Hallo !
Hier geht es um den Xantia in der Version "Activa". Diese spezielle Variante hat ein Fahrwerk, das neben den üblichen Vorzügen wie Niveauausgleich an Vorder- und Hinterachse, automatische Anpassung der Fahrwerksabstimmung an die jeweiligen Anforderungen, vom zentralen Hochdrucksystem gespeiste Bremse (max. Arbeitsdruck ca. 180 Bar, herkömmliche Bremsen arbeiten mit ca. 80 Bar) und Citroen-typisch außergewöhnlichem Komfort noch einen Ausgleich der Karosserieneigung bietet und dabei auch in wirklich schnell gefahrenen Kurven fast vollständig erhaltene Federwege aufweist. Dies bedeutet aus Sicht von Citroen ein Sicherheitsplus, da der Grenzbereich weit jenseits des (noch heute !) üblichen liegt.
Mein Activa V6 ist jetzt 12 Jahre alt und hat 295.000 Km auf der Uhr.
Der Wagen wurde stets professionel gewartet, und ist nie in die Hände von Fahrern geraten, die aus Geldmangel notwendige Reparaturen nicht durchführen ließen, wie es in Deutschland bei älteren Citroens wegen der unglaublich günstigen Preise oft der Fall ist. In meinem Besitz ist er seit rund 60.000 Km.
An Reparaturen hatte ich bis jetzt ein defektes Ausgleichsgefäß, einen gerissenen Kühlerschlauch, ein paar Birnchen, das Zündschloß (was ein pfiffiger Mechaniker mit einem Relais behoben hat). Dazu Verschleißteile wie Bremsscheiben und Beläge.
Dieser Xantia hat ein Fahrwerk, das die Frage aufkommen läßt, wieso es sowas nicht standardmäßig von allen anderen Herstellern zu kaufen gibt, Citroen hat das immerhin schon mitte der 90er Jahre in erwiesenermaßen sehr zuverlässiger Form produziert. Der Komfort und gleichzeitig die fahrbaren Kurvengeschwindigkeiten sind fernab von allem, was ich von anderen Autos kenne, und ich fahre beruflich bedingt immer wieder alle möglichen Produkte der selbsternannten "Premium"-Hersteller.
Über die Fahrleistungen muß ich nichts schreiben, man schaue sich die Testwerte an. Der Motor ist leise, bei Belastung faucht er daß es einem die Nackenhaare aufstellt, dabei ist er für die gebotene Leistung auch für heutige Maßstäbe noch sparsam. Zudem ist er offenbar ein Musterknabe an Zuverlässigkeit, die Googlesuche liefert nur Zahnriemenrisse lange nach den vorgeschriebenen Wechselintervallen. Meiner ist sehr gut bei Kräften, verbraucht ca. 0,02 Liter Öl auf 1000 Km und ist außen komplett trocken.
Der Innenraum ist bis ins Detail durchdacht und bietet eine zweckvollen Ergonomie (grüne ermüdungsfreie Beleuchtung, alle Schalter da wo man sie gut erreicht, sehr bequeme Sitze mit vielen Verstellmöglichkeiten und bestem Seitenhalt, Sitzheizung, tiefstehendes Bremspedal zum schnellen Wechsel vom Gaspedal, Klimaautomatik, 4 elektr. Fensterheber, beide Außenspiegel elektrisch verstellbar, beleuchtete Schminkspiegel auf beiden Seiten, ...
Es findet sich Platz für nahezu alles. Wir haben bei Ikea ein 2-Sitzer-Sofa gekauft, die (natürlich geteilte) Rückbank umgeklappt, Sofa hinten reingeschoben, und, gut, die Klappe ging nicht mehr ganz zu. Dafür bräuchte man dann den Kombi, den es aber leider nie mit dem Activa-Fahrwerk gab. Wenn man dann den Motor anläßt, steigt das Heck einfach wieder auf die ursprüngliche Höhe und beim Fahren merkt man die Last hinten noch nicht einmal, der Xantia gleicht den Bremsdruck automatisch an, und in Kurven neigen wird er sich sowieso nicht - auch hier frage ich mich, warum das bei Citroen seit über 50 Jahren zuverlässig so gebaut wird, andere Hersteller es aber wohl immer noch nicht in den Griff bekommen.
Die Verarbeitung: Da wird traditionell gern über Citroen gelästert. Mir scheint aber, es wird die letzten Jahre immer weniger, und der Xantia dürfte ein wichtiger Grund dafür sein. Dieser ist bereits mein dritter, und bei allen hatte ich weder bei der Elektrik noch der Mechanik noch beim Rost irgendwelchen Ärger. Im Innenraum begeistert mich die Qualität der Materialien, nach fast 300.000 Km gibt es zwar eine etwas fadenscheinige linke Flanke des Fahrersitzes, aber kein Klappern, keine Risse, nichts ist speckig oder abgegriffen.
Mein Fazit:
Der Xantia ist ein ausgesprochen hochwertiges Auto, das speziell in der (seltenen) Version "Activa" über ein nach heutigen Maßstäben herausragendes Fahrwerk verfügt, das 2 üblicherweise widersprüchliche Dinge gleichzeitig kann: Komfortabel gleiten und schnelles und sicheres um die Ecken flitzen, wobei "schnell" auch mal 250 auf dem Tacho bedeuten kann.
Der V6 macht viel Spaß bei moderatem Verbrauch.
Die Ergonomie ist ausgefeilt, das Platzangebot üppig für eine Mittelklasse-Limousine. Nach Langstrecken steige ich eher erholt als gestreßt wieder aus.
Wer einen sucht, sollte allerdings etwas aufpassen: In Deutschland sind die Xantias sehr unterbewertet, sie gelangen wegen der geringen Preise häufig in die Hände junger Fahrer mit wenig Geld und werden dann nicht richtig gewartet.