Sind ältere Autos zuverlässiger?
Hallo allerseits,
Wir haben in der Familie zwei Standpunkte. Was meint ihr dazu?
Mein Vater ist 30 Jahre Saab (99 / 900) gefahren und sucht einen Gebrauchtwagen bis 6000, ev. 7000 EUR, er sagt: "Am besten wieder ein Saab. Auch wenn einer nun 10+ Jahre alt ist und 150'000+ km drauf hat, ist das solide Technik. Da gibts noch nicht so viel Elektronik drin, die bei neueren Autos rasch kaputt geht und ausserdem weiss ich, wo die Bedienelemente sind. Ich will einen Kombi und Saab sind auch bei Unfällen sicher."
Ich sage: "Bloss keinen Saab. Da wird dir dein Garagist bald sagen, dass er kein Ersatzteil mehr kriegt und bei einem so alten Auto mit so vielen km wird bald etwas kaputt gehen. Du könntest z.B. einen Renault Mégane nehmen, 5 Jahre alt mit 120'000 km. Die sind nicht mit Elektronik überladen und diese ist in den letzten 20 Jahren auch viel zuverlässiger geworden. Nur bei allzu funktionellen Luxus-Karossen gibts heute Probleme mit der Elektronik. Die Bedienung von Radio und Klima wird etwas anders sein, die Bedienelemente fürs Fahren sind praktisch identisch. Die Sicherheit ist gut, egmäss Euro NCAP."
Was meint ihr dazu? Gibts noch andere Alternativen?
Danke für die Hilfe!
Warum haben so viele Leute Angst vor Elektronik im Auto?
Ein Auto ohne jede Elektronik ist ein Vorkriegsauto. Selbst da gab es eine Zündanlage, Lima, Anlasser.
Von wegen elektronikfreie Youngtimer: Die der 80er und 90er Jahre ist heute oft eine Qual für Schrauber, weil es viele Teile davon nicht mehr gibt und nur noch wenige Fachleute, die sie reparieren können.
Moderne Ersatzteile hat jeder Fachhandel im Sortiment. Wenn man sie denn mal braucht... Dass die "schnell kaputt geht" ist ein modernes Märchen. Die Mechanik von einst war wesentlich anfälliger und der Grund dafür, dass so viele an Käfer, Ente und Co. schrauben konnten: Um teure und häufige Werkstattbesuche zu reduzieren.
Warum diese sinnlose Angst vor Elektronik? Ist seit Jahrzehnten Standard und es geht heute ohne sie nicht mehr. Elektronik hat doch erst die Autos sparsam und zuverlässig gemacht.
Fernseher, Heizungssteuerung und Waschmaschine zu Hause sind voller Elektronik, die darin anständig arbeitet, in einem Auto aber keine zwei Wochen durchhalten würde.
Die Elektronik, die in Autos verbaut wird, muss ganz andere und weit härtere Anforderungen erfüllen und das macht sie auch. Ausfälle kommen vor, stehen aber in keinem Vergleich zu den mechanischen Ausfällen bzw. Funktionsproblemen von früher.
Mir ist "früher" mindestens zweimal eine Fensterkurbel abgebrochen, weil zu schwach gebaut.
E-Fenster: Noch nie was dran gehabt. Funk-Zentralverriegelung, Klimaautomatik, ESP, Bordelektronik? Funktionierte bisher immer tadellos.
Sorgt für angenehm temperiertes Fahren bei jeder Jahreszeit und hält das Auto zuverlässig auf rutschiger Straße, wo man "früher" gerne mal panisch pedalpumpend in den Graben rauschte.
"Früher" zog sich das 1,6l-Mittelklasseauto mit 75 PS 10-12 Liter durch den Vergaser, und wenn der schlecht eingestellt war, gerne noch mehr.
Viele Autos hatten bis Mitte der 1980er Jahre nur fünfstellige Kilometerzähler – bestimmt nicht, weil die Autos damals so enorm lang hielten.
Nee, Leute, das Jammern "früher war alles besser und einfacher“ ist doch eine völlige Verklärung der Situation.
Gute Autos baut heute jeder Hersteller. Wie viel Luxus-Elektronik man darin braucht, kann man sich doch aussuchen. Diejenige, die Autos sicherer und sparsamer macht und zudem Fahrspaß bringt, ist ein Muss.
Ein Saab wird schon lange nicht mehr gebaut, und die Ersatzteileversorgung wird zunehmend schlechter. Von den kommenden Rostproblemen mal abgesehen. Seine Sicherheit ist auf dem Stand von damals, mit heutiger kaum noch vergleichbar. Ein Renault ist aber, was die Zuverlässigkeit der Elektronik angeht, nicht die beste Alternative. Da würde ich eher zu einem Audi, BMW, Benz, Ford.... oder Asiaten tendieren, wenn es vor allem um das Thema zuverlässige Elektronik geht.