Köln kurz vor Mitternacht. Es knallt, zischt und bollert, jede Menge Staub wird aufgewirbelt und die Leute gucken aufgeschreckt und panisch umher. Jeder fragt sich, wo dieses tiefe, laute Hämmern herkommt. Keine Angst liebe Kölner, das ist kein Terroranschlag! Aber WAS ist es dann? Und vor allem, was macht dieser Audi A6 da?
Ich sitze in den perfekten Recaro-Schalensitzen der neuen Audi RS6 Limousine und halte das optionale Alcantra Lenkrad in meinen Händen. Mein Herz klopft, meine Hände schwitzen und ich nutze die rote Ampel für eine kleine Verschnaufpause. Ok, ich bin das Kombi-Derivat des stärksten Audi schon gefahren, aber auf einer Rennstrecke in Frankreich ans Limit gehen ist eben doch was anderes, als zwischen Düsseldorf und Köln auf dicke Hose zu machen.
Während ich mit offenen Fenstern an der Ampel stehe und das Bollern des 580 PS starken Bi-Turbo-V10 an meinem Hintern spüre, gucke ich mich neugierig um. Alle starren ihn an, und ich kann die Leute verstehen. Ein riesiger schwarzer Grill, LED-Tagfahrleuchten, dunkle 20-Zoll-Felgen, dahinter eine riesig fette 19-Zoll Keramik-Bremsanlage und getoppt wird das Ganze von aggressivstem Rot. So sieht er aus und so zeigt er sich der Welt. Seine Mission: Auffallen.
Immer mehr Regentropfen prasseln auf das Auto und ich frage mich, ob Gott wegen den Verbrauchswerten dieses roten Monsters oder meiner Fahrweise weint. Egal. Dabei ist der RS6 doch ein reines Vernunftauto: Es hat vernünftig viel Leistung, macht vernünftig viel Spaß und verbraucht in dieser Nacht mit ca. 27 Litern auf 100 Kilometer vernünftig viel Benzin. Genau so muss das sein und binnen Sekunden sind alle Ökogedanken weggewischt.
Die Ampel wird grün und der rechte Fuß drückt das Pedal sofort auf den Boden. Doch halt! Es regnet, was tu ich hier? Gedanklich sehe ich mich schon wild gegenlenken, aber den RS6 interessiert das Wetter überhaupt nicht. Und so gehts, quattro-Antrieb sei Dank, trotz Regen und nasser Fahrbahn in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Kein wildes ESP-Blinken im Cockpit, keine Traktionsprobleme, einfach nur stur gerade aus. Erschreckend!
Aber es gibt auch was zu meckern. Als ich mit dem RS6 Avant in Frankreich unterwegs war, konnte man, ohne dass die Automatik eingegriffen hat, die Gänge komplett bis in den Begrenzer drehen. In der neuen Limousine ist das nicht mehr möglich und so schaltet die Tiptronic auch im S-Modus gegen den Willen des Fahrers. Schade, denn der Schaltvorgang erfolgt gefühlt deutlich zu früh.
Beispielhaft ist hingegen die Auditypisch perfekte Verarbeitung im Innenraum - ein Mix aus Sportlichkeit und der nochmals gesteigerten A6-Qualität. Schalensitze, ein Himmel aus Alcantra, Carbon wohin man sieht und dieser herrlich komponierte Neuwagengeruch. Die Mittelkonsole mit der MMI-Bedieneinheit mit ihrem roten Licht wirkt in der Nacht wie ein Flugzeugcockpit, und ich bin der Pilot. Hier fühlt man sich auf Anhieb wohl und möchte nicht mehr aussteigen.
Nach dem Fotoshooting ist es endlich wieder trocken. Mein Blick bleibt am Tacho hängen, genauer gesagt an deren Ende bei 320. Der innerliche Zwang führt mich direkt auf die Autobahn, ich muss jetzt einfach schnell fahren. Beängstogend zügig sind die 250 geknackt und als die 265 auf dem Tacho steht, weiß ich ganz genau: Dieser RS6 hat die optionale V-Max-Anhebung auf 280 km/h.
Mein Grinsen wird größer und größer als ich merke, dass dieser RS6 komplett offen ist und deswegen auch locker die 280 überschritten werden. Bis Tempo 302 lasse ich mich verführen, dann sehe ich wegen der Dunkelheit nichts mehr und stoppe meine persönliche Rekordfahrt.
Es ist kurz vor fünf Uhr morgens als die Reservelampe des Tanks aufblinkt. Das ist mein Zeichen mich langsam auf den Rückweg ins Hotel nach Düsseldorf zu machen. Kurz überlege ich Vollzutanken und einfach nach Hamburg zu fahren, doch dann siegt mein Gewissen, weiß ich doch, dass sich meine morgen eintreffenden Journalistenkollegen ebenfalls auf dieses Fahrerlebnis freuen. So steuere ich also erschöpft, durchgeschwitzt und mit schwerem Herzen die Königsallee in Düsseldorf an.
Fazit:
Der RS6 ist meiner Meinung nach das Beste, was Audi seinen Kunden im Moment anzubieten hat. Ein Motor den man nur als traumhaft beschreiben kann, ein Fahrspaß der seines Gleichen sucht und ein Sound der süchtig macht. Dank elektronischer Dämpferkontrolle bietet der RS6 zudem eine perfekte Alltags- und Reisetauglichkeit und außerdem unglaublich viel Platz.
Kurz gesagt: Dieses Auto ist jeden Cent wert und verzaubert Fahrer und alle anderen Insassen.
JA, ich habe mich verliebt und nach der Abgabe des Schlüssels an der Rezeption noch bitterlich in mein Kissen geweint.