Erfahrungsbericht Ford Ranger 2,0 TDCi (212 PS) von lexi.lind, August 2019
„Im Gelände bewegt man sich langsam fort“, eine Lektion die man bei Offroadfahrten schnell lernt und stets befolgen sollte – der Ford Ranger Raptor hebt diese bekannte Offroad-Welt allerdings aus den Angeln. Denn der Raptor pflügt auch mit richtig hohem Tempo da durch. Unglaublich wie ruhig der Aufbau des Raptor ist, wenn man wie ein Bekloppter durchs „Raptor-Terrain“ heizt.
Mit den sechs Fahrmodi bin ich bestens gewappnet, den Raptor an seine Grenzen zu bringen, scheint unmöglich. Auch Fahrten durch Wasser bremsen mich nicht ein, kann der Raptor eine Wattiefe von stolzen 850 mm verzeichnen.
Da ich in dem gewählten Offroad-Parcours bereits mit zahlreichen anderen Geländegängern unterwegs war, konnte ich mich nicht nur von dieser unglaublichen Souveränität und Leichtigkeit überzeugen, ich hatte auch den direkten Vergleich. Hier kommt zweifelsohne der Fahrer an seine Grenzen, nicht der Ranger Raptor.
Wie überragend das Fahrwerk im Gelände ist, so überraschend gut ist es aber auch auf der Straße, mit diesen Pkw-Manieren hab ich nun wirklich nicht gerechnet. Für die Größe die der Ford Ranger Raptor an den Tag legt, lässt er sich im Straßenverkehr absolut easy handeln und geht trotz der aufgezogenen grobstolligen BF Goodrich All-Terrain-Reifen sehr komfortabel ans Werk, der Reifenhersteller hat hier wirklich grandiose Arbeit geleistet, denn wieder zurück im Raptor-Terrain ist schnell zu erkennen, was die Reifen bei diesem Offroad-Potential leisten müssen.
So beeindruckend die Qualitäten im Gelände sind, so überraschend ist das sehr geringe Geräuschniveau auf der asphaltierten Strecke. Das von Geländereifen bekannte Abrollgeräusch bleibt hier völlig aus.
Zugegeben, ich hatte auch an unseren deutschen Raptor zunächst die Erwartung, dass er mich auch mit seiner Leistung umhaut, doch hier muss er sich ganz klar gegenüber dem 450-PS starken F-150 Raptor geschlagen geben.
Während es die Spritpreise in den USA erlauben auch einen Schluckspecht wie den F-150 Raptor zu füttern, setzt dieser Raptor eben auf Vernunft und Effizienz. Das Diesel-Aggregat ist im Gelände dank des stolzen Drehmoments eine sehr feine Sache, an Leistung mangelt es mir hier zu keiner Zeit. Auf der Straße geht diese Souveränität allerdings etwas verloren und dieses eindrucksvolle Raptor-Gefühl weicht durchschnittlichen Fahrwerten. Mit unter zehn Liter im Mix schlägt unser Raptor den Ur-Vater dafür an der Zapfsäule natürlich erheblich.
Soundtechnisch stelle ich gar nicht erst einen Vergleich an, muss aber sagen, der Diesel hält sich sehr angenehm zurück, auf ein Poltern und Nageln – wie es bei diversen Mitbewerbern noch der Fall ist – verzichtet der 2,0 l EcoBlue und entwickelt gefordert sogar ein schönes sonores Brummen, wenn auch zugegeben nur Dank eines Soundgenerators. Und die 10-Gang-Wandlerautomatik ist ohnehin eine ganz feine Sache.
Um abschließend nochmals die Brücke zum Urvater Ford F-150 Raptor zu schlagen, in Deutschland bietet Ford dieses eindrucksvolle Biest ja nicht an, dennoch kann man auch hier über spezielle freie Importeure das Fahrzeug erwerben. Während der Pick-up in Amerika allerdings zu einem Preis von nicht mal 50.000 Dollar zu haben ist, muss man in Deutschland fast stolze 100.000 Euro hinblättern. Da wird der Ford Ranger Raptor doch gleich wieder zum Schnäppchen ;-)