Man(n) kann nur immer wieder den Hut ziehen vor den italienischen Designern. Egal, ob groß oder klein, ob Sportwagen oder Limousine, es gibt kaum einmal einen Style-Faux Pax.
Das trifft natürlich auch auf den Alfa 166 zu. Neben ihm sehen die deutschen Kandidaten der gleichen Klasse einfach nur zum Gähnen aus. Front, Heck und Seitenansicht sind wi e kaum anders zu erwarten schlicht perfekt. Da trifft Eleganz auf Sportlichkeit, und Dynamik auf einamlige Zeitlosigkeit.
Die Gefälligkeit der äußeren Anmutung setzt sich im Innenraum fort, der viel italienschen Charme und Esprit zum Wellnessprogramm für alle Insassen verströmt.
Die Platzverhältnisse für fünf Passagiere und Gepäck (klassenübliche 490 Liter Kofferraumvolumen) sind einwandfrei, insbesondere Fahrer und Beifahrer haben viel Platz um sich und sitzen auf guten Seitenhalt vermittelndem Gestühl, selbst wenn diese wie bei meinem Exemplar gefahrenen aus gegegerbter und colorierter Kuhhaut bestand.
Der kleinere 6 Zylinder hat nicht nur 30 PS und knapp 500 ccm weniger als der 3.0 Liter, doch zu verstecken braucht sich der "Kleene" absolut nicht. Abgesehen von den guten Fahrleistungen trägt der V6 maßgeblich zum Reiz des Autos bei. Zwar ist er etwas von der Präsenz eines 3.0 entfernt, aber er grollt, schnorchelt und knurrt das es eine Freude ist und ist deshalb keine 2.Wahl!
Alfas Großer fährt sich handlich und wirkt mit seiner eher straffen Abstimmung mit relativ geringer Seitenneigung einigermaßen agil. Auch der gebotene Komfort ist insgesamt gut, wozu auch zweifelsfrei die verwindungssteife Karosserie beiträgt. Es macht wirklich Spaß, den 166 zu bewegen.
Das Ansprechverhalten auf kurzen Fahrbahnunebenheiten für mich nicht ganz so geschmeidig. Bei kurzen Unebenheiten wie Kanaldeckeln dringen Schläge in den Innenraum durch. Andererseits taucht der Alfa beim Bremsen enorm ein und kommt dafür beim Beschleunigen vorne weit aus den Federn. Dies ist erstens unangenehm sowie dem gehobenen Fahrzeugsegment nicht ganz angemessen und verstärkt zweitens den Eindruck, dass die Grenzen des Frontantriebs mit den gut 190 PS erreicht sind. Die Entlastung der Vorderräder ist bis in die dann plötzlich noch leichtgängigere Lenkung spürbar. In engen Kurven regelt die Traktionskontrolle VDC (Vehicle Dynamic Control) zwar ebenso zurückhaltend wie effektiv, kann aber den konstruktionsbedingten Traktionsverlust bei Nässe oder starkem Leistungseinsatz nicht völlig eliminieren.
Spaß mildernd auch seine seine teilweise horrenden Unterhaltskosten. Verschleißanfällige, ausgeschlagene Gelenke, Zahriemenwechsel oder die oft spinnende Elektronik können einem schnell den Spaß verderben, denn das kostet alles richtig Kohle. Auch die Antriebswelle ist immer wieder ein Schwachpunkt. Schade, das man das bis dato nicht in den Griff bekommen hat.
Dazu kommt noch der hohe Wertverlust, der den 166 in jungen Jahren attraktiv macht, darüber hinaus sind alle 166 in recht hohen Versicherungstypklassen angesiedelt. Individualität hat nun mal ihren Preis, erst recht beim Auto.
Wahrscheinlich ein Grund dafür, dass er bei uns doch äußerst selten zu sehen ist.