Dieser BMW war 1981 mein Fahrschulauto und zu diesem Zeitpunkt auch das Auto meines Vaters (er war Werksangehöriger), also außer meinem eigenen ersten Auto (Fiat 500) auch das erste "richtige" Auto,
mit dem ich weitere Strecken zurückgelegt habe. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich habe diesen BMW sehr gemocht und mag ihn auch heute noch, wenn ich zurückdenke. Der Nachfolger E 30 ab 1982 war zwar in mancherlei Hinsicht noch um einiges besser (moderner, größer, es gab ihn auch als 4-Türer und dann sogar als Kombi, auch besser gegen Korrosion geschützt), aber der E 21 bleibt mein Lieblings-Dreier.
Was den Wagen optisch auszeichnet, ist die sportlich-elegante Linie, die sehr viel Leichtigkeit ausstrahlt. Auch das Interieur war eher sportlich gehalten. Damals war das zum Fahrer geneigte, cockpitähnliche Design des Armaturenträgers noch eine Spezialität, die außer BMW kein anderer Hersteller zu bieten hatte und die zigtausende Autofahrer in aller Welt begeistert hat.
Kleiner Ausflug am Rande: Warum man da heute bei BMW langweilige, flache Alubretter mit Mäusekino verbaut, verstehe ich nicht. Ich habe allerdings auch nie verstanden, warum Chris Bangle jemals gestattet wurde, den klassisch-eleganten Charakter der Marke BMW weitestgehend zu entstellen.
Ist aber ein anderes Thema.
Die Sitze waren zwar straff gepolstert, andererseits aber auch recht breit geschnitten. Der Bezugsstoff war sehr fest und angenehm. Die verbauten Kunststoffmaterialien machten auch einen hochwertigen Eindruck. Die Verarbeitungsqualität des ganzen Autos war dem Preis angemessen; der erste Dreier war seinerzeit nämlich ziemlich teuer.
Die Karosserie war nicht gerade riesig, man saß hinten eher beengt.
Der Kofferraum hingegegen war ganz ordentlich.
Der E 21 war als 316 und 318 mit Vierzylindern ausgerüstet, mein Fahrschulauto und Papis Auto waren 320er mit dem feinen 6-Zylinder, dem legendären M 20 - Motor.
Die vibrationsarme und seidenweiche Laufkultur der Maschine blieb bis heute von anderen Herstellern unerreicht, selbst aus dem Hause BMW
kam noch kein Produkt, das in dieser Hinsicht wirklich neue Maßstäbe seit damals gesetzt hätte. Ich kenne die 24 -Ventiler M 50 und 52 späterer Baujahre und schätze sie sehr, aber der M 20 lief noch weicher und geschmeidiger.
Die Leistung von 122 PS war für das leichte Auto (so um die 1.100 kg)
ganz ordentlich, die Beschleunigung und auch die Endgeschwindigkeit
(0-100 ca. 10 sec.; über 180 km/h) wurden in dieser Klasse von Großserienautos nur noch vom 323 i mit 143 PS übertroffen. Damals war das was, und es kann sich auch heute noch sehen lassen.
Der BMW war aber nicht schwierig zu fahren, da der Wagen nicht aggressiv ausgelegt war. Diese Motoren werden erst so richtig lebendig über 2.500 oder noch mehr U/min. Aber sie drehen wunderbar willig ziemlich hoch.
Der Verbrauch lag bei ruhiger Fahrweise in der Stadt wie auf der Autobahn bei ca. 9.5-10 l auf 100 km. Weniger war bei den Vergasermotoren nicht drin, und wenn man Stoff gegeben hat, haben sie auch nochmal deutlich zugelegt beim Durst.
Das Fahrwerk war ebenfalls BMW-typisch ganz hervorragend -
top Strassenlage bei gleichzeitig sehr gutem Federungskomfort (in dieser Klasse Ende 70er/Anfang 80er sicher das beste, was es gab).
Spätere Dreier wie z.B. der E 46 waren dagegen bretthart, da sie nur noch auf maximal erreichbare Kurvengeschwindigkeiten ausgelegt waren, zuungunsten des Fahrkomforts.
Dabei war gerade die ausgewogene Mischung aus Sportlichkeit und Komfort genau das, was BMW immer besser konnte als andere Hersteller und weshalb sie auch gerne gekauft wurden.
Das Getriebe von ZF hat sich sehr leicht und absolut präzise schalten lassen. Normal waren 4 Gänge, aber es gab als Sonderausstattung auch ein 5-Gang -"Sport"getriebe.
Nur die Gewichtsverteilung war bei diesem Modell noch sehr frontlastig,
das heißt, bei Nässe oder auf Schnee mußte man das Gaspedal ein wenig vorsichtig behandeln. Ging aber ganz gut.
Die Bremsen waren sehr gut - wirkungsvoll und fein zu dosieren.
Der Korrosionsschutz war als gut zu bezeichnen, dennoch sind die Autos dieser Baujahre noch gerostet, verzinkte Bleche wurden damals noch nicht verbaut. Manchmal sieht man aber noch einen fahren, der dann meist noch ganz gut in Schuss ist.
Über typische Mängel weiß ich nichts zu sagen, denn mein Vater kaufte ja jedes Jahr einen neuen BMW und gab den alten dann als Jahreswagen weg. Die Motoren und Getriebe sind aber als sehr robust bekannt und stecken hohe Laufleistungen weg. Auch die Radaufhängung und Lenkung sowie der Antriebsstrang, das Differential und auch so was wie Radlager war bei BMW eigentlich immer von guter Materialqualität und ausgereift in der Konstruktion. Der E 21 war sicher kein unzuverlässiges Auto unter den kleineren Sportlimousinen, wie es etwa Alfa Romeo oder Lancia nachgesagt wurde.
Es gab noch kein Werkscabrio von diesem Typ, aber eins vom Karosseriespezialisten Baur, mit Targabügel. Und es gab auch von Alpina den B 6 und C 1 auf Basis des E 21. Aber das ist was für (wohlhabende) Spezialisten.
Das alte BMW-Motto "Aus Freude am Fahren" hat zu diesem Auto jedenfalls gut gepasst.
Viele unter den etwas älteren Lesern kennen sicher noch den französischen Schauspieler Lino Ventura, der viele Polizei- , Agenten- und Detektivrollen gespielt hat. Er muß ein BMW-Fan gewesen sein, denn ihn relativ vielen Filmen bewegt er die 02er, dann die 5er und 3er Serie.
Ventura war ein Mensch, der die schönen Dinge des Lebens zu schätzen wußte und hatte eben gerne Freude am Fahren.