Es war im Frühjahr 2007 als ich mich mit einem Umschlag von Ersparnissen im Rücken und einem freudigen Blick in die Zukunft aufmachte, meinen Fiat Cinquecento durch einen Alfa Romeo abzulösen. Ewig lange hatte ich mich im Internet nach Modellen umgesehen, wobei für mich zunächst nur der Alfa 145 infrage kam.
Das Design ist einfach atemberaubend schön und der Seltenheitsfaktor bei diesem Auto macht ihn gleichzeitig außergewöhnlich wie imposant. Von vielen als "Golf mit Stummelheck" verschriehen, fand und finde ich das Aussehen des 145 bei weitem attraktiver als das des Wolfsburgers.
Konkurrenten? Nein, das sind die beiden nicht. Zumindest nicht direkt. Alfa Romeo mit Volkswagen zu vergleichen ist beschämend, dafür ist die charakterliche Diskrepanz einfach viel zu hoch.
Bei meinen ''Recherchen" im Netz, stieß ich auf einen 145`er, der nur 30 Km von mir zuhause entfernt zum Verkauf angeboten wurde. Preis: 2500,- €.
Gemeinsam mit meinem fachkundigen, und von Alfa leider absolut abgeneigten Opa, fuhr ich zum besagten Verkäufer.
Da stand er nun also, dieser Traum in rot. Ein wahrer Augenschmaus! An dem Auto selber war bereits einiges gemacht worden. So gab es beispielsweise Niederquerschnittsreifen, einen Sportauspuff sowie ein etwas tiefer als gewöhnlich liegendes Fahrwerk. Sportlich, sportlich dachte ich mir. Beim genaueren Betrachten, stellte ich dann allerdings fest, dass an einigen Stellen, unabhängig von Alfa Romeo, stümperhaft gearbeitet worden war. Zudem waren die nicht ganz billigen Reifen schon ziemlich weit runter und es war offensichtlich, dass mit 2500,- € noch längst nicht alle Kosten gedeckt waren, um mit dem Auto zuverlässig zum TÜV fahren zu können.
Ungeduldig wartete ich auf den Schlüssel um mir das Auto von innen anzuschauen. Und was war? Schimmel!! Das Auto muss also längere Zeit schon gestanden haben. Kein Wunder, denn wer fährt schon einen Alfa 145? Die Fahrzeuge sind auf deutschen Straßen wahre Exoten! Gut denkbar, dass ich der erste, ernsthafte Interessent für den kleinen Italiener war. Der Mief verdarb die erste Freude. Der lange, kalte Winter hatte der Bella wohl schon ziemlich arg zugesetzt. Ferner kam hinzu, dass ich mich im Cockpit zwar wohlfühlte, dass ganze aber mehr nach der Resteverwertung von BASF als nach italienischem Chic aussah. Plastik so weit das Auge reichte. Ergonomie, Design, Reiz? Wo waren all die Komponenten die die neuen Alfas im Innenraum versprühen und die dieses Fahrzeug immerhin von Aussen versprach?
Autsch! Damit war die Vorfreude getrübt, doch der absolute Supergau entpuppte sich schließlich beim Öffnen der Motorhaube. Rostbesetzt war der 1.4 Twin Spark Motor und es machte den Anschein, als habe der flotte Sportler ein bisschen zu lange Meersalzbrisen inhaliert. Zudem kam auch hier Schimmel und Feuchtigkeit, tropfendes Öl, dass das Vertrauen nicht besonders schürte und ebenso enttäuschte wie festsitzende Bremsen und labberige Kabel. Dass es bei dieser Baureihe auch anders geht, zeigten mir später einige andere Kollegen, die den 145 ihr eigen nennen, anständig pflegen und mich somit nicht zur schlechtesten Note in Sachen Verarbeitungsqualität überzeugen konnten. Der TÜV allerdings, ist da ganz anderer Meinung. Kaum ein Fahrzeug schnitt im Vergleich über die Jahre so schlecht ab wie der Alfa 145 (bzw. sein Pendant 146).
Das konnte ich mir einfach nicht erlauben! Ich brauche ein Auto das zuverlässig ist. So fiel die Wahl später doch auf einen über Fianzierung laufenden Alfa Romeo 147.
So bleibt der 145 ein ewiger Jugendtraum. Doch bin ich mit meiner Wahl, dem 147, top zufrieden.
Da es den 145 heute nur noch als Zeitungsinserat oder beim Nieschenhändler Eures Vertrauens zu erstehen gibt, empfehle ich Euch vor dem Kauf folgende Checks:
- Der Rostcheck! Auspuff, Unterboden und Co. sind beim 145 ein
gefundenes Fressen für den Alptraum der Alfisti. Die leider oft
von Vorbesitzern schlecht gepflegten Wagen, solltet ihr unbedingt
darauf prüfen.
- Checkheft gepflegt? Nein? Dann lasst die Finger davon.
Der TÜV ist nicht der beste Freund des Alfas, aber hat eben nicht
grundsätzlich unrecht.
- Plant vor dem Kauf ein bisschen Geld für Reparaturen ein.
Das Auto hat nun mal einige Jahre auf dem Puckel und bedarf
einer guten Pflege. Leider sind Ersatzteile relativ teuer und auf
deutschen Schrottplätzen eher die Nadel im Heuhaufen.
- Lasst Euch vor dem Kauf die TÜV Inspektion machen
... Dann habt ihr mit dem Alfa Romeo 145 sicher noch eine Menge Freude und hebt Euch zu einem moderaten Preis mit einem außergewöhnlich seltenen, hübschen und charmanten Fahrzeug von der Masse ab.
Mein Fazit: Lieben heisst verzeihen können, das wissen Alfisti besser als viele andere Autofahrer. Der 145 ist sicher nicht der beste Alfa, aber für markentreue Liebhaber, Bastler und fürsorgliche Besitzer ein Geheimtipp.