IMA verbrauchte seinerzeit 5,2 Liter. Das Modell hatte allerdings keine Automatik und keinen EV Betrieb, wie der Jazz. Dafür hatte die Karosserie einen besseren CW Wert.
EV Betrieb: Rein elektrisch Anfahren kann der Jazz nicht. Der EV Betrieb wird ab ca. 20 km/H aktiv, sofern eine sachte Gasannahme möglich ist. Aktiv zum Beispiel im schwimmenden Stadtverkehr oder in einer 30er Zone. Ebenso ab unter 90 km/H mit ähnlichen Bedingungen auf der Autobahn oder auf der Landstraße. Wenn das Gas gefordert wird oder die Rekuperation einsetzt, wird der EV Betrieb abgeschaltet. Die verschiedenen Betriebsmodi sind nahezu unmerklich miteinander abgestimmt. Ich wünschte mir insgesamt einen ausgedehnteren EV Betrieb. Dafür ist die Akkuleistung allerdings nicht ausreichend. Der Jazz ist halt kein Voll- sondern ein Mildhybrid und auch kein E-Mobil.
Immerhin bleibt somit der Laderaum ohne Kompromisse völlig erhalten!!!!
Start-Stopp: Lässt sich nicht dauerhaft abschalten. Alternatv kann die Schaltung auf S gestellt werden. Startvorgänge sind frei von Anlassergeräuschen oder sonstigen Einflüssen und so gut wie nicht wahrnehmbar. Gefällt mir!
3. Fahrwerk
Das Fahrwerk ist relativ sportlich abgestimmt. Es fehlt aber nicht am Komfort. Auf schlechten Straßen könnte es etwas feiner abfedern.
Das Kurvenverhalten ist aber dagegen angenehm flink. Die Lenkung ist frei von irgendwelchen Einfüssen. Der Wagen fährt sich sehr entspannt.
4. Varaibailität und Platzangebot
Ich glaub darüber muß ich kein großes Wort verlieren. Magic Seats und verdammt viel Platz für einen Kleinwagen.
5. CVT Getriebe
Bisher fuhr ich privat ausschließlich manuelle Getriebe. Beruflich sind mir Automatikfahrzeuge nicht fremd, allerdings waren die Automatikgetriebe in Kleinfahrzeugen bisher für mich eine reine Zumutung. Mittlerweile vom ständigen Schalten genervt, wollte ich allerdings nach über 20 Jahren ein Automatikfahrzeug. CVT Getriebe hatten weiterhin nicht immer den besten Ruf. Um ehrlich zu sein, war ich skeptisch, ob mich das CVT Getriebe überzeugen würde.
Das Getriebe ist so wie der Hybrid Antrieb für den Stadt- und Landstraßenbetrieb ausgelegt. Keine Schaltruckler und entspanndes Gleiten ohne aufheulenden Motor - Klasse!!!!
Für die sehr sportlichen Kick-Down Fahrer wäre dieses Fahrzeug nichts. Wird die volle Leistung heraufbeschworen, heult der Motor natürlich auf hoher Drehzahl. Ist aber bei keinem Fahrzeug anders. Das CVT möchte aber eine möglichst hohe Effizienz ermöglchen und gibt die Leistung entsprechend weiter. Das hat zur Folge, dass die Drehzahl im Vergleich zu einem DSG oder Wandergetriebe etwas länger im oberen Bereich verweilt und somit stören kann. Dazu kann ich nur sagen, wer schnell fahren will, will auch keinen Sprit einsparen, der kauft auch keinen Hybrid. Im Alltag habe ich diese Problematik nicht. Die deutsche Presse nörgelt hier zu unrecht auf sehr hohem Niveau.
6. Design und Sonstiges
Design ist Geschmacksache. Aus diesem Grund verliere ich hier nicht viele Worte. Es gibt schönere Autos, aber für einen Kleinwagen finde ich ihn ansprechend gezeichnet. Das Cockpit ist übersichtlich wenngleich sehr modern und etwas abgehoben zur Konkurrenz. Die Sitze sind sehr großzügig ausgeformt und langstreckentaugllich und das ist nicht selbstverständlich in dieser Klasse. Der Sitzbezug ist allerdings im Hybrid leicht fusselanfällig im Vergleich zum Jazz Si. Für eine starken Sauger aber kein Problem.
Insgesamt bin ich mit dem Jazz Hybrid vollkommen zufrieden. Wer entspannt in der Stadt oder einfach nur täglich zur Arbeit fahren will, ist das Auto sehr empfehlenswert.
Sehr hoher Nutzfaktor und ein sparsamer Spritverbrauch.